Von Trump über den Brexit bis zum Pegnitzer Rathaus: Faschingsumzug in Plech nimmt alles aufs Korn Leibgarde aus Ottenhof bewacht die Queen

Von Kerstin Goetzke

Wenn Ottenhof, Pegnitz, London und Washington in einem Satz genannt werden, dann gibt es dafür nur einen Grund: Es ist Faschingsumzug und die (Welt-)Prominenz kommt nach Plech. Wenn der Pegnitzer Bürgermeister um Spenden bettelt, Donald Trump eine Mauer zwischen Plech und Betzenstein bauen will und Kinderaugen bei Sammeln von Süßigkeiten leuchten, dann steuert die fünfte Jahreszeit auf ihren Höhepunkt zu.

 
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Noch vor dem offiziellen Zug läuft aufgeregt ein kleiner gebräunter Mann, der mit seiner U.S.-Flagge wild fuchtelt und mit amerikanischen Akzent ruft: „Wir brauchen eine great wall zwischen Plech und Betzenstein! Eine richtig große Mauer!“ Im Gegensatz zum US.-amerikanischen Vorbild erhält er freudiges Gelächter und Applaus der Zuschauer, die entlang der Plecher Hauptstraße stehen. Doch es dauert nicht lange, da wird sein Geschrei von der Musik übertönt, die von der MS Gänsbooch, dem Narrenschiff des Gemeinderates, schallt.

Pegnitzer Bürgermeister ein besonders armer Schlucker

Das Schiff haben amtierende und ehemalige Räte auf Vordermann gebracht. Sie selbst passten kaum zur neuen Erscheinung des Faschingswagens, sind sie doch als Bettler verkleidet. Unter ihnen befindet sich ein besonders armer Schlucker: der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab und ein einige seiner Partei-Kollegen. Sie betteln, wie das Plecher Gremium, um Spenden. Und die verteilt der Landrat Hermann Hübner - mehr oder weniger großzügig. Denn das Thema des Wagens ist die Kreisumlage, die in diesem Jahr etwas positiver für die Gemeinden ausfällt, als in den vergangenen Jahren.

Hans (Hümmer) sägt am Stuhl von Uwe (Raab)

Auf der MS Gänsbooch, die ihren Namen von einem Bach hat, der um Plech herum verläuft, und bei Schneeschmelze oder Starkregen Wasser trägt, ist aber noch etwas anderes zu hören: „Hilfe, der Hans sägt an meinem Stuhl!“ Eine Anspielung auf die angespannte Situation im Pegnitzer Rathaus. Kaum hat das Narrenschiff das Ende der Hauptstraße erreicht, entwischt der Pegnitzer Bürgermeister und eilt zum Faschingsumzug in Willenreuth.

Immer nur links: Mit dem Auto auf der Insel

Doch zurück auf die Brexit-Straßen von Plech: In schwindelerregender Höhe thront dort nämlich keine Geringere als Queen Elizabeth II., bewacht von ihrer Ottenhofer Leibgarde. Die stellen die Probleme einer Mitbürgerin dar, die diese hatte, als sie mit ihrem Auto zu Besuch auf der Insel war und es nicht schaffte, in ein Parkhaus zu kommen, weil die Schranke sich bekanntlich auf der „anderen“ Fahrerseite befand. Stichwort: Linksverkehr. Auch diese Szene erntet viel Begeisterung bei den Gästen.

Rund 1000 Zaungäste

Wie viele genau gekommen sind, können die Feuerwehr-Chefs nicht genau abschätzen. Um die Tausend dürften es schon sein, die den Wagen bestaunen, der gleichzeitig das Missgeschick der Ottenhoferin und den Brexit thematisiert. Denn auf dem „Fuckingham Palast“ der Queen wehen sowohl britische als auch durchgestrichene Europa-Flaggen.

Bonbons, Rosen, Bratwürste

Die Kinder freuen sich, wenn ein Bonbon-Regen auf sie herabfällt. Die Prinzessinnen, Bautänzerinnen, Cowboys und Ninjas freuen sich aber nicht nur wegen der Süßigkeiten, sondern bewundern auch die bunt geschmückten Wagen und die Tänzerinnen der Pegnitzer Stadtgarde. Und auch die Erwachsenen kommen nicht zu kurz: Neben Rosen gibt es auf einem Wagen Freibier und Bratwürste.