Abiturienten entdecken das Handwerk Lehre lockt wieder stärker

Von Elmar Schatz
Die Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin oder zum Kfz-Mechatroniker (Bild) gehört zu den "Rennern", sagt Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oberfranken in Bayreuth. Foto: Waltraud Grubitzsch dpa Foto: red

Das Werben hat Erfolg: Das Handwerk gewinnt wieder mehr Auszubildende, in Oberfranken stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge im ersten Halbjahr 2016 um 1,9 Prozent  auf 981 gegenüber dem Vorjahreszeitraum, teilt die Handwerkskammer in Bayreuth mit. Was sagt die Kammer?

 
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"Wir sind mit der Tendenz zufrieden, hatten wir doch zu Beginn des Jahres noch mit einem leichten Rückgang gerechnet", sagt Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken.

Das Handwerk beobachte, dass die Ausbilungsverträge immer früher unterschrieben werden.

Zehn Prozent der Auszubildenden haben heute Abitur, erklärt Koller; vor fünf Jahren seien es noch weniger als fünf Prozent gewesen. Seit 2005 hat sich der Anteil der Azubis mit Abitur in Bayern fast verdreifacht, im Bund mehr als verdoppelt. Die Hauptklientel der Handwerksbetriebe besteht trotzdem noch immer aus Hauptschülern. Insgesamt beschäftigte das Handwerk 2015 rund 364 000 Lehrlinge.

Derzeit seien 40 Prozent der Lehrverträge bei der Kammer gemeldet, so Koller, im Vorjahr seien es zu dieser Jahreszeit erst 35 Prozent gewesen. Es könne momentan nur eine Zwischenbilanz gezogen werden. "Wir sind gerade in der Haupterfassungszeit." Derzeit würden sehr rege die Verträge abgeschlossen.

Die Renner seien die drei Fachrichtungen Kfz-Mechatroniker, Elektriker sowie Sanitär/Heizung/Klima.

Vergangenes Jahr waren in Oberfranken unter den neuen Auszubildenden 30 Flüchtlinge. Koller rechnet damit, dass 2017/18 ein "spürbarer Sprung bei der Integration von Flüchtlingen in Ausbildung erfolgt".

Zuletzt waren im Handwerk immer wieder Tausende Stellen unbesetzt geblieben. Lange entschieden sich immer weniger junge Menschen für eine Handwerksausbildung. Doch jetzt scheint Besserung in Sicht. 2015 gab es im Bund ein Mini-Plus neuer Ausbildungsverträge von 0,1 Prozent.

Das Werben um Nachwuchs trägt anscheinend langsam Früchte. Im aktuellen Spot befreit sich ein junger Mann von der Krawatte und springt vom Schreibtisch an die Werkbank.

„Entdecke dein wahres Ich und einen von 130 Berufen“, lautet der Slogan. Mittlerweile gibt es Beratungsstellen für Abiturienten und Studienabbrecher sowie assistierte Ausbildungen für Leute, die sich mit einem geregelten Berufsleben extrem schwer tun.

In Bayern 4400 Schulabgänger mehr als im vergangenen Jahr

Als  weiteren Grund für das Azubi-Plus verweist Hans Dietrich vom Institut für Arbeitsmarktforschung in Nürnberg auf die gestiegenen Schulabgängerzahlen in Bayern. Laut Prognose des Kultusministeriums kämen in diesem Jahr etwa 4400 Schulabgänger mehr auf den Markt als 2015. Viele von ihnen dürften sich für einen Handwerksberuf interessieren, sagt Dietrich.

„Die beste Arbeitslosenversicherung ist eigentlich, den Meisterbrief im Handwerk zu machen“, sagt Alexander Legowski vom Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Mit Material von dpa

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