Bayreuther verkauft seinen Namen

Von Katharina Wojczenko
Charly Busch hat schon einmal einen Zirkusdirektor gespielt. Nun soll ein Zirkus seinen Namen tragen. Das Plakat hat ihm Geschäftsführer Peter Cseri schon aufs Handy geschickt. Die erste Vorstellung ist im Mai. Foto: Ronald Wittek Foto: red

In seinem Pass steht als Vorname Karl-Heinz. Die Bayreuther kennen ihn nur als Charly Busch (73). Das bringt ihm nun Geld ein. Ein Schwabe hat sich das Nutzungsrecht gesichert. Peter Cseri will einen Wanderzirkus namens Charly Busch gründen. Das zieht Publikum, ist er überzeugt. Und auch Zirkushistoriker sagen: Der Name Busch ist berühmt in der Zirkus-Szene.

 
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Als der Unbekannte Mitte Februar anruft, glaubt Charly Busch erst, einer seiner Freunde mache einen  Witz. Er sei vom Bodensee und wolle seinen Namen kaufen, sagt der Mann. "Was soll der Scheiß", denkt sich Busch erst. Dann erzählt der Mann mehr. Eine Woche später kommt Peter Cseri mit seinem Anwalt nach Bayreuth, um beim Notar den Vertrag zu unterschreiben. "Jetzt glaube ich es auch", sagt Charly Busch. 200 Euro soll er ab Mai monatlich dafür bekommen, dass Cseri seinen Namen für den Zirkus nutzen darf.

Doch warum ist Peter Cseri so scharf auf den Namen? Wer nach "Zirkus" und "Busch" im Internet sucht, findet viele Namen. Carl Busch, Paul Busch, Constanze Busch, Busch-Roland: "Es gibt viele Buschs - aber nur einen Charly", sagt Charly Busch. Mit Y. Über Bayreuth hinaus bekannt wurde der heute pensionierte kaufmännische Angestellte als Schauspieler und Sänger. Über 20 Jahre spielte er bei der Naturbühne in Trebgast mit und singt immer noch jedes Jahr für die Faschingsgesellschaft Bayreuther Hexen zwei neue Lieder. Er hat weder eine Homepage noch steht Charly als Künstlername im Ausweis. Einzig eine Facebookseite. So hat Peter Cseri ihn zufällig gefunden.

Ein Name mit Geschichte

"Der Name Busch ist aus der ehemaligen DDR bekannt und spricht das Publikum immer noch an", sagt der Schwabe. "Ich kann nicht irgendeinen Namen draufschreiben, so wissen die Leute, dass das ein anspruchsvoller Zirkus ist." Und er mag den Klang. Deshalb habe er sich rechtlich abgesichert, dass er den Namen führen dürfe.

Er stamme aus einer Schaustellerfamilie, sagt der 47-Jährige, arbeitete als Artist bei einem Zirkus Rudolf Busch, zuletzt als Mr. Jason mit einer Westernnummer. Seine Lebensgefährtin stamme aus einer Zirkusfamilie, sagt Cseri. Als Miss Jenny trat sie am Drahtseil, Vertikalseil und Messerbrett auf.

"Zirkus ist immer noch ein lukratives Geschäft"

Gemeinsam wollen sie nun den neuen Zirkus gründen. Seit fünf Jahren arbeite er daran, habe sich in der Zeit mit einem Lastwagen- und Nutzverkehrhandel den Lebensunterhalt verdient. Knapp 60 Mitarbeiter soll der Zirkus haben, aus Polen, Deutschland, Marokko, der Ukraine. "Wenn man eine gewisse Größe hat, ist Zirkus immer noch ein lukratives Geschäft", sagt Cseri. Hunderttausende Euro hätten seine Lebensgefährtin und er schon investiert. "Ein Zirkus kann heute nur überleben, wenn er vernünftig und sauber arbeitet." Und einen Namen hat, der Publikum anzieht.

