Viele haben falsche Erwartungen an den Beruf des Tierpflegers Marco und der freche Dachs: Azubi im Wildpark Mehlmeisel

Von Andreas Gewinner

Du stinkst“, sagt Marco zu Erich. Den stört das nicht, denn Erich ist nur interessiert an dem Stück Fleisch, das Marco in der Hand hält. Und Marco stört es im Grunde auch nicht, dass Erich stinkt. Denn Erich ist ein Dachs, und Dachse stinken nun mal. Das wusste Marco Brauns (19), bevor er sich für die Ausbildung zum „Tierpfleger/zoologischer Garten“ im Wildpark Mehlmeisel entschied. Andere, die sich für den Beruf entschieden, haben sich gründlich getäuscht.

 
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Am Dienstag hat seine dreijährige Lehre begonnen. Tierpfleger ist ein begehrter Lehrberuf. „Man muss sich bundesweit bewerben“, ist Marco Brauns’ Erfahrung. Doch viele Bewerber kommen mit falschen Vorstellungen. „Leute, die denken: Ich habe einen Hund und einen Hamster, ich kann das. Mädchen mit pink lackierten Fingernägeln, die glauben, man muss den ganzen Tag nur Kaninchen streicheln. Die sind dann schockiert, wenn es heißt, ein Reh auszunehmen und zu zerlegen.“ Hat Marco Brauns schon gemacht. Denn als Praktikant ist er bereits seit Mai im Tierpark Mehlmeisel tätig. Der Tierpark bekommt immer mal wieder totgefahrene Rehe gebracht. Ihr Fleisch darf für menschlichen Verzehr nicht mehr genommen werden, aber für Tiere wie Dachs Erich sind sie ein Leckerbissen.

Eigene Vogelzucht

Marco Brauns stammt aus Höchstadt/Aisch. Er hat seit vier Jahren eine eigene Zucht für Wellensittiche und Prachtfinken, ein Hobby, das schon sein Vater betrieb. „Es hat mich begeistert, die Tiere zu pflegen und aufwachsen zu sehen, dass ich wusste: Das will ich mein Leben lang machen.“

Doch der Wildpark in Mehlmeisel bekommt nicht nur totgefahrene Rehe gebracht. Sondern auch lebende verwaiste Tierkinder. Wie Erich, den Dachs, oder Kalli, den kleinen Fuchs, der sich mit Erich ein Gehege teilt. Oder Rocky, der Waschbär. Den Wildparkbesuchern erklärt Marco Brauns unter anderem, dass der Waschbär eigentlich Tastbär heißen müsste, weil er seine Nahrung unter Wasser betastet und nicht wäscht. „Führungen habe ich schon am dritten Tag meines Praktikums gemacht. Die Stichwortzettel, die ich anfangs noch brauchte, sind nun nicht mehr nötig.“ Zweimal am Tag macht Marco diese Führungen. Dann legt er den Nackenbügel mit Mikrofon um, steckt sich den Sender in eine der vielen Taschen seiner Arbeitshose und wartet am „Uhrenbaum“ auf die genaue Uhrzeit für den Beginn der Führung. „Wir hatten schon Beschwerden, weil die Führung eine Minute zu früh oder zu spät begann. Deshalb haben wir eine stets genaue Funkuhr an einen Baum am Eingang gehängt.“

Tote, weiße Mäuse

Bei Cäsar und Cleopatra, den beiden Wildkatzen, holt Marco tote weiße Mäuse aus einem Kasten, befestigt sie an einem Seilzug und fährt sie über das Gehege, dass die Wildkatzen danach springen. Deshalb gehört es auch zu seinen Pflichten, abends, vor dem Feierabend um 18.30 Uhr, weiße Mäuse aus der Tiefkühltruhe zu holen, dass sie bis zum nächsten Tag auftauen.

Und ein großer Teil seiner Arbeitszeit ist, sich mit einzelnen Tieren zu beschäftigen, sie an Menschen zu gewöhnen. Dann geht er ins Gehege. Und macht erst mal gar nichts. „Irgendwann merken die Tiere, dass man ihnen nichts Böses will. Und ihre natürliche Neugier bewirkt, dass sie sich allmählich einem nähern. Wenn sich ein Tier anfassen lässt, ohne auszurücken, dann ist das ein großer Schritt.“ Bei Erich, dem Dachs, Kalli, dem Fuchs und Rocky, dem Waschbären klappt das schon prächtig.