Kreis will Ausbildungszentrum

Von Thorsten Gütling
Mit scharfer Munition auf eine Kinoleinwand schießen: 2016 soll in Kirchenbirkig bei Pottenstein ein Schießkino entstehen. In Verbindung mit dem Saugatter in Aufseß würde der Landkreis Bayreuth so zu einem Zentrum für Jagdausbildung in Bayern werden. Foto: dpa Foto: red

Der Landkreis Bayreuth will zu einem Ausbildungszentrum für Schwarzwildjagd werden. Zwei Jahre nach Eröffnung des Schwarzwildgewöhnungsgatter für Jagdhunde in Aufseß, soll es Ende des nächsten Jahres das weit und breit einzige Schießkino bei Pottenstein geben.

 
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Im sogenannten Saugatter werden Hunde geschult, wie sie sich Wildschweinen gegenüber verhalten müssen, damit sich die aus dem Unterholz heraus und in Richtung Jäger bewegen. Das Gatter gilt als einziges seiner Art in Bayern. Das Schießkino soll in Kirchenbirkig entstehen, genauer: im Gebäude der früheren Grundschule. Bauen will es die Jägervereinigung Pegnitz. Kosten soll es rund 300000 Euro und es wäre das einzige um Umkreis von 180 Kilometern.

Im Kino wird scharf geschossen

In dem Kino soll scharf geschossen werden. Auf eine sieben Meter breite Leinwand aus Papier. Darauf sollen Filme abgespielt werden, die echtes Wild in echtem Wald zeigen. Die Jäger sollen so Stresssituationen, das Schießen bei Dämmerung und in schwierigem  Gelände üben. Dazu ist ein Kugelfang nötig, der Raum muss schallgedämmt und die Fenster zugemauert werden.

Bauernverband kann nicht mehr geben

120000 Euro kommen aus den Fördertöpfen der Europäischen Union zur Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen Raum. 125000 Euro will der Verein selbst finanzieren. 5000 Euro kommen vom Bayerischen Bauernverband. Zu wenig, findet Karl-Heinz Inzelsberger. Er ist der Vorsitzende der Pegnitzer Jägervereinigung und er sagt: Wenn Jäger in dem Schießkino lernten, mehr Wildscheine zu schießen, bedeute das vor allem weniger Schäden für die Landwirtschaft.

Harald Köppel, Leiter der Geschäftsstelle Bayreuth, sagt: "Wir würden gerne mehr geben, aber wir können nicht." Das Schwarzwildproblem sei riesig. Man habe das Schießkino politisch unterstützt: im Kreistag, in Gremien in denen über EU-Fördertöpfe entschieden werde.

Gefährliches Schwarzwildproblem

Der Kreisausschuss hat 25000 Euro zugesagt. Rudi Adler, der im Landratsamt für das Jagdrecht zuständig ist, sagt: "Wir brauchen eine erfolgreichere Bejagung." Landrat Hermann Hübner erklärt, was davon alles abhänge: Dass die landwirtschaftlichen Schäden trotz Rekordabschusszahlen von zuletzt 1340 Tieren im Jahr, stetig steigen (2009: 780). Dass aufgrund immer höherer Schäden die Jagdpachtpreise sinken und schon heute mancherorts keine Jagdpächter mehr gefunden würden. Dass den Jagdgenossen folglich das Geld für gemeinnützige Aufgaben wie den Wegebau fehle. "Letztlich geht es um die Aufrechterhaltung der jagdgenossenschaftlichen Strukturen", sagt Hübner. Dazu komme, dass mit zunehmender Wilddichte auch die Seuchengefahr im Wald steige. Aber Hübner sagt auch: "Die Drückejagd ist Übungssache." Demnach hätten die Jäger bei Drückejagden oft zu wenig Erfolg.

Wildschweine werden schlauer

Dass das damit zu tun habe, dass die Jäger im Kreis grundsätzlich zu schlecht schießen, weißt der Vorsitzende der Pegnitzer Jägervereinigung von sich. Richtig sei, dass das Schwarzwild dazu lerne, sagt Inzelsberger. Zum Beispiel, dass die Rotte mit geringeren Verlusten zu rechnen habe, wenn sie sich erst stundenlang im Unterholz verstecke und schließlich an einer Stelle gemeinsam durchbreche. "Dort steht dann einer von vielleicht 60 Jägern und der hat genau zwei Schüsse Zeit bis alles vorbei ist", sagt Inzelsberger. Folglich müssten diese beiden Schüsse sitzen.

Baubeginn 2016

2016 soll mit dem Bau des Schießkinos begonnen werden. Dazu soll ein Informationszentrum für Natur und Jagd samt Ausstellungsraum entstehen. Zuvor will die Stadt Pottenstein, der die alte Schule gehört, das Haus sanieren.