Das neue Kinderstück im Wunsiedler Freilichttheater macht auch Erwachsenen Spaß Luisenburg eröffnet mit Der kleine Wikinger

Die Saison der Wunsiedler Luisenburg-Festspiele ist eröffnet. Mit dem Kinderstück "Der kleine Wikinger" wurde am Donnerstag eine Uraufführung gezeigt, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß macht. Nicht nur, weil da ein Schiff durch ein Granit-Meer segelt.

 
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„Macht nicht so viel Theater!“ Was Ragnar der Kampflustige, König der Nordmänner, da seiner Meute zubrüllt, ist kaum zu verstehen. So ein Krach, so ein Getümmel, so ein Durcheinander ist da auf der Bühne. Aber vermutlich ist das so bei einem Haufen Wikinger. Und ganz sicher ist das so bei einem Haufen Kinder. Kinder im Fichtelgebirge, klar. Aber Wikinger im Fichtelgebirge? Und dann auch noch gemeinsam mit den Kindern? Klar geht das, sehr gut sogar! Am Donnerstag begann die neue Spielzeit auf der Luisenburg – mit dem Kinderstück „Der kleine Wikinger“. Es war sogar mehr als eine Premiere. Es war eine Uraufführung. Das heißt, das Stück wurde zum allerersten Mal auf einer Bühne gespielt.

„Der kleine Wikinger“ ist ein Familienstück von Eva Toffol. Sie hat es extra für die Luisenburg geschrieben. Das raue Leben der Wikinger passt auch tatsächlich gut auf diese Bühne. Jörg Brombacher, der das Bühnenbild gemacht hat, hat sogar noch ein paar extra Felsen aufstellen lassen.

Die Geschichte handelt von Aki, dem kleinen Wikinger (gespielt von Ferdinand Schmidt-Modrow). Er soll von den Männern des Schakals entführt werden. Doch die nehmen aus Versehen statt ihm seinen Opa mit. Klar, dass die Wikinger den Opa retten! Erst wollen sie kämpfen, doch dann hat Aki eine tolle Idee. Er setzt kein Schwert ein, sondern seinen Grips. Die Geschichte erinnert an „Wickie und die starken Männer“. Wer diese Geschichten mag, hat auch am „kleinen Wikinger“ Spaß. Warum?

Da wird gebrüllt. Klar, das tun Wikinger. Es sind ja wilde Kerle. Diese Horde, das Kampfgetümmel und ungestüme Leben ist ganz nach dem Geschmack kleiner Jungen (im Zuschauerraum).

Da wird gekämpft. Schwerter kreuzen sich, die Männer raufen miteinander, es ist viel los und es gibt viel zu sehen. Trotzdem ist es nie brutal. Das Stück können deshalb auch schon die jüngeren Kinder gut mit ansehen, wenn sie rund 80 Minuten Spielzeit ohne Pause durchhalten.

Da wird getanzt. Die Wikinger tanzen zusammen, die Schakal-Krieger rappen, Trolle wagen ein Tänzchen.

Da wird gesungen. Beim „kleinen Wikinger“ gibt es ganz viele Lieder. Das lockert das Stück gut auf – zum Mitsingen sind sie aber nicht gedacht. Dazu sind sie nicht eingängig genug und bekannt sind sie sowieso nicht.

Da wird gelacht. Die Wikinger lachen viel, wenn sie den Frauen daheim von ihren mutigen Kämpfen erzählen, die Frauen lachen dann auch über diese Erzählungen. Und das Publikum lacht natürlich! Zum Beispiel über die witzigen Trolle. Der Süßeste von allen ist immer auf der Bühne, die anderen machen richtig viel Quatsch, wenn sie auftauchen. Sehr lustig sind auch die, die eigentlich gefährlich sein sollen: Der Schakal (Alfred Schedl) und seine Männer. Die werden als hirnlose Kampfmaschinen dargestellt. Sie machen sich selbst lächerlich, wenn sie gegen Luft kämpfend über die Bühne springen und schließlich auf eine List der Wikinger hereinfallen. Richtig lustig ist es auch immer, wenn der Opa auf der Bühne ist (gespielt von Gerd Lohmeyer). Er vergisst alles. Das sorgt für komische Situationen. Die Regie in diesem Stück hat Eva-Maria Thöny. Das heißt, sie hat sich ausgedacht, wie genau die Geschichte auf der Bühne aussehen soll.

Da wird getrauert. Bei allem Kampfgetümmel und allen Festen gibt es auch nachdenkliche Momente. Akis Opa zum Beispiel verliert immer mehr seine Erinnerungen. Wenn die beiden darüber sprechen, fliegen Seifenblasen über die Bühne und zerplatzen wie die Erinnerungen des Großvaters. Und natürlich wird auch geweint, wenn der Opa entführt wird.

„Macht nicht so viel Theater!“, ruft Wikingerchef Ragnar (Andreas Bittl) am Anfang in die Meute. Doch. Macht bitte so viel Theater! Es ist lustig, spannend, gruselig, nachdenklich, es gibt richtig viel zu sehen und zu entdecken, es macht riesig Spaß. Genau so muss Theater sein.

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