Neujahrsempfang der evangelischen Kirchengemeinde mit der Berliner Theologin Friederike von Kirchbach Kritische Worte zur Ökumene

Von Frank Heidler
Neujahrsempfang der evangelischen Kirchengemeinde Pegnitz im Gemeindehaus. Foto: Ralf Münch Foto: red

Vom kirchlichen Schmusekurs in Sachen Ökumene und „interreligiösen Dialog“ war der Hauptvortrag der evangelischen Theologin Friederike von Kirchbach weit entfernt. Beim Neujahrsempfang im Gemeindehaus macht die früher stellvertretende Berliner Bischöfin und Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentags klar, dass in einer Großstadt wie Berlin die Christen – Protestanten und Katholiken zusammen – schon längst in der Minderheit seien.

 
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Ein wenig Familiengeschichte zum Auftakt: „Meine Eltern haben 25 Jahre in Pegnitz gelebt“, sagte Pfarrerin von Kirchbach. Und fügt mit belegter Stimme hinzu: „Es waren die glücklichsten ihres Lebens.“ Der Vater, Pfarrer Sieger von Kirchbach, sei bis zu seinem Lebensende ganz selbstverständlich am neuen Lebensmittelpunkt in Pegnitz mit „Herr Pfarrer“ angesprochen worden.

Stimmungsvolle Weihnachtsweisen

Musikalisch eingeleitet wurde der Empfang mit stimmungsvollen Weihnachtsweisen der Jugendkantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Jörg Fuhr. Pfarrer-Referentin von Kirchbach wippte dazu genussvoll mit Oberkörper und schwarzen Schuhspitzen.

Auf die gelungene Ökumene in Pegnitz ging Bürgermeister Uwe Raab in seinem Grußwort zum Auftakt des Lutherjahres ein. „Heute singen ganz selbstverständlich katholische Christen in der Kantorei der Bartholomäuskirche oder evangelische Gläubige im St. Thomaschor in Trockau. Katholische und evangelische Kinder ziehen als Sternsinger von Haus zu Haus.“

Zahlreiche Bauten errichtet

Dann listete Raab im Beisein seines Amtsvorgängers Manfred Thümmler zahlreiche Bauten von Kindergärten bis zu Seniorenheimen auf, die „von wenigen tausend Christen in den vergangenen sechs Jahrzehnten hier in Pegnitz“ errichtet worden seien.

Im Jahr 1964 sei der erste ökumenische Gottesdienst in der Bartholomäuskirche gefeiert worden. Aus der freundschaftlichen Begegnung des damaligen Dekans Friedrich Schoenauer und von Geistlichem Rat Franz Vogl war eine „echte ökumenische Zusammenarbeit“ erwachsen.

Ein Reformer, kein Reformator

Ausdrücklich freute sich der amtierende Dekan Gerhard Schoenauer „über all das, was hier in den Kirchen gelingt, wir wollen in der Stadt eine gute Ökumene haben“.

Mit dem Luther-Wort „Mach’s Maul auf, tritt fest auf, hör bald auf“, leitete die Referentin ihren über einstündigen Vortrag ein. Eigentlich stimme das jetzige Vortragsmotto „Mit Luther begann die Ökumene“ nur zum Teil. Immerhin wurde vom katholischen Kurienkardinal Walter Kasper zum Auftakt des Luther-Jubiläums gewürdigt: „Luther war ein Reformer, kein Reformator.“ Die Kirchenspaltung habe er nie gewollt.

Neu über Ökumene nachdenken

Die Berliner Pfarrerin ist überzeugt: „Luthers 95 Thesen könnten heute, im 21. Jahrhundert, die meisten Katholiken unterschreiben.“ Berlin habe längst ganz andere Probleme. Selbst in bürgerlichen Berliner Bezirken gehörten keine 30 Prozent der Bevölkerung mehr „irgendeiner Kirche“ an. Deshalb müsse völlig neu über die Ökumene nachgedacht werden.

Bei 60 Prozent Religionslosen werde auch auf Seiten der katholischen Kirche festgestellt: „Das konfessionelle Zeitalter ist unwiederbringlich vorbei.“

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