Ein Zeichen braucht keine große Masse: Bayreuth und die 150 Teilnehmer der Lichterkette Licht an Licht für mehr Toleranz

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Bayreuth war dabei. Dabei bei der Lichterkette für mehr Toleranz. Zu einer durchgehenden Lichterkette von der Nürnberger Straße bis raus nach Bindlach hat es nicht gereicht. Aber das war auch nicht das Ziel. "Jeder, der kommt, ist ein Erfolg", sagt Katrin Taepke, eine der Organiatorinnen vor Ort, am Samstagabend im Gespräch mit unserer Zeitung.

 
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18.30 Uhr, auf dem Weg zur Villa Wahnfried. Zwei Frauen und ein kleines Mädchen unterhalten sich. Ob sie wohl auch zur Lichterkette unterwegs seien? Viel ist nicht los um diese Zeit in der Richard-Wagner-Straße. Am Markt vorne schon mehr. Sehr viel mehr. Die Geschäfte noch offen, das Winterdorf brummt, auf dem Christkindlesmarkt, vor dem Reichshof - Menschen über Menschen. Aber eben alle entweder mit Einkäufen beschäftigt oder schon dabei, den Samstag feierlich ausklingen zu lassen.

"Man kann doch nicht einfach wegschauen"

20 Minuten später kommt Katrin Taepke an der Villa Wahnfried an. Kurze Besprechung mit dem Orga-Team im Winterdorf, dann ist jeder auf seinen Posten gegangen, sagt sie. Am Sternplatz, am Rathaus, am Karstadt, vor dem Bahnhof. Überall warten die Mitglieder des Orga-Teams der Lichterkette auf Menschen, die mit einem Licht ein Zeichen setzen möchten. So wie Anna Dinius, die ihre Tochter und zwei Kerzen mitgebracht hat zur Villa Wahnfried. Anna Dinius sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, das, was in den vergangenen Wochen und Monaten in der Welt passiert sei, habe sie bewegt. "Paris, die Anschläge, die Kriege überall. Dagegen möchte ich ein Zeichen setzen", sagt sie. "Man kann da doch nicht einfach so wegschauen." Im Vorfeld habe sie sich schon den einen oder anderen Gedanken gemacht, ob die Lichterkette eine friedliche Angelegenheit werden würde. "Aber in Bayreuth ist man sicher", sagt die junge Frau, die aus der Ukraine stammt.

Auf die Menge kommt es nicht an

Auf die Menge der Teilnehmer komme es gar nicht an, sagen die Bayreuther Organisatoren. Und das sagen auch die Teilnehmer. Laura Kloth zum Beispiel, die mit ihren Freundinnen in die Stadt gekommen ist, sagt: "Es geht darum, ein Licht anzuzünden, ein Zeichen zu setzen. Nicht nur in Bayreuth, sondern überall in der Welt."

Ziel wird nicht erreicht. Nirgends.

Das Ziel, eine Lichterkette durch Bayreuth zu ziehen, wird nicht erreicht. Nicht nur in Bayreuth. Es sind kleine Gruppen, die sich am Bahnhof, am Rathaus, vor dem Karstadt, am Sternplatz und vor der Villa Wahnfried versammeln. Die Kerzen aufstellen, die Kerzen in den Händen halten. In Bayreuth schätzt die Polizei die Zahl der Teilnehmer auf rund 150, sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. "In Bad Berneck waren es 350, in Gefrees etwa 100, in Münchberg etwa 250", sagt Stadter. "Alles verlief ohne irgendwelche Probleme."

Gruppen gehen Richtung Markt

Gegen 19.30 Uhr gehen die Teilnehmer, die an der Villa Wahnfried ein Licht für den Frieden entzündet haben, Richtung Sternplatz oder weiter bis zum Marktplatz, wo sich einige am Ende der Kette einreihen. So, wie es Katrin Taepke all jenen über Facebook mitgeteilt hat, die sich in den vergangenen Tagen an sie gewandt hatten. "Ich hatte Anfragen nicht nur aus Bayreuth. Auch aus Würzburg und Schweinfurt haben sich Menschen gemeldet, die am Samstagabend in Bayreuth dabei sein wollten. Denen habe ich, wie allen anderen auch, gesagt: Stellt euch einfach am Ende der Kette an."

Es hätte mehr seine können

Nach gut einer Stunde machen die Friedensaktivisten die Kerzen wieder aus, mischen sich unter die, die im Winterdorf den Abend ausklingen lassen, oder gehen nach Hause. Im Internet wird die Lichterkette, die nach den Vorstellungen des Organisators Horst Fallenbeck aus Baden-Württemberg 650.000 Menschen zwischen München und Berlin auf die Stra0en bringen sollte, in verschiedenen Artikeln als gescheitert erklärt. An keinem Ort sei die Zahl der angemeldeten Teilnehmer erreicht worden. Katrin Taepke sagt am Sonntag im Gespräch mit unserer Zeitung: "Natürlich hätte es mehr sein können." Die 150 Teilnehmer, die die Polizei für Bayreuth nennt, seien weit von den Vorstellungen entfernt. Aber: "Wer sich an einem Samstagabend im Winter mit einer Kerze ins Freie stellt, der muss das wollen. Ich fand das prima so." Sie nehme einiges mit aus diesem Abend, sagt Taepke: "Dass es in Bayreuth Menschen gibt, die so etwas organisieren. Dass es Menschen gibt, die sich für Frieden engagieren." Aber auch, dass es "offensichtlich leichter ist, Menschen für Fußball als für Frieden zu mobilisieren".          

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