Lichtmessmarkt als Vorgänger von Amazon

Von Andrea Pauly
Die Märkte rund um kirchliche Feiertage haben eine jahrhundertelange Tradition. Auch in Pegnitz findet am Sonntag wieder ein Lichtmessmarkt statt. Archivfoto: Klaus Trenz Foto: red

Februar: Dunkel, kalt, schlechtes Wetter: Ausgerechnet zu dieser tristen Jahreszeit beginnen traditionelle Märkte, ab Donnerstag in Bayreuth, am Sonntag in Pegnitz. Warum eigentlich?

 
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"Märkte haben sich immer an Heiligenfesten orientiert, weil die Leute da Zeit hatten und man wollte, dass für Jahrmärkte in der Stadt auch die Leute aus der Umgebung herbeiströmen", sagt Bezirksheimatpfleger Günter Dippold. "Das ging aber nur an arbeitsfreien Tagen, also sonn- oder feiertags." Zudem mussten die Markttermine außerhalb der landwirtschaftlichen Hochsaison liegen.

Mariä Lichtmess war bis 1912 ein gesetzlicher Feiertag in Bayern. Aber nicht nur das: An diesem Tag endete auch die Dienstzeit von Mägden und Knechten. Sie bekamen einige Tage frei, die sie oft bei ihren Familien verbrachten - und in denen sie neue Arbeitskleidung kauften.

Keine Kündigung an Weihnachten

Dass die Entscheidung, ob Mägde und Knechte ein weiteres Dienstjahr in Lohn und Brot bleiben würden, Anfang Februar fiel, diente auch dem Schutz des Gesindes, sagt der Kultur- und Heimatpfleger. "Was wäre gewesen, wenn sie an Weihnachten erfahren, dass ihr Dienst nicht verlängert wird? Niemand stellt jemanden in der arbeitsarmen Zeit bis März an, wenn er isst, aber nichts leistet." Deshalb wählten die Landbesitzer ein Datum, an dem der Beginn der Arbeit auf dem Feld im März kurz bevorstand.

Seit dem 13. Jahrhundert Märkte in Bayreuth

Die Termine für die Jahrmärkte legte jede Stadt oder Marktgemeinde individuell fest. "Im Fall Bayreuths war das ab dem 13. Jahrhundert so", sagt Günter Dippold. "Anfangs waren es relativ wenige, nur zwei oder drei." Veranstalter des Lichtmessmarkts in Bayreuth ist seit jeher die Stadt, sagt Pressesprecher Joachim Oppold. Seit wann er stattfindet, kann er allerdings nicht sagen. Der älteste Hinweis auf Jahrmärkte in den Akten der Stadt datiere auf den 2. September 1829. "Und weil der Lichtmessmarkt ein traditioneller Markt ist, war der damit ganz sicher auch schon gemeint", sagt Oppold.

Warenhäuser verdrängen den Jahrmarkt

Bis zum 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Märkte allmählich an. "Denn auf dem Markt hole ich, was ich von den örtlichen Handwerkern nicht bekomme, oder nicht in der Qualität oder zu dem Preis wie auf dem Markt", erläutert Dippold. "Der Markt war im Prinzip, was heute Amazon ist." Die Bedeutung der Jahrmärkte verliert sich erst im 19. Jahrhundert, als Warenhäuser in kleinen und mittleren Städten eröffneten und die Menschen mit der Bahn in die Stadt fahren konnten.

Öffnungszeiten in Pegnitz und Bayreuth

Der Lichtmessmarkt in Bayreuth findet ab heute auf dem Stadtparkett statt, Öffnungszeiten sind am Donnerstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr, am Samstag von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. In Pegnitz ist der Lichtmessmarkt am Sonntag von 10.30 bis 18 Uhr in der Innenstadt, zudem haben von 13 bis 18 Uhr die Geschäfte geöffnet.

 

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