Gleich drei Geschäfte haben auf einmal geschlossen – Bürgermeister will ein Konzept vorlegen Machtlos gegen den Leerstand

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Im Markt Kirchenthumbach haben gleich drei Geschäfte geschlossen, so wie der NKD-Markt. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

„Ich sage schon lange, dass wir hier ein sterbender Ort sind“, sagt der Mann, der gestern Morgen über den Kirchenthumbacher Marktplatz läuft. Die Traditionsbäckerei Pesch, die Gaststätte Quetschn und der NKD-Markt haben vor zwei Wochen fast gleichzeitig zu gemacht.

 
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Seinen Namen will der 61-Jährige nicht nennen, weil er selber ein Geschäft hat. Aber ja, sagt er, Leerstände gebe es immer mehr. Vor ein paar Jahren hat die Drogerie Schlecker geschlossen und auch beim Spenglerbetrieb gibt es keinen Verkauf mehr. Nur ab und zu nehme der Inhaber noch Reparaturen an, weiß er. „Die Alten machen halt so lange sie können und die Kinder haben aber meist kein Interesse“, hat er beobachtet. So geht es ihm auch selber. Wenn er mal in Rente geht, muss er schließen, die Jungen haben sich anders orientiert.

Zum Einkaufen in die Stadt

Nach dem Schließen von Pesch gibt es nur noch einen Bäcker am Marktplatz und einen Filialisten im Supermarkt. Metzger hat man noch zwei und Wirtshäuser sechs. „Die Leute fahren zum Einkaufen eher in die Städte nach Pegnitz, Bayreuth oder Weiden“, so der Mann. Nur die ältere Generation kaufe im Ort selber ein.

Der Zustand mit den Leerständen sei besorgniserregend, nennt es auch Bürgermeister Jürgen Kürzinger. „Das tut der Innenstadt nicht gut“, sagt er. Dass Pesch schließen würde, sei absehbar gewesen, man wusste, dass es keinen Nachfolger gibt. Im vergangenen Jahr hatte er schon nur noch am Wochenende geöffnet. Viele würden nun auch beim Bäcker im Supermarkt schnell etwas mit einkaufen. „Das ist kein guter Zustand für die Ortschaft, aber ich kann nicht viel machen“, sagt Kürzinger.

Kommune gehören Häuser nicht

Trotzdem hat er sich für kommendes Jahr auf die Agenda geschrieben, das Thema der Leerstände anzugehen. Problem sei, dass der Kommune die Häuser nicht gehören, sondern in Privathand sind. Und was, wenn man die Häuser kauft? „Wenn wir die Gebäude erwerben, ist ja noch nichts drin“, so der Bürgermeister. Man müsse nun ein Konzept mit einem Fachmann ausarbeiten. Es ginge darum, wo es Sinn macht Leerstände zu erwerben und wie man mit ihnen umgeht. Eine Lösung sei nicht vorauszusehen, aber man werde das Sterben der Gemeinde aufhalten, betont er. Eventuell könne man auch eine Nutzungsänderung umsetzen und in den ehemaligen Geschäftsgebäuden Wohnraum schaffen.

„Der Marktkern hat sich in den vergangenen Jahren verlagert“, sagt Kürzinger. Viele Familien hätten jetzt in Sandbrunnen gebaut, wo es drei neue Baugebiete gibt. Und die hätten es zum Supermarkt eben näher. Was der Bürgermeister auch bedauert, ist die Lage des Ortes mit fehlenden Sehenswürdigkeiten. „Wir müssen mehr Werbung für uns machen“, ist seine Ansicht. Man müsse mit den Pfunden wuchern, wie mit den Gesteinsarten oder dem einstigen Erzabbau in Pfaffenreuth. Auch an einem Weg nach Thurndorf zum Aussichtsturm am Kalvarienberg sei man dran. Aber wenn eben mal jemand käme, dann übernachte er eher in den umliegenden Städten. Und der nahe Truppenübungsplatz in Grafenwöhr sei für den Ort ein Hindernis, so Kürzinger. Durch ihn könne man zum Beispiel nicht direkt nach Amberg fahren. „Aufgrund des Truppenübungsplatzes fehlt uns Fläche, für den Anschluss an andere Flächen und Straßen“, sagt er. Trotzdem dürfe man natürlich die US-Amerikaner nicht negativ sehen und der Kontakt zu ihnen sei auch sehr gut. Aber der Übungsplatz grenze eben aus.

Grundversorgung ist gesichert

Auch auf die Busverbindungen habe das einen negativen Einfluss, es fehlen welche. Kürzinger weiß, dass das Problem mit den Leerständen auch in anderen Gemeinden vorhanden ist. „Aber wir geben den Kampf dagegen nicht auf“, betont er. Aber es gibt eben auch noch das Alltagsgeschäft in der Gemeinde, das bewältigt werden muss. Er unterstreicht aber, dass die Grundversorgung in Kirchenthumbach gesichert ist. Für den täglichen Bedarf gebe es alles. „Obwohl eine Apotheke und eine Drogerie nicht schlecht wären“, findet der Bürgermeister. Aber viele Bürger wären mittlerweile eben mobiler als noch vor ein paar Jahren. Für sie sei es dann keine Schwierigkeit, mal in die Stadt zu fahren.

Leerstand eindämmen

Was nun in den geschlossenen NKD-Markt kommen wird, sei noch nicht sicher. Auf jeden Fall bleibe der Hörakustiker wie bisher im rückwärtigen Teil. So weit er aber weiß, gebe es Anfragen für ein bis zwei Geschäfte. Bedauerlich sei auch, dass die Quetschn zu sei. „Das war für viele doch ein Anlaufpunkt“, so Kürzinger. Gut laufe zwar die Gaststätte Zur Post, aber die anderen Wirtshäuser hätten damit zu kämpfen, dass die meisten Vereine ihre eigenen Heime hätten. Früher habe man sich eben zu Versammlungen in Gaststätten getroffen. „Wir werden uns aber weiter den Kopf zerbrechen, wie wir den Leerstand eindämmen können“, so der Bürgermeister.

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