Kulturküche: Kochen, Kosten, Kennenlernen

„Hier gibt es irgendwo ein Wiegemesser, weiß jemand, wo das ist?“ – „Guck mal, ist das okay so oder braucht das noch länger?“ – „Kann ich das Dressing mal probieren?“ – „Kriegst du die Zutaten alle hier in Deutschland?“ In der Küche herrscht organisiertes Chaos. Jeder hat etwas zu tun. Sagy Cohen hat alles im Blick, läuft um die Kochinsel herum, beantwortet Fragen und schaut prüfend in die Schüsseln, Töpfe und Pfannen. Er ist an diesem Abend der Koch und zugleich Anleiter.

Studenten, Berufstätige, Gäste

Alle zwei Wochen montagabends wird die Küche der Evangelischen Studentengemeinde in der Richard-Wagner-Straße zur „Cultural Kitchen“. Austausch-Studenten, in Bayreuth lebende Männer und Frauen aus anderen Kulturkreisen, Bekannte und Freunde kochen und essen gemeinsam.

Jüdische Festtagsklassiker

Fünf Rezepte aus seiner israelischen Heimat hat Sagy Cohen mitgebracht. Einige sind jüdische Festtagsklassiker, andere typische Gerichte aus ländlichen Gegenden Israels. „Die sind eigentlich ganz billig.“ Aber sie machen Arbeit. In kleine Gruppen aufgeteilt schneiden die Kochkurs-Teilnehmer Paprika, Tomaten, Artischockenherzen, rote Zwiebeln und Auberginen, sie pressen Zitronen und Knoblauch, rühren Teig und hacken Basilikum.

Darum geht es in der „Cultural Kitchen“: zusammen kochen, neue Gerichte kennenlernen, lecker und authentisch essen zum Selbstkostenpreis. Die Runde ist zwanglos und fröhlich, zum Unterhalten ist beim Kochen immer Zeit. Zwar organisieren Studenten den Kochtreff, oft sind aber auch Berufstätige dabei.

Warme, gefüllte Krapfen

Sagy zeigt, wie aus dem dünnen Teig die Sufganiot-Krapfen werden, die es in jedem jüdischen Haushalt beim Lichterfest Chanukkah gibt: Mit Hilfe von zwei Löffeln formt er kleine Teigklumpen, die er ins heiße Fett fallen lässt. Die ausgebackenen Teigbällchen werden anschließend mit Marmelade gefüllt. Dass der Name „Sufganiot“ ein Wortspiel ist und darauf hinweist, dass sich die Krapfen mit Fett vollsaugen, erzählt er erst, als jeder die Favoriten des Israeli probiert und bereits einen zweiten der warmen Krapfen in der Hand hat.

Hier sind die Rezepte:

Auberginen in Granatapfelsirup

Das braucht man: 4 Auberginen, 1/2 Tasse Olivenöl, Saft von 1-2 Zitronen, 3-4 EL Granatapfelsirup (gibt’s im türkischen Lebensmittelladen), 5 gepresste Knoblauchzehen, 3 EL Honig, 1 Tasse grob gehackte Walnüsse, frische Basilikumblätter, grobes Salz

So wird's gemacht: Die Auberginen in Scheiben schneiden. Wenn es Kerne gibt, die Scheiben mit Salz bestreuen und eine halbe Stunde stehen lassen. Danach mit Küchentuch trocken tupfen. Die Scheiben in Pflanzenöl auf beiden Seiten braten, bis sie braun sind. In einer Schüssel Zitronensaft, Granatapfelsirup, Honig und Knoblauch mischen. Etwas davon über eine Schicht Auberginenscheiben geben, wieder Auberginen darüber verteilen und erneut Soße darüber geben, nach Geschmack salzen. Auf die oberste Schicht Nüsse und Basilikum streuen.

Bulgur-Granatapfel-Salat

Das braucht man: 150 g Bulgur, ½ Zwiebel, Zitronensaft von ½ Zitrone, ½ Tasse gehackte Petersilie, 1 Tasse geröstete Walnüsse, 1 Tasse geröstete Erdnüsse, 1 EL Granatapfel-Salatdressing, Mini-Mozzarella-Kugeln, kleine Tomaten, halbiert, Olivenöl

So wird's gemacht: Den Bulgur in eine Schüssel geben und mit Wasser bedecken. Einen halben TL Salz zugeben, umrühren und eine halbe Stunde stehen lassen. Danach das restliche Wasser entfernen. Die Zwiebeln klein hacken, sowie die Petersilie, und in die Schüssel geben. Die restlichen Zutaten hinzufügen und gut mischen.

Chanukka-Salat

Das braucht man: 4 Artischocken, 4 Tomaten, geschält und entkernt, 2 gelbe Paprika, 2 rote Paprika, 2 lila Zwiebeln, Basilikum, Saft von 1 Zitrone, Salz, Pfeffer, Olivenöl

So wird's gemacht:  Artischocken und Zwiebeln in Viertel schneiden, dazu Salz, Pfeffer und etwa Olivenöl geben und im Backofen bei 220°C eine Viertelstunde grillen. Paprika braten, darauf Olivenöl und Salz geben und zur Seite legen. Tomaten in Achteln schneiden. In der Küchenmaschine Basilikum mit einer halben Glas Olivenöl fein pürieren. Alle Zutaten mischen und Zitronensaft dazugeben. Lauwarm servieren.

Schakschuka

Das braucht man: 6 frische Tomaten oder 1 1/2 Dosen Tomaten in Stücken, 4 bis 6 Eier, 2 bis 3 gepresste Knoblauchzehen, 1 große rote Paprika

So wird's gemacht: Paprika und Tomaten in Würfel schneiden. In einer Pfanne Öl erhitzen und die Paprika ein paar Minuten anrösten, Tomaten inklusive Flüssigkeit dazugeben. Den Knoblauch, Salz und Pfeffer zugeben. Ab und zu umrühren, bis die Flüssigkeit fast verkocht ist. Dann die Eier einzeln in die Soße schlagen. Dann gibt es zwei Methoden: entweder mit der heißen Soße verrühren oder (wie Spiegeleier) ganz lassen und in der heißen Soße stocken lassen. Wer möchte, kann entkernte, in Scheiben geschnitten grüne Oliven  in die Soße mischen und gehackte Petersilie darauf geben.

Sufganiot-Krapfen

Das braucht man: 250 g Mehl, ½ Päckchen Backpulver, 2 Eier, 300 g Joghurt, 3 EL Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 2 ½ EL Zitronensaft,  Pflanzenöl zum Frittieren, Puderzucker zum Garnieren, Marmelade

So wird's gemacht: Die Teigzutaten in einer Schüssel miteinander gut verrühren, bis der Teig glatt ist. Mit einem Handtuch bedecken und ein paar Minuten stehen lassen. In der Zwischenzeit das Öl in einem hohen Topf erwärmen, dann die Hitze reduzieren.

Mit zwei Löffeln aus dem Teig Bällchen formen und ins heiße Öl geben. Von beiden Seiten langsam backen, bis sie goldbraun sind und auf Druck mit einem Holzlöffel kaum nachgeben. Marmelade in die Mitte spritzen und Puderzucker darüber streuen. Bis zum Servieren warm halten.

Wer bei der Cultural Kitchen mitmachen möchte, kann sich per E-Mail an cultural-kitchen@t-online.de anmelden und informieren. Die nächsten Termine: Am 29. November werden Gerichte aus Ruanda gekocht, am 30. November ist Äthiopien an der Reihe.