Alleingang, falsche Zahlen, Entscheidung über Köpfe der Chefärzte hinweg: Roland Ranftl muss sich rechtfertigen Kritik an Klinik-Chef wird lauter

Von Frank Schmälzle
Will Teile des Klinikums umstrukturieren und steht dafür in der Kritik: Geschäftsführer Roland Ranftl. Foto: Archiv Foto: red

Gegenwind für Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl: Für seine Pläne, Teile der Küche und des Hol- und Bringdienstes sowie die gesamte Lagerlogistik auszugliedern (der Kurier berichtete), muss sich Ranftl jetzt vor dem Aufsichtsrat rechtfertigen.

 
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Die 14 Mitarbeiter der Lagerlogistik des Klinikums fürchteten in den vergangenen Wochen um ihre Jobs. Denn Geschäftsführer Ranftl hatte diesen Unternehmensteil europaweit und für jedermann sichtbar im Internet ausgeschrieben. Ohne allerdings den Aufsichtsrat vorher zu fragen. Im Gesellschaftsvertrag der Klinikum Bayreuth GmbH ist das anders geregelt: Ausgliederungen bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung des Aufsichtsrates. Nach übereinstimmenden Informationen mehrerer Quellen prüfen derzeit die Juristen der Stadt und des Landkreises, also der großen Gesellschafter der Klinikum Bayreuth GmbH, ob Ranftl damit seine Kompetenzen überschritten hat. Die Ausschreibung, die noch vor kurzem im Internet zu finden war, ist inzwischen gelöscht. Ob Ranftl einen Rückzieher macht? Dazu nimmt der Klinikum-Geschäftsführer keine Stellung. Er lässt ausrichten: „Zur Lagerlogistik geben wir derzeit keine Auskunft, da das Projekt noch in Bearbeitung ist.“

Die Lagerlogistik ist nicht der einzige Bereich, den Ranftl umstrukturieren will und damit auf Widerstand stößt. Im Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH hatte er seine Outscourcing-Pläne für die Küche und den Hol- und Bringdienst mit einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes begründet: Das sieht vor, dass Leiharbeiter nicht mehr auf Dauer beschäftigt werden dürfen. Genau dies trifft auf die Küche und den Hol- und Bringdienst der Klinikum Bayreuth GmbH zu. Ranftl will deshalb an beiden Standorten, im Klinikum und an der Hohen Warte, klare Verhältnisse. Küche und Hol- und Bringdienst will der Geschäftsführer neu organisieren, so dass diese Bereiche entweder vollständig mit eigenen Mitarbeitern besetzt oder über Dienstleistungsverträge von Fremdfirmen eingekauft werden. Die bisher beschäftigten Leiharbeiter in die Klinikum Bayreuth GmbH zu übernehmen, stellte Ranftl als zu teuer dar. 1,1 Millionen Euro würde das dem Klinikum alljährlich kosten.

Kritiker fühlen sich an Zeiten der Service-Gesellschaft am Klinikum erinnert, als Mitarbeiter für dieselbe Arbeit unterschiedliche Löhne bekamen. Drei Mitglieder des Aufsichtsrates – Beate Kuhn, Edmund Pirckelmann und der ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Klaus Henneking - sollen Ranftls Pläne abgelehnt habe. Die Mehrheit stimmte zu – möglicherweise allerdings auf Basis nicht korrekter Zahlen. Alle Aufsichtsräte haben inzwischen ein Schreiben des Betriebsrates der Klinikum Bayreuth GmbH vorliegen, in dem Ranftl ein Rechenfehler vorgehalten wird. Um 200 000 Euro zu hoch soll er den Mehraufwand bei einer Übernahme der Leiharbeiter in ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis kalkuliert haben. Anders gesagt: Ranftl habe dem Aufsichtsrat Mehrkosten von 200 000 Euro vorgelegt, die es gar nicht gebe. Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat Herrmann Hübner hat Kurier-Informationen zufolge den Klinikum-Geschäftsführer zu einer Stellungnahme aufgefordert. Eine erste Antwort Ranftls soll Hübner dem Klinikum-Geschäftsführer zu einer neuerlichen Bearbeitung zurückgegeben haben.

Ranftls dritte Baustelle: Das Klinikum ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, Ranftl favorisiert einen Umbau des bestehenden Hauses. Und argumentiert: Er habe eine von der Landesregierung abgesegnete Umbauplanung und eine Zusage über gut 42 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt. 24 von 25 Chefärzten allerdings halten den Umbau im laufenden Betrieb und über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren hinweg für äußerst problematisch. Sie warnen Ranftl schriftlich vor Risiken für die medizinische Qualität und die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Klinikums. Und sie fordern die Klinikleitung auf, einen Neubau anstelle einer Sanierung zu prüfen.

Nach einer Klausur des Aufsichtsrates, bei der es auch um die Frage nach Sanierung oder Neubau ging, trafen am Donnerstag die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden der Klinikum Bayreuth GmbH, Landrat Herrmann Hübner und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, mit der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml zusammen. Thema: Ist ein Neubau sinnvoller als die Sanierung?

Aufsichtsratschef Hermann Hübner antwortete auf Nachfragen des Kuriers knapp: Ob Ranftls Alleingang bei der Ausschreibung der Lagerlogistik Konsequenzen haben werde, ließ er offen. Zu personalrechtlichen Angelegenheiten könne er keine Stellung nehmen. Hübner bestätigte allerdings, dass der Betriebsrat Ranftls Kalkulation anzweifelt. Und dass er bei der Suche nach der besten baulichen Um- oder Neugestaltung des Klinikums in Kontakt mit Gesundheitsministerin Huml stehe, sei ebenfalls richtig. Hübner nennt das „selbstverständlich“.

Inzwischen interessieren sich auch überregionale Medien für die Zwistigkeiten und Vorgänge an der Klinikum Bayreuth GmbH. Ein großes deutsches Nachrichtenmagazin recherchiert.

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