Landjugend damals und heute

Von Harald Judas
Ein gutes halbes Jahrhundert Landjugend: Rudolf Ruckdeschel und Maik Münchberger, der Gründungsvorsitzende und sein heutiger Nachfolger können auch anhand der im Nebenzimmer der Gastwirtschaft Jahreis in Metzlersreuth aufbewahrten Pokale gut die Vielfältigkeit der Aktivitäten in 60 Jahren Landjugend nachvollziehen. Foto: Judas Foto: red

60 Jahre alt wird die Landjugend Gefrees in diesem Jahr. Ihre Wurzeln lagen ausgerechnet in Amerika. Ein Treffen mit dem aktuellen und dem Gründungsvorsitzenden.

 
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Altbürgermeister Rudolf Ruckdeschel (81) war in den 1950er Jahren gerade aus Amerika zurückgekehrt. Und er brachte von dort eine Idee mit: „Ich war bei den Future Farmers of America sehr aktiv“, sagt er. Er erzählte seinen Freunden in der Heimat davon. Gemeinsam kam man überein, in der Heimat ebenfalls eine überkonfessionelle Vereinigung junger Landbewohner zu gründen, die Landjugend Gefrees.

Zu der Zeit war eines klar: „Die Jugend war landwirtschaftlich strukturiert.“ Auch wenn es genauso einige gab, „die in die Arbeit gingen“, wie Rudolf Ruckdeschel erklärt. Und man verband fortan Gemeinschaftsgefühl mit dem Erhalt von Tradition: „Wir haben Landjugendfeste und Volkstanz gemacht, hatten unsere Zusammenkünfte.“ Und in Witzleshofen wurde Theater gespielt.

Mit dem Schlepper zum Treffen

Was freilich anders war als heute: „Wir hatten keine Fahrzeuge.“ Was für Rudolf Ruckdeschel hieß, dass er regelmäßig vom zweiten Vorstand Erwin Sand abgeholt wurde und auf dessen Schlepper zu Treffen mitfuhr. Der Einzugsbereich war damals schon der gleiche wie heute, die Dörfer rund um Gefrees. Zu der Zeit hatte die Technisierung der Landwirtschaft erst begonnen. Ende der 1950er Jahre organisierte die Landjugend eine erste landwirtschaftliche Ausstellung.

Wobei es heute noch ganz ähnliche Aktivitäten sind, die das Leben der Landjugend bestimmen, wie Maik Münchberger (22) erklärt, der aktuell der Landjugend vorsteht. Bezug zur Landwirtschaft gebe es durchaus noch, wenn er auch deutlich zurückging. Inzwischen übernimmt sie alljährlich die Verpflegung beim Tag der offenen Tür des örtlichen Landmaschinenhandels. Gestern wie heute gab es Ausflüge. „Wir sind nach Berlin gefahren“, erinnert sich Ruckdeschel zurück. Ein Ziel, das die Landjugend auch jüngst erst wieder angesteuert hat.

Es begann in Böseneck

Gründungslokal und zentraler Treffpunkt war das Bösenecker Wirtshaus, die Gastwirtschaft Hofmann. Andere aufgesuchte Lokalitäten waren die Wirtshäuser in Witzleshofen und schon damals Metzlersreuth. Das dortige Gasthaus Jahreis ist heute das Zentrum aller Aktivitäten. Gestern wie heute: „Das Plus der Landjugend ist der permanente Wechsel in der Vorstandschaft. Da werden Persönlichkeiten geformt“, sagt Rudolf Ruckdeschel. „Viele haben es nur ein, zwei Jahre gemacht“, sagt Maik Münchberger mit einem Blick in die Chronik. Auch der Gründungsvorstand blieb nur zwei Jahre im Amt, wechselte dann zum Bauernverband.

Beziehungen bestanden früher jedenfalls vorrangig innerhalb des Altlandkreises Münchberg. Geärgert hat sich Rudolf Ruckdeschel früher über Gäste aus Zettlitz: „Die wollten nie Eintritt zahlen“, sagt er schmunzelnd. Heute kommt die Landjugend weiter rum. Zum Beispiel ins Coburger Land, „Richtung Meeder“, wie Maik Münchberger erzählt. Je nachdem wie gut sich die Vorstände verstehen, ergeben sich Freundschaften.

Früher wurde mehr getanzt.

Doch selbst wenn sich auch der Musikgeschmack geändert haben sollte, auch früher schon gab’s nicht nur Volksmusik, weiß Rudolf Ruckdeschel. Allerdings haben sich die Veranstaltungen zeitlich nach hinten verschoben: „Früher gab’s um sieben keinen Platz mehr“, sagt Ruckdeschel. „Bei uns ist es so, dass um elf der Großteil da ist“, sagt Maik Münchberger. Was sich auch geändert hat: Früher wurde mehr getanzt. Und erfolgreich Volkstanz betrieben. „Sogar Bayerischer Meister war die Landjugend einmal.“ 1988 war das. Derzeit ist es eher so: „Wir machen einen Tanzauffrischungskurs zur Kerwa, damit wir unsere beiden Tänze hinbekommen“, sagt Münchberger.

Was geblieben ist: „Wir fördern den Zusammenhalt und pflegen Traditionen“, sagt Münchberger, der selbst nur aus Zufall zur Landjugend kam. Bei einer verlorenen Wette war sein Einsatz, als Kerwabursche in Metzlersreuth mitzumischen. Zuvor kannte er nur durch die Schule einige. Doch er wurde gut aufgenommen.

Rudolf Ruckdeschel hat die Landjugend auch in den Jahren nach seiner Vorstandstätigkeit begleitet, war bei allen Jubiläen zu Gast. Und er freut sich auch auf den 60. Geburtstag der Landjugend Gefrees. „Am Heimatabend werden alle empfangen“, verrät Münchberger aus dem Programm. Dann besteht die Gelegenheit für Alt und Jung, sich über früher und heute auszutauschen.

Info: Die Feier zum 60. Geburtstag der Landjugend Gefrees findet vom 5. bis 8. Mai in Metzlersreuth statt.

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