Kulmbacherin im Hilfseinsatz auf Haiti

Auf dem Weg nach Haiti: Auch Anja Ziegler (links) aus Kulmbach ist bei dem Katastropheneinsatz dabei. Foto: Humedica Foto: red

Die 31-jährige Anja Ziegler, Rettungsassitentin aus Kulmbach, ist Teil des medizinischen Teams von Humedica Bayern. Die Insel wurde bei einem Sturm schwer verwüstet. Mehrere Menschen kamen ums Leben.

 
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Frau Ziegler, Sie sind gerade am Flughafen angekommen und warten auf den Abflug nach Haiti. Wann haben Sie erfahren, dass Sie bei dem Katastropheneinsatz dabei sind?

Anja Ziegler: Ich habe die Nachricht gestern Nachmittag bekommen. Wir sind das erste Team, das von Humedica geschickt wird. Die Situation muss katastrophal sein, weite Landesteile sind überflutet, die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Wir werden uns die Situation ansehen und wo möglich, medizinische Hilfe leisten.

Warum wollen Sie unbedingt bei gefährlichen Auslandseinsätzen mithelfen?

Ziegler: Ich bin von klein auf im Rettungsdienst und beim Roten Kreuz tätig. Als ich von der Organisation gehört habe, meldete ich mich, ich war schon 2010 bei der Fluthilfe in Pakistan im Einsatz. In ärmeren Ländern gibt es keine Hochleistungsmedizin, aber man kann mit wenigen Mitteln Großes tun. Da kann Flüssigkeit oder ein bestimmtes Medikament manchmal schon viel bewirken.

Wissen Sie ungefähr, was Sie in Haiti erwartet?

Ziegler: Uns ist zum Beispiel bekannt, dass man die Hauptstadt Port-au-Prince nicht anfliegen kann. Der Flugverkehr dort ist zum Erliegen gekommen. Deshalb fliegen wir nach Santo Domingo. Von dort aus wollen wir mit dem Auto in die Hauptstadt fahren. Das wird unser erster Anlaufpunkt sein. Zwei örtliche Krankenhäuser haben bereits angekündigt, dass sie Hilfe benötigen. Wo wir übernachten, wissen wir noch nicht genau. Es kann sein, dass wir zwei, drei Tage in Zelten schlafen müssen. In der Regel dauert ein Katastropheneinsatz zwei Wochen. Danach ist man psychisch und physisch so angeschlagen, das man von einem anderen Team abgelöst wird.

Wie fühlen Sie sich so kurz vor dem Abflug ins Ungewisse?

Ziegler: Es ist so eine Mischung an Gefühlen, Angst habe ich nicht direkt. Die Lage, die uns erwartet, ist im Vorfeld einfach schwer einzuschätzen. Eine gewisse Angespanntheit und Unruhe spüre ich schon.

Welche Hilfsorganisationen haben Sie als Partner vor Ort?

Ziegler: Die internationale Koordinierung der Hilfseinsätze übernimmt die OCHA, die zu den Vereinten Nationen gehört. Die UN arbeiten eng mit den staatlichen Stellen zusammen, treffen Absprachen und steuern die Reaktion auf die Hilfsgesuche. Wir können vor Ort also auf vorhandene Hilfsstrukturen zurückgreifen. Verständigen werden wir uns über Satellitentelefone. Und ich hoffe, dass wir ins Internet kommen. ⋌Das Gespräch führte Ute Eschenbacher

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