Kulmbach: Jusos streiten mit JU über AfD

Von
Das Bräuwerk in Neudrossenfeld musste für AfD-Vize Alexander Gauland öffnen. Aber vor dem Gebäude demonstrierten rund 200 Menschen gegen seinen Auftritt. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Ist Kulmbach eine Hochburg der Alternative für Deutschland (AfD)? Weil die AfD Lichtenfels-Kulmbach in Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens negativ auffiel, wünschen sich die Kulmbacher Jusos eine Stellungnahme von Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Der sagt, erst auf erneute Anfrage: Die AfD spiele in Kulmbach keine Rolle. Die Junge Union wundert sich über die Anfrage der Jusos.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der stellvertretende Vorsitzende der Jusos im Kreisverband Kulmbach, Julian Seiferth, hat dazu Ende Oktober einen offenen Brief an den Oberbürgermeister verfasst. Weil darauf keine Reaktion kam, folgte ein zweiter offener Brief, der ebenfalls an die Medien ging.

Jusos fordern Stellungnahme der Stadt

Der ARD-Beitrag über die AfD schlage „große Wellen“ und selbst Parteimitglieder seien „schockiert“ über deren „antidemokratische Ausrichtung“, so die Kulmbacher Jungsozialisten. Die CSU sei die einzige Partei in Kulmbach, die diese Gefahr verdränge. Das Rathaus solle sich daher darum bemühen, gegen „das falsche Bild, dass die AfD Kulmbach in den Bundesmedien verbreitet“ vorzugehen. In diesem Falle sei der Oberbürgermeister gefragt, dagegen zu halten.

"Deutsche und Ausländer in Kulmbach willkommen"

Schramm gefällt dieses von der AfD erzeugte öffentliche Bild auch nicht, wie er auf Nachfrage betont. Doch jede Art von Gegendarstellung biete deren Anhänger nur wieder eine Gelegenheit, „sich wieder öffentlich bemerkbar zu machen“. Und diese sei nicht im Interesse der Stadt, die im Übrigen tagtäglich vieles auf dem Gebiet der Integration leiste. „Kulmbach ist eine wunderbare Stadt. Deutsche und Ausländer, Schwarze und Weiße sind willkommen.“ In der Stadt Kulmbach habe die AfD keine Bedeutung, so Schramm.

Die Jusos halten die aktuellen Entwicklungen dagegen für besorgniserregend. Weil es ihnen zufolge durchaus „in Kulmbach eine nicht zu vernachlässigende Gruppe von Menschen“ gebe, die sich vom „völkischen Gedankengut“ der AfD Kulmbach-Lichtenfels angesprochen fühle. Daher müsse sich die Mehrheit der Bürger klar davon abgrenzen und etwas dagegensetzen, wie das im Landkreis beim Auftritt von Alexander Gauland geschehen sei. Auch in Mainleus sei vor einer Pizzeria protestiert worden. „Das politische Ringen mit der AfD ist kein Spiel von ein paar Versprengten, die ein bisschen Lärm machen wollen“, warnen die Jusos.“Die AfD Kulmbach-Lichtenfels wird im bundesweiten Fernsehen wahrgenommen und schadet damit massiv dem Bild, welches die deutschen Bürger von unserer Stadt bekommen.“ Denn die AfD sei eine Gefahr für den Zusammenhalt zwischen Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, Religionen, Ethnizitäten und Sexualitäten in dieser Stadt.

Junge Union: Stadt habe viel für Flüchtlinge geleistet

Der Kreisvorsitzende der Jungen Union Kulmbach, Patrick Kölbel, reagierte verwundert auf die Vorwürfe der SPD-Nachwuchsorganisation. Ebenso in einem offenen Brief äußerte Kölbel, die AfD sei selbstverständlich kritisch zu beobachten. Aber die Stadt habe viel für die Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen geleistet. Und auch viele ehrenamtliche Helfer hätten Zeit und Geld geopfert, „um Menschlichkeit zu zeigen“. Dass in dem TV-Beitrag auf etwas ganz anderes abgezielt worden sei, dafür könne der Oberbürgermeister nichts. Der habe das Schreiben der Jusos nie erhalten. „Wie soll also so eine Antwort aussehen, die angeblich ausgeblieben ist?“, fragt die JU. „Die Stadt Kulmbach und ihre Einwohner haben in der Flüchtlingskrise bewiesen, dass sie ein menschliches und soziales Herz haben.“

Die von den Jusos angestoßene Diskussion führe nur dazu, dass der AfD als Partei nur eins zuteil werde - „erneute unverdiente Aufmerksamkeit. „ Auf diese Weise bringe man Kulmbach nicht nach vorn. „Darum lasst uns doch lieber gemeinsam daran arbeiten, die AfD überflüssig zu machen“, schlug Kölbel vor.

Widerstand gab es bereits aus den eigenen Reihen der Rechtspopulisten: Zuletzt hatte sich die Beisitzerin im Vorstand der AfD-Kreisgruppe, Mandy Myszak, vom stellvertretenden Vorsitzenden Edwin Hübner distanziert. Die von ihm gemachten geschichtsverdrehenden Aussagen in der ARD-Sendung „Kontraste“, hielt Myszak für „desaströs“ - und trat zurück.

Autor

Bilder