Ehrenamtlicher Dienst am Zaun rettet Amphibien – 30 Helfer im Landkreis im Einsatz Krötenwanderung: Die Feuerwehr hilft

Von Sonny Adam
„So greift man eine Kröte richtig – unter den Achseln. Dann kann sie einen nicht anpieseln“, zeigt Erich Schiffelholz. Foto: Sonny Adam Foto: red

Die Feuerwehr ist ein Helfer in der Not – das weiß jedes Kind. Doch nicht nur bei Bränden und anderen Unglücken rücken die Aktiven an. Daniela Wagner hilft mit ihrer Jugendtruppe auch Kröten und Molchen über die Straße.

 
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Petra Bär (17) ist skeptisch. „Ich weiß nicht, ob heute viele Kröten in den Eimern sind“, sagt sie. „Ich glaube, denen ist es heute zu kalt“, hat sie im Gespür. Gemeinsam mit Daniela Wagner läuft sie am Krötenzaun an der B 303 Richtung Wirsberg entlang. Im ersten Eimer ist nichts drin. Im zweiten Eimer auch nicht. Petra Bär soll recht behalten. Denn auch wenn das Wetter nass ist, am Wochenende war es zu kühl für die Kröten. Zudem ist die Krötenwanderung im Landkreis Kulmbach nahezu abgeschlossen. Diejenigen, die jetzt zu den Laichgewässern laufen, sind ohnehin Nachzügler. „Ich habe in den letzten Wochen jedes zweite Wochenende Krötendienst gemacht“, sagt Petra Bär.

Mit Handschuhen

Morgens zog Daniela Wagner von der Feuerwehr Ludwigschorgast in den letzten Wochen immer alleine los, am Abend halfen die Jugendlichen mit. „Ich mag Kröten eigentlich nicht so sehr, finde sie auch ein bisschen eklig“, sagt Bär. Doch sie hat ja Handschuhe an. „Und Kröten sind auch nur Tiere, denen ich helfen will“, sagt die 17-Jährige.

Dass die Jugendlichen beim Krötensammeln Gummihandschuhe und leuchtend orange Warnwesten tragen – darauf achtet Daniela Wagner genau. Die Warnwesten sorgen dafür, dass Autofahrer die Krötenhelfer sehen. Und die Handschuhe sind deshalb nötig, weil die Ausscheidungen der Kröten die Haut reizen könnten. „Wenn man sich die Ausscheidungen ins Gesicht reibt, kann das zu Rötungen führen“, erklärt Erich Schiffelholz, Vorsitzender vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Mitinitiator der Krötensammlung.

Freiheit auf der anderen Straßenseite

„Wir setzen die Kröten auf der anderen Straßenseite aus“, sagt Bastian Wendicke (13). Er hat in diesem Jahr schon zehn Kröten das Leben gerettet und sagt, dass das ein gutes Gefühl ist. Manchmal hat er auch Kröten beobachtet, wie sie davon gehüpft sind – ins Unglück. „Gut, man bekommt jetzt von den Kröten oder Fröschen keine Anerkennung, aber irgend wie macht es Spaß und so zeitaufwendig ist das Sammeln auch wieder nicht“, sagt Vincent Backer (16).

„Wenn man die Kröten unter den Achseln anfasst, wird man nicht angepieselt“, zeigt Erich Schiffelholz einen Trick. Manchmal finden die Krötenhelfer auch Molche oder Frösche. „Und auf dem Rückweg, wenn wir die Kröten auf der anderen Straßenseite ausgesetzt haben, dann sammeln wir auch gleich den Müll entlang der Bundesstraße auf“, sagt Daniela Wagner und ist über die Unterstützung dankbar. Aktuell wertetet Monika Winkler, passionierte Amphibienspezialistin vom Bund für Naturschutz, die Daten, die all die Krötenhelfer gesammelt haben, aus. Die Statistik der letzten Jahre beweist, dass die Krötenzäune wirken.

Zu den Laichgewässern

Von Jahr zu Jahr wandern mehr Kröten über die Straße. Schon ab Temperaturen von sieben Grad machen sich die Kröten auf den Weg in die Laichgewässer.

Die Untere Naturschutzbehörde hat in diesem Jahr 3450 Meter Zaun im Landkreis gestellt. 30 Helfer sind im Einsatz. Aber jetzt geht die Krötenwanderung langsam dem Ende entgegen, in den nächsten Wochen werden die Zäune abgebaut.

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