In der Oberen Stadt beim Altstadtfest kein Bandauftritt – Live-Musik zu teuer Kulmbach: Musiker bleiben Zuhause

Von Rainer Unger
Die gute alte Zeit: Live-Musik in der Oberen Stadt beim Kulmbacher Altstadtfest. Doch nun ist den Veranstaltern alles zu teuer. Foto: red

Wenn am kommenden Wochenende das 36. Kulmbacher Altstadtfest stattfinden wird, gibt es wieder etwas Neues – und das ist nicht unbedingt etwas Gutes: Erstmals wird vor der Kultkneipe in der Oberen Stadt, dem „Casablanca“, keine Live-Musik geboten. Die gestiegenen Kosten, wegen strenger Sicherheitsvorschriften, aber auch das veränderte Verhalten des Publikums hat die Stadtverwaltung dazu veranlasst, auf Bandauftritte zu verzichten.

 
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Es ist eine Entwicklung, die Peter Seuß vom städtischen Organisationsteam und Mathias Wuschek, der Wirt des Casablanca, über die Jahre hinweg haben kommen sehen. „Seit Jahren schon stelle ich einen Besucherrückgang am Freitag und am Samstag fest, der wohl mit dem Geburtenrückgang zusammenhängt. Es gibt immer weniger Leute im Ausgeh-Alter“, sagt der Wirt. Der Sonntag sei mittlerweile völlig tot.Doch die Polizei hat keinen Grund zur Klage.

Einst Treffpunkt für Zivis und Wehrpflichtige

Früher hätten sich viele am Montag frei genommen, das gibt es heute nicht mehr“, hat Wuschek bemerkt. Drei Tage währte die Sause. Und natürlich fehlen auch die Zivis und Wehrpflichtigen, die früher Stammgäste beim Altstadtfest waren. Das ist zwar immer noch ein wichtiger Treffpunkt, um Leute zu sehen, die man sonst außer während der Bierwoche und zu Weihnachten das gesamte Jahr nicht sieht, das federt aber den Umsatzrückgang nicht ab.

Rucksacktouristen bringen ihre Getränke mit

„Hinzu kommt, dass es mehr und mehr junge ‚Rucksacktouristen’ gibt, die ihre Getränke selbst mitbringen und in den Kneipen kaum Geld lassen“, ergänzt Peter Seuß. Durch ein geändertes Ausgehverhalten kommen Besucher zudem zu späterer Stunde als früher.

Matthias Wuschek würde sich in dem Zusammenhang eine bessere Kommunikation mit der Stadt wünschen. „Anstatt ihr Schema mit sturer Gewalt durchzuziehen, sollten die Verantwortlichen mehr mit den Wirten reden und sich auch darüber Gedanken machen, wie es in Zukunft weiter gehen soll“, schlägt er vor. Er würde es begrüßen, wenn man am Freitag und am Samstag eine Stunde länger ausschenken dürfte. Im Gegenzug könnte man in der Oberen Stadt am Sonntag, wo eh nicht mehr viel los ist, am Abend deutlich eher Schluss machen, so dass die Anwohner entlastet werden. Auch könnte man möglicherweise am Sonntag in einigen Straßenzügen gänzlich auf Musik verzichten und somit auch die teuren Gema-Gebühren für den Tag sparen.Mit einem langen Apfelstrudel machte das Gelage von sich reden.

Blick nach Bayreuth: Sonntag weniger Programm

Seuß ergänzt, dass die Stadt Bayreuth wegen ähnlicher Probleme beim Bürgerfest bereits reagiert und das Programm am Sonntag massiv zurückgefahren hat.

Ein weiteres Problem sind die neuen Vorschriften, was die Sicherheitsauflagen betrifft, und die damit verbundene Umstrukturierung, führt Seuß an. „So haben die Bands früher gegenüber vom Casablanca auf der Ladefläche eines Anhängers gespielt, was seit einigen Jahren nicht mehr möglich ist, weil breitere Fluchtwege benötigt werden und nur noch hochwertige Bühnen den heutigen Sicherheitsanforderungen genügen“, ergänzt Wuschek. Seither musste seitlich vom Casablanca aufwendig eine professionelle Bühne aufgestellt werden.

Wirte und Standbetreiber können Kosten nicht mehr stemmen

All diese Kosten, die Peter Seuß auf die Wirte und Standbetreiber der Oberen Stadt umlegen muss, sind für den Straßenzug nicht mehr zu stemmen. „Viele Betreiber von Ständen fühlen sich ausgebeutet und sagen, sie kommen nicht mehr, wenn sie drei Tage unzählige Stunden arbeiten und dann Null auf Null rauskommen“, fährt Seuß fort.

„Seitens der Stadt hat man mit verschiedenen Ideen schon versucht, den Sonntag zu beleben, das klappt aber nur bedingt“, informiert der Straßenzugbeauftragte. „Ich bedaure das sehr, habe aber Verständnis für die Entscheidung des Straßenzugbeauftragten, der mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen muss“, sagt Wuschek.

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