Hüttemann hat zehn Kilo abgenommen. Die Fingerspitzen prickeln, sie friert leicht, ist oft müde. Kann sich nicht länger konzentrieren. Von der Psychologin hat sie erfahren, dass es Kurse gibt, um das zu üben, darüber gesprochen, wie sie wieder in ihren Beruf zurückkehrt. "Sie hat mich in meiner Einstellung bestärkt", sagt Hüttemann, "das hat mir gutgetan." Und wenn der Krebs wiederkommt? "Man muss damit zurecht kommen, wenn's da ist. Sonst mache ich mich kaputt."
Immer noch auf Hilfe angewiesen
Sie ist dankbar für Dinge, die sie vorher selbstverständlich fand. "Gerade, weil ich anfangs immer auf Hilfe angewiesen war." Ihr Mann schmeißt derzeit den Haushalt, weil sie selbst zum Kochen zu schwach ist, muss sie überallhin fahren. Ihre Eltern kommen regelmäßig "zum Betüdeln". Mitte des Jahres will sie wieder arbeiten. Mit den Kollegen ist sie in Kontakt. Ihr nächstes großes Ziel: Endlich wieder raus für einen längeren Spaziergang oder abends in die Pizzeria.
Info: Psychoonkologischer Dienst und Tag der offenen Tür
Zwischen 25 und 30 Prozent aller Krebspatienten im Verlaufe ihrer Erkrankung psychische Störungen oder erfahren psychosoziale Beeinträchtigungen. Deshalb gibt es seit zehn Jahren den psychoonkologischen Dienst (POD) am Klinikum Bayreuth. Vier Mitarbeiter sind Ansprechpartner für die Patienten und ihre Angehörigen, darunter ein Mann. "Das ist wichtig, weil wir auch die Urologie an der Hohen Warte mitbetreuen", sagt Psychoonkologin Ulrike Schmeisser. "Für Männer ist es einfacher, mit einem Mann über die Prostata zu sprechen."
Wurden im ersten Jahr noch 281 Patienten beraten, waren es zuletzt 1600 Patienten. Die größte Gruppe sind Patientinnen mit Brustkrebs. Das Angebot ist Pflicht für jedes onkologische Zentrum. Etwa 200.000 Euro kostet der POD jedes Jahr. Separat vergütet wird dieser von den Krankenkassen nicht. Dabei ist die psychoonkologische Versorgung seit 2010 als Ziel im nationalen Krebsplan festgeschrieben.
Mit einem Tag der offenen Tür feiert der POD am Dienstag, 8. März, seinen zehnten Geburtstag. Von 13 bis 15 Uhr können die Gäste in den Räumen des POD (Ebene -3 im Brustzentrum) unter dem Motto "Schenken Sie uns einen schönen Gedanken" ihre Wünsche aufschreiben. Um 15 Uhr beginnen die Vorträge im Konferenzsaal 1. Die Themen: "Immuntherapeutische Ansätze in der Krebstherapie" und "Psychoonkologie - eine Sacher vieler".