Rabenstein: Land soll Urwelt-Erlebnisgrube übers Hintertürchen finanzieren – Nadler hält den Plan für gefährlich Letzte Chance für die Dinosaurier

Von Thorsten Gütling
Tongrube Mistelgau: Hier fanden Forscher das Skelett eines Fischsauriers. Wer weiß, was noch alles unter der Erde auf seine Entdeckung wartet? Foto: Wittek Foto: red

Es muss schnell gehen, sagt Christoph Rabenstein, dann seien noch immer bis zu 2 Millionen Euro an EU-Fördergeldern möglich. Dann kann das Gelände der Tongrube doch noch in eine Urwelt-Erlebnisgrube umgestaltet werden. Über ein Hintertürchen will der SPD-Mann jetzt Landesgelder für die laufenden Kosten aktivieren. Landtagskollege Walter Nadler sagt: „Ich hoffe, dass Rabensteins Antrag uns nichts kaputt macht."

 
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Seitdem Mitarbeiter des Wissenschaftsministeriums Ende des vergangenen Jahres ihre Zusage zurücknahmen, das Projekt Urwelt-Erlebnisgrube mit jährlich 200.000 Euro zu unterstützen, herrschte Ratlosigkeit. In Mistelgau kursierte die Angst, die wertvollen Bodenschätze, darunter archäologische Schätze, wie die Skelette von Flug- und Fischsauriern, könnten buchstäblich ein für alle Mal begraben werden. Pläne, wonach die Tongrube als Bauschuttdeponie ausgewiesen werden sollte, machten einmal mehr die Runde.

Im Februar wagte dann Walter Nadler einen Vorstoß. Über die CSU-Fraktion im Landtag stellte er den Antrag, die Staatsregierung solle prüfen, ob sie das Gelände nicht für die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns kaufen könnte. Einige Wochen später, Nadlers Antrag war im Landtag noch nicht behandelt worden, stellte auch Christoph Rabenstein einen Antrag. Er habe erst bei der Ausarbeitung erfahren, dass die Pläne des CSU-Kollegen konkret wurden, sagt Rabenstein. Nadler unterstellt, der Genosse wollte nur auf den fahrenden Zug aufspringen.

Doch die beiden Anträge unterscheiden sich elementar: Während es Nadler darum geht, das Gelände zu kaufen und die Grube so für die wissenschaftlichen Zwecke des Bayreuther Urweltmuseums zu sichern, sagt Rabenstein: Wem das Land gehört, spielt keine Rolle. Dem SPD-Abgeordneten geht es eher darum, dass die laufenden Kosten des Projektes, so denn jemals eine Urwelt-Erlebnisgrube realisiert werde, nicht an der Gemeinde Mistelgau hängenbleiben. Neben Energiekosten geht es vor allem um das Personal, das Anlage und Besucher betreuen soll. Rabenstein fordert Geld für zwei Wissenschaftler und einen Hausmeister. Insgesamt, schätzt er, sind dafür rund 150.000 Euro jährlich fällig. Für Mistelgau nicht leistbar, für das Land dagegen Peanuts.

Weil spätestens im Sommer aber endgültig EU-Fördermittel von rund 2 Millionen Euro verfielen, die zur Umgestaltung des Geländes aber dringend nötig seinen, drängt Rabenstein zur Eile. Sein Vorschlag: Würden die Personalkosten über die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns abgerechnet, zu denen auch das Urweltmuseum gehört, dann müsste dafür nicht einmal ein neuer Haushaltsposten geschaffen werden. Ein wichtiges Kriterium, so Rabenstein, um die Entscheidung zu beschleunigen.

Dass die Fördermittel überhaupt noch zu haben sind, bezweifelt Nadler. Immer wieder war in der Vergangenheit die Rede davon, dass die Mittel im Jahr 2012 abgegriffen werden mussten. Den Antrag Rabensteins hält Nadler sogar für gefährlich. „Ich hoffe, dass der Antrag uns nichts kaputt macht", sagt er. Zu groß sei die Gefahr, dass der Haushaltsausschuss des Landtags dem Projekt sofort einen Riegel vorschiebe, wenn gleich Personal gefordert werde. Neben der Sicherung der Bodenschätze für das Urweltmuseum hätte ein Kauf des Geländes den entscheidenden Vorteil, dass die Gefahr einer Bauschuttdeponie endgültig gebannt sei. Wichtig sei es, zu verhindern, dass die Gemeinde Mistelgau das Grundstück anderweitig verkaufe, um sich der Sicherungspflicht zu entziehen.

Anfang Juni sollen nun beide Anträge im Ausschuss für Hochschule, Wissenschaft und Kunst behandelt werden. „Ich bin guter Dinge, dass wir jetzt den Durchbruch schaffen", sagt Rabenstein. Gemeinsam und so vor den Wahlen stünden die Chancen schließlich am Besten.

Kommentar von Thorsten Gütling

Foto: Wittek

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