Luisenburg-Intendant steigt 2017 aus

Von Michael Weiser
Foto: dpa Foto: red

Was soll man da sagen, welche Bilanz ziehen? Angeschlagen wirkte Michael Lerchenberg, ihm brach die Stimme, als er der Luisenburg toi, toi, toi wünschte. Dann nahm er Zuflucht beim Fußball-Weisen Sepp Herberger. "Was hätte der nach einem verlorenen Halbfinale gesagt?  Das nächste Spiel ist das schwerste." Da fiel ihm schon Bürgermeister Karl-Willi Beck ins Wort: "Aber wir haben das Halbfinale doch gewonnen und freuen uns nun aufs Finale."

 
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Es stimmt beides, irgendwie, und es passte, dass da einiges in der Schwebe blieb. Lerchenberg geht erst nächste Saison, aber gefühlt hat er am Montagvormittag, im letzten Drittel der Saison 2016, die Luisenburg geräumt.

Die Bilanz ist ein entschiedenes sowohl als auch: Lerchenberg hat gute Zeiten erlebt, sehr gute sogar; er hat die Luisenburg einige große Schritte weitergebracht. Aber er geht ziemlich frustriert. Lerchenberg sprach davon, dass 14 Jahre als Intendant genug seien, dass die Arbeit anstrengend sei und er endlich mal im sommer Urlaub machen wolle. Aber in Wirklichkeit geht er wegen der Streitigkeiten hinter den Kulissen. Er hat viel gewonnen. Und doch auch verloren. 

Frust wegen "Fundamentalopposition"

Der Lotse geht also von Bord, und das ein Jahr früher als erwartet: Michael Lerchenberg steigt vorzeitig aus seinem Vertrag aus und gibt als Grund fehlenden Rückhalt in der lokalen Politik an. Wie der Schauspieler und Regisseur am Montag bekanntgab, verlässt er die Festspiele im Herbst 2017. Vor über einem Jahr hatte Lerchenberg bereits angekündigt, seinen bis 2018 laufenden Vertrag auf keinen Fall zu verlängern. Da war schon viel Entschlossenheit zu hören.

Lerchenberg sprach am Montag nochmals von Belastungen und Ärger hinter den Kulissen. Insbesondere die „Fundamentalopposition“ im Wunsiedler Stadtrat und „Schmutzkampagnen“ griff er an. Viele Politiker im Landkreis, „die sich gerne mit mir oder dem Leuchtturm Luisenburg schmücken, haben, wenn es ernst wird, zugenähte Taschen und zeigen sich unbeweglich und nicht hilfreich.“ Man unterstütze die Festspiele jährlich mit 60.000 Euro, konterte auf Nachfrage der Sprecher des Landratsamtes, im übrigen fühle man sich nicht angesprochen.

Viel geleistet für die Luisenburg

Bei seiner Pressekonferenz zog der Intendant eine positive Bilanz seines Modernisierungskurses. „Ich habe die Luisenburg geprägt, und sie hat mich geprägt“, sagte Lerchenberg, der Musicals ebenso im Spielplan etablierte wie Familienstücke. Auch mit der baulichen Erneuerung der Luisenburg hat er unbestritten Großes geleistet. Im Schnitt seien 140.000 Besucher pro Saison gekommen. Anerkennung hat er dafür erhalten, doch „goldene Ehrenmedaillen lösen das Problem nicht“, sagte er in Anspielung an die Verdienstmedaille der Stadt Wunsiedel. „In der Summe fragt man sich dann schon, warum man sich hier weiter so engagieren und aufarbeiten soll. Vor allem, wenn man die Wertschätzung und den Respekt in dieser Stadt vermisst.“ Über all die Jahre sei das alles „sehr belastend“.

Viel Kritik, gerne auch mal anonym

Immer wieder gab es zuletzt Ärger. Etwa, als ein Brief Lerchenbergs an den Stadtrat an die Presse weitergegeben wurde, oder als jemand anonym die Anzeige erstattete, die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Sozialbetrug auslösten. Auch seine Frau Eva-Maria Lerchenberg-Thöny war ins Schussfeld geraten. Lerchenberg hatte sie für ein Stück verpflichtet, was ihm vergangenes den Vorwurf der Vetternwirtschaft einbrachte. „Sehr, sehr frustrierend“ nannte seine Frau diese Vorwürfe.

Von Seiten des Stadtrats sagte der 2. Bürgermeister Manfred Söllner (SPD), es habe keinen Streit, sondern nur unterschiedliche Ansichten gegeben. „Ich kann die Vorwürfe gegenüber dem Stadtrat nicht nachvollziehen.“ Auch dem Vorwurf, der Stadtrat habe einen geschäftsführenden Direktor über dem Intendanten installieren wollen, widerspricht Söllner. Man habe großen Wert darauf gelegt, „dass beide gleichberechtigt sind“.

Ohne Freistaat wären die Lichter ausgegangen

Lerchenberg dankte Wunsiedels Bürgermeister, Karl-Willi Beck (CSU), ebenso wie der Regierung von Oberfranken und der Staatsregierung, ohne die auf der Luisenburg „schon längst die Lichter ausgegangen“ wären.

Lerchenberg begann 1980 als Schauspieler in der Luisenburg. Seit 2003 ist er Intendant der Freiluft-Bühne. Wer ihm nach 2017 als Intendant nachfolgt, ist noch offen. Man werde den Punkt am 18. August im Stadtrat behandeln und dann die Stelle ausschreiben, um möglichst schon im Dezember über die Kandidaten zu beraten, sagte Karl-Willi Beck. Wie sich Lerchenberg verabschieden wird, ist bekannt: Mit dem Stück „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard.