Man lernt im Vorbeigehen
So bietet diese Ausstellung einige Überraschungen. Man kann feststellen, dass nicht nur deutsche Expressionisten von damals als "exotischen" oder - damals ohne schlechten Beiklang gemeint - "primitiven" Kulturen beeinflusst wurden, sondern dass die Welle zurückschwappte. Im Iwalewahaus sehen zwei Werke aus wie entfernte Verwandte von Paul Klees Bildern. Was Iwalewahaus-Gründer Uli Beyer vermutlich noch abgestritten hätte - dass auch afrikanische Künstler Einflüsse auf Europa aufnahmen und nicht alles völlig neu, aus sich und ihren Traditionen heraus geschaffen haben -, ist heute kein Tabu mehr. "Synthese ist auch etwas Originelles", sagt Vierke.
Kunst-Gefühl
Die Ausstellung lädt darüber hinaus zum Experiment ein. Buraimoh Gbadamosis Statuette ohne Titel ist vierfach vorhanden, einmal als Original, dreimal als Abguss in verschiedenen Farben. Man kann diese Exemplare betasten und prüfen, ob und wie die Farbe die Ewartung beeinflusst, wie sich ein Ding anfühlt. Oder sich als in vollem Umfang Sehender einem Kunstwerk mit geschlossenen Augen nähern und es zuerst auf dem Tastbild empfinden. "Man erfährt, dass man die Welt nie nur durch einen Sinn wahrnimmt", sagt Vierke.
Wie im Kopf ein Bild entsteht
Finger, Ohren, Augen sind im Iwalewahaus gefragt. Was sie an Daten übermitteln, interpretiert das Hirn je nach Erfahrung, Wissen, Prägung. Letztlich entsteht aus dieser Deutung erst unser Gesamtbild der Welt. Man hat derlei vorher erahnt; so sanft darauf gestoßen wie im Iwalewahaus wird man auch nicht immer. Kurz: Es macht nicht immer so viel Spaß, in einer Ausstellung auch mal etwas über sich und seine Sicht auf die Welt zu lernen.