Kühe auf Perserteppichen
Wo in der Ausstellung Bescheide über Essensrationen vom Hungerwinter 1946/47 berichten, danken Helga Fischer und Hedwig Weih: "Unsere Mütter haben es geschafft, dass wir nie hungern mussten." Mit viel Fantasie füllten sie mit eigentlich Nichts die Mägen, auch wenn es zubereitete Eicheln gewesen sind. Lausig kalt ist es gewesen, in Bamberg, so erzählt die Museumspädagogin, wurde das komplette Parkett des Stadttheaters verfeuert. Und Wertgegenstände, um sie mit Bauern gegen Brot oder Milch zu tauschen, gab es längst nicht mehr und auch die Keller der Bauern waren leer - dafür aber standen in den Kuhställen die Rindviecher auf Perserteppichen.
"Wir konnten uns frei bewegen"
Aber es gab auch das: Kinder, die in den Ruinen ausgelassen tobten. Helga Fischer: "Ich bedauere heutige Kinder, dass sie nicht einfach rumstreunen dürfen wie wir damals. Wir konnten uns völlig frei bewegen, hatten aber auch immer Größere um uns, die auf uns aufpassten." Wenn nicht gespielt wurde, hatte jedes Kind seine Aufgabe: Milch holen, sich für Briketts anstellen (ohne ein Brikett durften sie im Winter nicht am Schulunterricht teilnehmen) oder die kochenden Kartoffeln überwachen.
Geschmack nach Trockenmilch
Hedwig Weih machte später eine Ausbildung als Fotolaborantin. Von ihrem Lohn in Höhe von 130 Mark gab sie 50 Mark zuhause ab und sparte auf das erste Fahrrad - für 150 Mark. Mit dem radelte sie dann zu den ersten Vergnügen, zum ersten Kino, erbaut in den Ruinen der heutigen Stadthalle. Und die Nachkriegszeit, die hat sogar einen bestimmten Geschmack für Helga Fischer: "Es ist der von Trockenmilch. Mit dem feuchten Finger in das Pulver - das war so lecker!"
"Man muss nicht alles haben"
Ob sie einen Ratschlag für die Kinder von heute hätten, will Museumspädagogin Martina Ruppert wissen. Helga Fischer und Hedwig Weih überlegen nicht lange: "Wir wissen, dass man nicht alles haben muss. Man muss nur ein Bewusstsein für die Dinge entwickeln, die man hat." Und eines können beide nicht: "Lebensmittel wegwerfen."