Lisa Ludwig wurde im nordrheinwestfälischen Siegburg geboren. Ihr Vater arbeitete bei BMW im Marketing, weshalb die Familie mehrfach umzog. In der 4. Klasse kam Ludwig nach Bayreuth, besuchte das GCE, die Alexander-von-Humboldt-Realschule und machte auf der Fachoberschule ihren Abschluss. Sie volontierte bei rap.de und schrieb später freiberuflich, vor allem über Musik, und studierte in Berlin Museumskunde.
Als Kurier-Praktikantin fing sie Feuer
Ihre ersten journalistischen Erfahrungen sammelte sie als Praktikantin beim Nordbayerischen Kurier - auf der mittlerweile eingestellten Jugendseite X-Bay. "Das war die ganz große Offenbarung", sagt Ludwig."Nach der ersten Woche Praktikum war ich fest entschlossen, dass ich das für den Rest meines Lebens machen will."
Sie stand damals schon auf Rapmusik. Das taten nicht viele in der Redaktion. "Ich habe viele Interviews mit Musikern geführt." Zum Beispiel mit den Hip-Hoppern von K.I.Z. und mit der Castingband Bro’Sis.
Bayreuth, Berlin, Borracho
Heute wohnt sie in Berlin. In Bayreuth ist sie regelmäßig, weil ihre Mutter und ihre Schwester hier leben. "Es fühlt sich nicht unglaublich nach Heimat an, aber ich habe viele Erinnerungen", sagt Ludwig. Es freut sie, dass in der Innenstadt neue Bars eröffnet haben, das Liebesbier. "Und ich habe mit Entsetzen gehört, dass das Borracho zumacht."
Seit 2014 arbeitet Ludwig im Vice-Imperium. Vice ist ein internationales Lifestyle-Magazin, das aus Kanada stammt. Mittlerweile hat es Ableger in mehreren Ländern - und verschiedene Online-Portale, darunter das Frauen-Portal "Broadly". Im März 2016 startete die deutsche Version mit Lisa Ludwig als Chefredakteurin. Ihr festes Team umfasst gerade einmal zwei Mitarbeiter. Die restlichen Inhalte liefern freie Mitarbeiter zu.
In der Blase kann man nichts verändern
Das Portal richtet sich an Leser zwischen 19 und 34 Jahren. "Rund ein Drittel sind Männer", sagt Ludwig. "Ich finde das gut", sagt Ludwig. "Frauenbelange sind allgemeingesellschaftlich wichtig. Wenn man nur in seiner Blase bleibt, kann man nichts verändern."
"Eine feministische Weltanschauung ist bei Broadly kein Ziel, das wir redaktionell immer wieder neu ausrufen, sondern Ausgangspunkt für alles", sagt Ludwig. "Über Gleichberechtigung diskutieren wir nicht mehr." Dabei ist die Liste der Baustellen lang. Frauen müssten immer noch viel zu oft schön, dürften aber nicht zu laut oder kantig sein. "Diese unterschiedlichen Maßstäbe hat man im Wahlkampf bei Hillary Clinton schön gesehen."
"Die führt Interviews mit Musikern nur, weil sie mit ihnen schlafen will"
Von ihrer Arbeit in der Musikbranche kenne sie das auch: "Leser haben mir oft das Gefühl gegeben: Die führt Interviews mit Musikern nur, weil sie mit ihnen schlafen will. Das ist eine Frechheit."
Eine Kostprobe: Ein Interview mit Carolin Kebekus über Sexismus in der Comedy-Branche
Was ihr der Platz auf der Forbes-Liste bringt? "Das frage ich mich auch gerade", sagt Lisa Ludwig und lacht. "Es ist eine schöne Anerkennung, das motiviert wahnsinnig." Sie sei glücklich, wie die Dinge sind. "Ich will mit Broadly größer werden, größere Reportagen machen können und auch Veranstaltungen wir Podiumsdiskussionen."