Der Pädophile Holger E. hat eingeräumt, dass es zwischen ihm und dem Mädchen zu sexuellen Kontakten kam „Kuscheln und Küsse" mit Peggy

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Ein Gedenkstein mit Peggys Foto. Foto: dpa Foto: red

Eine neue Spur im Fall Peggy. Und das, kurz bevor im April der Prozess gegen den Verdächtigen Ulvi Kulac wieder aufgerollt wird.  Wenige Wochen vor ihrem Verschwinden im Jahr 2001 kam es zu sexuellen Handlungen zwischen dem neunjährigen Mädchen und einem jungen Mann. Es handelt sich um Holger E. aus Halle, der seit einem Jahr wegen Missbrauchs an seiner zweijährigen Tochter im Gefängnis sitzt. 

 
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Das ist für die Ermittler ein neues Motiv: Ein Mord, um den Missbrauch an Peggy zu verdecken. Doch zu mehr als einem Anfangsverdacht reicht es nicht. Das könnte auch im Wiederaufnahmeverfahren im April eine Rolle spielen.

Holger E. war als Jugendlicher öfter in Lichtenberg, im Haus, in dem sowohl Peggy als auch sein  Halbbruder Jens B. (41) wohnten. Holger E. traf dort Peggy, die er gerne als „Schwester" gehabt hätte und von der er bei seinen Freunden in der Gegend von Halle schwärmte.

Holger E. missbraucht Tochter seines Bruders

Auch in der zweiten Woche der Osterferien 2001 war der damals 17-jährige Holger E. zu Besuch bei seinem Halbbruder. Ein Besuch mit Folgen. Damals soll er Dajana, die neunjährige Tochter von Jens B., missbraucht haben. Und im Zuge dieser Ermittlungen stellte sich nach Kurier-Informationen heraus, dass es auch zwischen ihm und Peggy zu einem Austausch von „Zärtlichkeiten" gekommen sein soll: „Kuscheln und Küssen". Das sei allerdings von Peggy ausgegangen. Sie habe ihn im Schritt durch die Hose angefasst. Dies räumte er bei den Ermittlungen zu anderen Missbrauchsfällen ein, in denen er verdächtigt wird.

Herausgekommen ist das, weil sein Halbbruder Jens B. ihn angezeigt hat. Schon länger hatte Jens B. seinen Halbbruder im Verdacht, aber der und die Tochter schwiegen eisern. 2012 überzeugte Jens B. sie, zu reden – und zeigte Holger E. an. „Ich rechne ihm hoch an, dass er gestanden hat", sagt Jens B. Der Anwalt von Holger E., Eyck Zimmermann, bestätigt nichts. Auch auf den Vorhalt, dass dem Kurier ein amtliches Schriftstück mit den Angaben von Holger E. vorlag, schwieg er. „Noch laufen die Ermittlungen", sagte er nur. Die müsse man abwarten.

Damit hatte Holger E. ein Motiv, das die zehn Mann starke „Ermittlungsgruppe Peggy" bei der Kripo in Bayreuth hellhörig machte. Seit einem Jahr kämmen sie den Fall noch einmal durch, „bis alle Spuren abgearbeitet sind". Ziel ist es, Hinweise darauf zu finden, ob der für den Mord an Peggy verurteilte Ulvi Kulac (36) unschuldig ist. Oder ob es Hinweise auf einen neuen Täter gibt. „Klar, ein Holger E. ist auffällig", heißt es da. Er trug nach Peggys Verschwinden ein Amulett von weinte und weinte auf einer Familienfeier bei einer „Gedenkminute" an Peggy. Schon 2003 fand die Kripo Halle eine CD mit Kinderpornografie bei ihm.

Eltern viel auf: Peggy soll sich Wochen vor ihrem Verschwinden verändert haben

Die Mutter und der Stiefvater von Peggy, Susanne K. und Erhan Ü., hatten bei den Ermittlungen immer wieder gesagt, ihre Tochter habe sich seit einiger Zeit verändert. Sie habe sich nicht mehr vor ihnen ausgezogen und habe ihre gebrauchten Unterhosen weggeworfen. Außerdem sei sie stiller als sonst gewesen, habe zum Beispiel länger vor dem Fernseher gesessen.

Aber selbst wenn Holger E. durch die sexuellen Handlungen mit Peggy ein Motiv hatte, nach Lichtenberg zu fahren, für eine Anklage wegen Mordes reicht das noch lange nicht.

Holger E. war als 17-Jähriger ohne Führerschein unterwegs. Eine Freundin von ihm sagte damals aus, dass er sich falsche Schilder an einen stillgelegte grauen Opel schraubte. Bis heute kann ihm keiner nachweisen, dass er am Tag von Peggys Verschwinden tatsächlich in Lichtenberg war. Gesehen hat ihn niemand.

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