KSB setzt auf Innovation

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 Foto: red

Der Mann strahlt Zuversicht aus. Weil da Zukunftsmärkte existieren, die das Unternehmen beackern kann. Langfristig. Das gibt Sicherheit, sagt Stephan Timmermann, Sprecher der KSB Management SE im Interview mit unserer Zeitung. Er ist einer von vier Direktoren, die seit einigen Monaten das operative Geschäft des Pumpen- und Armaturenherstellers mit Hauptsitz in Frankenthal bestimmen. Auch für den Pegnitzer Standort des Konzerns sieht Timmermann keine Wolken aufziehen – im Gegenteil. Allerdings hat das Unternehmen auch einige Probleme zu meistern, von der Weltpolitik bis zum Fachkräftemangel.

 
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Herr Timmermann, das  Schlagwort vom Handelskrieg macht die Runde. Die Angst vor Strafzöllen geht um, viele sehen die Handelsfreiheit eingeschränkt. Macht das auch KSB Sorgen?

Stephan Timmermann: Nun, Zölle jeder Art stellen immer ein Hindernis dar. Je nachdem, auf welcher Seite man steht, können sie Vorteile bringen oder für erhebliche Beeinträchtigungen sorgen. Was da in den USA passiert, löst natürlich keine Begeisterung aus. Unser Vorteil ist, dass wir dort mit Fertigungsstandorten einschließlich einer Gießerei vertreten sind, die selbst produzieren und das nicht nur für unseren eigenen Bedarf. Wir müssen diese Artikel also nicht einführen. Grundsätzlich sind Zölle gravierende Handelshemmnisse, wenngleich weniger dramatisch als ein Handelsembargo. Schwierig ist, dass bei solchen jederzeit Gesellschaften auf die Liste kommen können, mit denen wir bisher Geschäftsbeziehungen hatten und die wir dann nicht mehr beliefern dürfen. Da werden nationalstaatliche Interessen gespielt, das verursacht natürlich auch Wettbewerbsverzerrungen. Das müssen wir über unser Risikomanagement steuern, damit wir da keine Fehler machen. Das ist inzwischen mindestens so wichtig wie der Verkauf. Nehmen wir mal den Iran. Ein Riesenmarkt, der boomt. Aber da sind wir halt Einschränkungen unterworfen.

 

China will zur Wirtschaftsmacht Nummer eins aufsteigen. Welche Rolle spielen diese Ambitionen für das Geschäftsgebaren von KSB? Für Ihre Standorte dort? Für die Geschäftsbeziehungen?

Timmermann: Der Kunde China wird sich über die Zeitachse gesehen verändern. Weil er verstärkt eine Eigenversorgung anstrebt. Die Entwicklung dort läuft schneller als in vergleichbaren Märkten. Und der technische Wandel vollzieht sich in China wesentlich rascher, als viele glauben oder sehen wollten. Die Zahl lokaler Unternehmen wird spürbar steigen. Und wenn dort der Begriff ,buy China’ immer mehr Priorität hat, wird das schwierig für uns. Da müssen wir uns wappnen, indem wir unsere innovative Kraft ausschöpfen und neue Produkte schneller kreieren als der lokale Markt es kann. Innovation ist ja überhaupt das Stichwort schlechthin für die Zukunft.

 

KSB hat in der jüngeren Vergangenheit immer wieder kleinere Firmen „dazugekauft“ – sich aber inzwischen auch wieder von einigen getrennt. Warum? Ist Wachstum um des Wachstums willen doch nicht das alleinige Wunderrezept?

Timmermann: Sagen wir mal so: Wachstum als solches ist unabdingbar. Der Umsatz muss steigen, weil auch die Kosten steigen. Bei den Löhnen etwa, das muss auch so sein. Dann müssen wir die Inflation ausgleichen. Auch das Material wird teurer. Und: Es führt heute kein Weg mehr daran vorbei, global präsent zu sein. Weil da auch unsere Märkte sind. Gerade in den Schwellenländern, gerade auch in Asien. Dort wird in den Wohlstand investiert, in die Infrastruktur. Da stellt sich dann immer die Frage, ob man das aus internen Mitteln mit eigenen Leuten schafft – was natürlich ideal wäre – oder ob man nicht besser funktionierende Firmen aufkauft. Mit einem festen Kundenstamm, mit qualifizierten Mitarbeitern, mit einem laufenden Fabrikbetrieb. Das spart in der Regel enorm Zeit, auch wenn man immer Risiken und Chancen abwägen muss. Aber es gibt natürlich auch Firmen, die wir gekauft haben, die uns eher wenig bringen bei dem, was wir vorhaben. Wie etwa in Houston der Hersteller von Klappen für die Chemieindustrie Amri, den wir wieder veräußert haben. Wir müssen auf unsere Stärken bauen. Das sind Großpumpen für die Entsorgung des Abwassers, das in den weiter wachsenden Mega-Citys immer mehr Probleme bereitet. Oder für das Wegbringen des Wassers bei der steigenden Zahl von Starkregenereignissen. Oder beim Fördern von Wasser aus immer größeren Tiefen, etwa in Indien, wo der Grundwasserspiegel sinkt, der Wasserbedarf aber immer höher wird, weil die Bevölkerung wächst.

