In Kulmbach brummt's am Bau

Von Christina Holzinger
Im Rosengrund bauen die Mitarbeiter des Bauunternehmens Helmut Herrmann ein Einfamilienhaus. Foto: Christina Holzinger Foto: red

Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik haben oberfränkische Baubetriebe so viel zu tun wie selten zuvor: Es habe rund  50 Prozent mehr Aufträge als im Vorjahr gegeben. Auch in Kulmbach wird viel gebaut, die Experten sprechen jedoch nicht von einem Boom.

 
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„Es wird viel gebaut“ – da sind sich Florian Naumann, Geschäftsführer von Jöna Immobilien, und Axel Pieper, Geschäftsführer des Bauunternehmens Helmut Herrmann in Mainleus, einig. An einen Bauboom glauben die beiden jedoch nicht. In den übrigen Regierungsbezirken wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. „Oberfranken zieht jetzt nach“, sagt Naumann. Denn es gebe noch einen großen Nachholbedarf.  

Mehr Einfamilienhäuser

Gerade im Bereich der Einfamilienhäuser gibt es seit Jahren eine große Nachfrage, sagt Naumann. Gründe dafür gebe es viele: Niedrige Zinsen, Zuzug aus anderen Regionen und mehr ausgewiesene Bauflächen sorgen dafür, dass immer mehr Menschen ein Eigenheim bauen. Gebaut wird auch deshalb, weil nur wenige Häuser zum Verkauf stehen. „Der Oberfranke verkauft sein Haus nicht alle zehn Jahre und zieht um, sondern bleibt bis zu seiner Rente wohnen“, sagt Naumann.

Großer Baubedarf, viele Eigentumswohnungen

Der Baubedarf sei groß – immerhin wohnte im vergangenen Jahr etwa jeder Dritte Deutsche in einem Eigenheim. „Zwischen 2000 und 2010 wurde in unserer Region eigentlich nichts gebaut“, sagt Naumann. Der Grund: In den 1990 Jahren sei so viel hochgezogen worden, dass die Wohnungen und Häuser ausreichend waren. Nun seien viele der Gebäude veraltet, weshalb erneut investiert werde. Ein weiterer Grund: Die Menschen werden immer älter. Viele Rentner würden ihr Haus mit zunehmendem Alter verkaufen und dafür in eine Wohnung in der Stadt investieren. So können sie Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten sowie Bus und Bahn zu Fuß erreichen. „Der typische Wohnungskäufer ist 60 plus“, sagt Naumann. Denn: „Wenn die Kinder aus dem Haus sind, wird die Gartenarbeit oft zu viel und auch die Treppen sind störend.“ Deshalb gebe es immer mehr Wohnkomplexe, die einen Reinigungsdienst anbieten – „die Bewohner müssen nur noch ihre Blumen selbst gießen.“

Es wird viel investiert

Auch Axel Pieper vom Bauunternehmen Helmut Herrmann bestätigt: „Es gibt eine steigende Nachfrage.“ Es müssten noch viele Aufträge aus dem vergangenen Jahr abgearbeitet werden, dazu kommen immer mehr Anfragen für Einfamilienhäuser und Renovierungsarbeiten. „Es wird immer mehr in die eigenen vier Wände investiert“, sagt Pieper. Auch beim Bauunternehmen Popp sieht die Auftragslage gut aus. „Von einem Bauboom zu sprechen, wäre übertrieben, wir sind jedoch langfristiger als sonst ausgelastet“, sagt eine Mitarbeiterin.

Auch Stadt Kulmbach baut mehr

Die Stadt Kulmbach sei seit Jahren aktiv im Baubereich, sagt Pressesprecher Tobias Günther. Sowohl was Hochbau- und Tiefbau in der Stadt als auch die umfangreichen Investitionen der Stadtwerke ins Kanalnetz betreffe. „Wir haben viele Baumaßnahmen angestoßen, für die wir zum Teil sehr hohe Förderungen bekommen haben“, sagt Günther. Beispiele seien die laufende Neugestaltung des Zentralparkplatzes mit Sanierung der Tiefgarage, die geplante Sanierung der Alten Spinnerei sowie aktuell die Sanierung verschiedener Verwaltungsgebäude wie Volkshochschule und Bauamt. Dazu kommen Investitionen der Stadtwerke in Hochwassermaßnahmen und Kanalerneuerungen. Günther sagt: „Lagen in den Jahren 2008 bis 2010 die im Haushalt veranschlagten Investitionssummen der Stadt Kulmbach und deren Eigenbetrieb noch zwischen rund 16 und 25 Millionen Euro, so sind es in den Jahren 2016, 2017 und 2018 zwischen 28 und 50 Millionen Euro.“

 

 

 

 

 

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