Landkreis musste fast 800 000 Euro mehr ausgeben - 5000 Euro pro Kind im Heim Kulmbach: Jugendhilfe mit hohem Defizit

Von Gerd Emich
Die präventive Jugendsozialarbeit im Landkreis Kulmbach wird von mehreren Institutionen geleistet. Die Geschwister-Gummi-Stiftung ist eine davon. Die Kosten für die Heimunterbringung trägt andernfalls der Landkreis. Foto: Archiv Foto: red

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge präsentierte Kämmerer Rainer Dippold dem Kreisausschuss seine Bilanz für 2015. Statt der ursprünglich geplanten Aufnahme von zusätzlichen Krediten sanken die Verbindlichkeiten bis Ende Dezember um fast zwei Millionen Euro. Die Kosten sind dennoch immens.

 
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„Der Haushalt gestaltete sich erfreulicherweise deutlich günstiger als erwartet“, freute sich der Hüter der Kommunalfinanzen. Landrat Klaus Peter Söllner sprach in diesem Zusammenhang von einem „extremen Sparwillen“ seiner Mitarbeiter, zum anderen habe man aber auch einfach Glück gehabt. Die Einsparungen zogen sich im vergangenen Jahr durch fast alle Sachgebiete, angefangen von den Personalkosten der Verwaltung (minus 129 000 Euro) über den Sachaufwand (minus 179 000 Euro) bis hin zu niedrigeren Ausgaben für die Schulen und den Rettungsverband. Den mit Abstand größten Teil der Minderausgaben steuerte aber der Sozialbereich bei.

Mehr Hartz-IV-Empfänger

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist überraschend deutlich zurückgegangen, gleichzeitig aber die Erstattung der Leistungen durch den Bund angestiegen. Zusammen mit niedrigeren Kosten bei der Grundsicherung und Sozialhilfe blieben dem Landkreis so am Ende fast 1,2 Millionen Ausgaben erspart.

Ein insgesamt noch besseres Ergebnis wäre möglich gewesen, wenn sich der Bereich Jugendhilfe nicht gegen den allgemeinen positiven Trend entwickelt hätte. Sie belasteten den Kreishaushalt im Jahr 2015 mit knapp acht Millionen Euro. „Wir hatten das Budget zwar schon um 1,4 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr angehoben, aber trotzdem bestand noch ein Mehrbedarf von rund 772 000 Euro“, erläuterte Kämmerer Dippold den Kommunalpolitikern.

Licht am Horizont

Jugendamtsleiter Klaus Schröder sieht inzwischen jedoch einen Lichtstreifen am Horizont. Für das laufende Jahr rechnet er zwar nicht mit einem nennenswerten Rückgang. In Kulmbach sei aber eine Trendwende bei der seit acht Jahren laufend steigenden finanziellen Belastung abzusehen. Vor allem bei den besonders teuren Heimaufenthalten von Kindern und Jugendlichen hegt Schröder Hoffnung. Jeder einzelne Fall koste den Landkreis pro Monat bis zu 5000 Euro. „Ende August hatten wir noch 39 stationäre Unterbringungen, am Anfang des Jahres waren es 54“, bilanzierte der Leiter des Jugendamtes. Und dabei handelt es sich um die Kinder von deutschen Eltern.

Sorgen bereitet Schröder das hohe Niveau an ambulanten und stationären Hilfen für Familien: „Insgesamt kann ich keine Entwarnung geben. Leider kündigen viele Eltern einfach ihre Erziehungsverantwortung auf.“ Aber zumindest erwartet er keine weiteren Ausgabensteigerungen wie in den letzten acht Jahren.

Vorerst zum letzten Mal gab der Kreisausschuss grünes Licht für die Auszahlung von Zuschüssen an den Kulmbacher Schlachthof. Sechs Jahre lang wurde der Betrieb mit knapp 400 000 Euro gefördert. Jetzt wurden noch einmal 65 000 Euro fällig.

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