Der Glanz des Namens geht auf die berühmte Berliner Zirkusdirektorin Paula Busch zurück, sagt der Dresdner Zirkushistoriker Ernst Günther. Ihr Enkel Paul habe den Namen verpachtet und mehrere Prozesse gegen illegale Nutzer geführt. Unabhängig davon gab es eine Nürnberger Zirkusfamilie Busch, die mit der Berliner nicht verwandt ist. Auf ihn geht der DDR-Zirkus Busch zurück, sagt Günther.

Auf der Suche nach dem wahren Zirkus Busch

Wie viele Zirkusse Busch es in Deutschland gibt, kann nicht einmal Günther sicher sagen. "Das ist schwer und ständig in Bewegung, das ist seit ein paar Monaten sehr verworren." Er schätzt, dass es aktuell sieben sind.

"Mit der Familie Busch hat heute gar niemand mehr etwas zu tun", sagt auch der Berliner Zirkushistoriker Dietmar Winkler. Wenn, dann bedingt Enkel Paul, der selbst keinen Zirkus betreibt. Über die Qualität der Zirkusse will er sich kein Urteil erlauben. "Ich glaube aber, die Zirkusse versprechen sich alle zu viel von dem Namen."

Gutes Image zu pachten

Peter Cseri macht sich keine Sorgen, dass er wegen seines Zirkus Charly Busch rechtlich Problem bekommen könne. Er habe sich beraten lassen. "Die anderen können nichts unternehmen und haben genau wie ich den Namen gepachtet, um von dem guten Image zu profitieren."

Dem Bayreuther Namensgeber ist es wichtig, dass in Cseris Zirkus keine Wildtiere, sondern nur Artisten und Haustiere auftreten werden. "Ich hätte meinen Namen nicht für irgendetwas hergegeben", sagt Busch. Ein, zwei Mal pro Woche ruft Cseri ihn an und erzählt, wie das Projekt voran geht. "Ich komme mir schon wie ein Zirkusdirektor vor", sagt Busch. Den hat er bisher erst einmal in Trebgast gespielt.

Er freut sich auf seinen Zirkus.  Zur ersten Vorstellung am 5. Mai in Stockach ist er eingeladen. Er wird hinfahren. Und er will weiter ein Auge darauf haben, wie in der Presse über den Zirkus berichtet wird und wie es läuft. "Vielleicht werde ich ja auch mal dort auftreten und singen."

Hintergrund: So machen Sie Ihren Namen zu Geld

"Jede Person hat ein Recht auf ihren Namen", sagt Claudia Anja Haag. Sie ist Rechtsanwältin und Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz. Paragraf 12 des Bürgerlichen Gesetzbuchs besage, dass der Name einer natürlichen Person geschützt und nicht übertragbar ist - wie das Urheberrecht. Allerdings kann jeder- genau wie beim Urheberrecht - anderen die Nutzung für seinen Namen gegen ein Entgelt überlassen. Zum Beispiel, um unter dem Namen ein Parfüm zu vertreiben. Diese Nutzungsvereinbarung ist unter dem Namen Lizenz geläufig. Bei dem Vertrag, den Charly Busch unterschrieben hat, hat Haag keine rechtlichen Bedenken. "Der Vertrag wäre sogar ohne notarielle Beglaubigung gültig."

Die Lizenzgebühr entspreche üblicherweise zwischen zwei und zehn Prozent des erzielten Gewinns. "Wenn man davon ausgeht, dass Zirkusse oft keinen Gewinn haben, sind 200 Euro im Monat realistisch", sagt Haag. "Ich hätte aber Bedenken, dass ich dem anderen Zirkus Busch rechtlich in die Quere komme." Hat dieser sich den Namen als Marke eingetragen, könnte es problematisch werden. Zwei Möglichkeiten gebe es, eine Marke zu verletzen: Wenn eine Zeichenähnlichkeit vorliegt und verkaufte Ware oder Dienstleistung ähnlich sind. Und wenn man gegen das Wettbewerbsrecht verstößt, weil man sich bewusst einen Namen verschafft, um bei den Verbrauchern einen Irrtum zu erregen. "Er könnte sich ja auch Zirkus Müller nennen."

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