171 Tage Landesgartenschau sind Geschichte: Mehr als 900 000 Besucher kommen in die Wilhelminenaue Landesgartenschau: Vorbei!

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Gelöste Stimmung, obwohl es um einen Abschied geht: Die Organisatoren der Landesgartenschau sind zufrieden mit dem Ergebnis der größten bayerischen Gartenschau aller Zeiten. Mehr als 900 000 Menschen, und damit 150 000 mehr als erwartet sind zwischen 22. April und 9.Oktober in die Wilhelminenaue gekommen. Und: Bayreuth profitiert nachhaltig von der Schau. Die Bayreuther haben ab dem Frühjahr einen neuen Landschaftspark.

 
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Sätze mit Nachhall gibt es einige an diesem Nachmittag: Cornelius Sturm, der Kulturbeauftragte der Landesgartenschau, der auf der Seebühne die Abschlussveranstaltung moderiert, spricht vom „schönsten Sommer, den man in Bayreuth erleben konnte“. Mirko Streich, der Pressesprecher der Landesgartenschau, steht ein bisschen später am Rande der Seebühne. Er hebt die Kamera ans Auge, um rund 6000 Menschen zu fotografieren, die vor der Bühne auf den Rängen des Kulturkabinetts stehen, um mit Huebnotix & Strings in den Rock-Songs der vergangenen Jahrzehnte zu schwelgen. Er sagt: „Das ist genau der Abschluss, den die Gartenschau in Bayreuth verdient hat.“

Ein letzter Abend, der sich anfühlt wie Sommer

Es ist eine letzte Wolke, die sich kurz vor 16 Uhr Richtung Osten verabschiedet. Die der Sonne freie Bahn lässt, um ein ähnliches Gefühl zu erzeugen, wie man es oft hatte in den 171 Tagen auf dem 45 Hektar großen Landesgartenschau-Gelände zwischen dem Flößanger und der Hölzleinsmühle. Sind es am Nachmittag gegen 14 Uhr noch vergleichsweise wenige Menschen, strömen die Bayreuther aufs Gelände, je näher die Abschlussveranstaltung rückt. In ihrer Bilanz sagt die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Die Landesgartenschau war ein voller Erfolg. Eine Erfolgsgeschichte.“ Trotz des gerade zu Beginn widrigen Wetters, obwohl an einigen Tagen wegen Unwetterwarnung das Gelände sogar geschlossen werden musste, sei die anvisierte Zahl von 750 000 Besuchern bereits am 11. September erreicht worden.

"Quirlige, lebendige Gartenschau"

Mit dem Schwerpunkt auf Familie, Kindern und Jugendlichen habe sich ab dem 22. April „eine quirlige, lebendige Gartenschau entwickelt“. Jeder dritte Bayreuther hatte eine Dauerkarte, und die auch eifrig genutzt. Merk-Erbe sagt: „Die Landesgartenschau hatte eine positive Wirkung auf die Stadt.“ Fast 2500 Reisebusse kamen, „am stärksten Tag waren es 123 Busse“. Viele Gäste aus Franken, Bayern, Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg, aus der Schweiz, Österreich, Tschechien, USA, China. Merk-Erbe ist sich sicher: „Die Gäste, die wegen der Gartenschau zum ersten Mal hier waren, kommen sicher wieder.“ Einzelhandel und Gastronomie hätten ebenso profitiert wie die Hoteliers: „Wir hatten ein Plus von rund 30 Prozent bei den Übernachtungen“, sagt Ulrich Meyer zu Helligen, Geschäftsführer der Landesgartenschau.

Bayreuth ist ein Gewinner, sagt die Umweltministerin

Die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf nennt Bayreuth „einen Gewinner“. Ziel der Landesgartenschauen sei es, „Stadtentwicklung und Ökologie miteinander zu verknüpfen für die Stadt von morgen“. Das sei in Bayreuth gut gelungen. Bayreuth gewinne einen neuen Landschaftspark, „dessen Planung und Umsetzung wohl durchdacht ist“. Besonders wichtiges Gestaltungselement: Der renaturierte Rote Main, der durch die Planung des Wasserwirtschaftsamts Hof vier Schleifen zurückbekommen hat, die ihm in den 40er Jahren geraubt worden waren. „So wurde neuer Lebens- und Naturraum für viele Vögel und Fischarten geschaffen“, sagt Scharf. Die Gartenschauen seien heute wichtiger denn je. „Sie sind eine wichtige Antwort auf Urbanisierung und Klimawandel.“

Viel gärtnerische Qualität

„Entspannend, wohltuend. Ich bin mir hier auf diesem Gelände nie gehetzt vorgekommen“, sagt Roland Albert, der Präsident der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen. Die Wilhelminenaue habe durch ihre Größe und den vielen naturbelassenen Bereichen ausreichend Platz für Gestaltung gegeben. Die Gärtner, sagt Albert, hätten in der Ouvertüre, dem Haupteingangsbereich „ordentlich auf den Putz gehauen“. Und die Qualität an allen Bereichen im Gelände aufrecht erhalten.

Senkt Besucherplus das Defizit, das die Stadt trägt?

Der Bau der Landesgartenschau hat rund 10,5 Millionen Euro gekostet. Und sie hat mit 5,76 Millionen Euro die höchste Förderung bekommen, die bislang bei einer Landesgartenschau möglich waren, sagt Meyer zu Helligen im Gespräch mit unserer Zeitung. Etwa die Hälfte wurde über die Regierung von Oberfranken ausgezahlt. Für die rund 4000 Veranstaltungen und die Organisation der Schau waren 9,2 Millionen Euro angesetzt. Mit einem Minus von 1,2 Millionen Euro hatte man kalkuliert. Um wie viel der Beitrag der Stadt durch das Besucherplus gesenkt werden kann, wird sich erst in einigen Wochen zeigen, wenn die Abrechnungen vorliegen.

Die Besucher werden sie vermissen

Und die Besucher? „Wir werden es vermissen“, sagen etwa treue Stammgäste wie Anna und Heinz Singer, die einen letzten Rundgang machen. „Wir waren bestimmt 26 Mal da“, sagt Heinz Singer. Zu Konzerten, um mal schnell eine Runde zu drehen. „Für Bayreuth war das ein Anziehungspunkt“, sagt Anna Singer. „Und für Bayreuth ist das ein großer Freizeitmehrwert, der hier geschaffen wurde“, sagt ihr Mann.

Lasershow und Pyrotechnik

Kurz nach 20 Uhr am Sonntagabend, nach Huebnotix & Strings und eine Lasershow und einem feuerlodernden „DANKE!“ist die Gartenschau Geschichte. Vorbei!

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