Kommentar zur Debatte um die Ersatzspielstätte Kühe und Kultur

Die Halle des Rinderzuchtverbandes ist als Ersatzspielstätte für die Stadthalle im Gespräch. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Man kann den Aufschrei schon ahnen: Kultur in die Viehversteigerungshalle? Und das in Bayreuth – einer Stadt, die ihrem Selbstverständnis nach zu allererst ein Kulturort ist? Konzerte und Oper dort, wo sonst Kälber und Bullen im Kreis gehen? Das, was Kulturreferent Fabian Kern als Lösung in der verfahrenen Debatte um eine Ersatzspielstätte für die Stadthalle vorschlägt, das geht doch nicht. Warum denn eigentlich nicht, fragt Kurier-Redakteur Frank Schmälzle in seinem Kommentar.

 
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Bleiben wir doch mal bei den Fakten. Lassen wir die Ressentiments weg, auch die kulturbedingte Emphase und den bei manchem unübersehbaren Drang, mal wieder einen Kübel voller Hohn und Spott auszuschütten. Die Halle ist groß genug, hat genügend Parkplätze drum herum. Sie steht zur Verfügung, lässt sich mit vertretbarem Aufwand zur Ersatzspielstätte umfunktionieren. Erstaunlicherweise soll sogar die Akustik passen. Wer mal dort war, weiß: Es ist kein Prachtbau, der da steht. Aber es ist eine blitzsaubere Halle. Einziges Manko: Sie liegt ziemlich weit ab vom Schuss.

Die Viehauktionshalle muss nicht die beste aller möglichen Notlösungen sein, bis die Stadthalle Ende 2019 hoffentlich wieder zur Verfügung steht. Aber sie ist sicher auch keine schlechte. Schon gar keine, die die Mitglieder des Kulturausschusses in ihrer Sitzung am Montag einfach mal eben vom Tisch wischen sollten. Eines ist aber auch klar: Das ehemalige Reichshof-Kino würde die kulturinteressierten Bayreuth zweifellos mehr begeistern. Dieses Haus atmet Nostalgie, aus jeder Ritze strömt Atmosphäre. Es ist wohl gerade dieses Ambiente, diese Beliebtheit, die dem Reichshof zum Verhängnis werden. Auch wenn sich die Verantwortlichen im Rathaus dahinter verschanzen, dass sie kein öffentliches Geld in eine private Immobilie stecken wollen, um sie zur Ersatzspielstätte für die Stadthalle zu machen. Hartnäckig hält sich der Eindruck, dass andere Gründe zumindest im Hintergrund stehen. Was, wenn der Reichshof als Ersatzspielstätte einschlägt? Wenn nach dem Umbau der Stadthalle niemand mehr auf den Reichshof verzichten will? Dann hätte die Stadtverwaltung einen Konkurrenzstandort groß gemacht. Und sich ein dickes Problem bei der Vermarktung der eigenen Stadthalle geschaffen. Schade, dass es an dieser Stelle an der Souveränität mangelt.

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