 

Gerade auch in unserer hiesigen Gegend ein Dauerthema: der Fachkräftemangel. Mit welchen Mitteln versucht KSB, insbesondere am Standort Pegnitz, dieses Problems Herr zu werden?

Timmermann: Das wird auf jeden Fall zu einer Herausforderung. Denn der demografische Wandel kommt ja nicht erst, er ist längst da. Die Industrie boomt, da sind qualifizierte Leute schwer zu finden. Eben auch in Pegnitz, wo man noch an ein Schlaraffenland glauben könnte, weil das Umfeld industriell eher bescheiden ist. Im Gegensatz zu großen Städten wie München oder Stuttgart. Oder auch zu Frankenthal hier, wo wir ein großes Chemieunternehmen vor der Haustür haben. Da hilft nur, das Ausbildungsniveau beizubehalten und die Mitarbeiter für ihr Werk zu begeistern ...

 

... das heißt, die Sache mit dem „von der Pike auf lernen“ in einem Betrieb ist wieder in Mode?

Timmermann: Das ist wichtiger denn je.

 

KSB investiert ja auch in seine Standorte. So siebenstellige Beträge in die Ausstattung der Pegnitzer Gießerei mit zwei 3D-Laserdruckern. Warum erhofft man sich so viel von diesem Verfahren?

Timmermann: Da geht es schlichtweg um Zeitersparnis. Bisher wurde für Teile zum Bau einer Pumpe erst ein Rohling erzeugt, meist aus Guss. Der wurde dann durch Drehen, Fräsen und Bohren in Form gebracht. Ein Prozess, der sich über vier bis zwölf Wochen hinziehen kann. Nun lässt sich das Ganze über einen dreidimensional arbeitenden Drucker um den Faktor 20 oder 30 schneller bewerkstelligen. Gerade bei Ersatzteilen, wie zum Beispiel für Ölplattformen, spielt Tempo eine entscheidende Rolle. Das macht unseren Service weitaus effektiver. Wer das beherrscht, beherrscht das Geschäft.

 

Ist die Modernisierung der Pegnitzer Gießerei nun eigentlich abgeschlossen?

Timmermann: Ja. Wir hatten uns einen Zeitplan bis 2020 vorgenommen, aber sind nach einer Gesamtinvestition von sechs Millionen Euro jetzt fertig. Damit haben wir eine agile Gießerei, die Maßstäbe setzen kann, gerade auch bei kleinen Losgrößen und auch bei Einzelstücken.

 

Und wie schätzen Sie die Situation des Standorts Pegnitz perspektivisch ein? Zukunftssicher?

Timmermann: Die Lage ist sehr gut, wir sind richtig zufrieden. Das gibt uns die Luft zum Atmen, um das Jahr 2019 vorzubereiten, vor allem bei der Akquise von Aufträgen. Pegnitz ist sehr breit aufgestellt. Aber auch hier muss man den übergeordneten Kontext sehen. Wir brauchen noch schnellere Prozesse, brauchen Strukturveränderungen, ohne diese jetzt schon konkret benennen zu können. Und wir müssen uns den Erfahrungsschatz der Mitarbeiter sichern und ihn nutzen, um eine neue Generation an Bord zu holen und uns dabei überlegen, wie wir uns in der globalen Welt positionieren wollen.

 

Wie ist der aktuelle Beschäftigungsstand?

Timmermann: Ende Februar hatten wir in Pegnitz 1477 Beschäftigte, darunter 83 Azubis. Das zeigt, welchen Wert wir auf die Ausbildung legen.

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