Mehr Voranmeldung der Kliniken soll Kosten sparen: Vorreiterrolle nach erstem Projekt in Rosenheim Krankentransporte besser planen

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Markus Ruckdeschel (Leiter der Integrierten Leitstelle, links) und Michael Schreier vom Amt für Katastrophenschutz wollen das Krankentransportmanagement im Bereich des Zweckverbands Bayreuth-Kulmbach auf neue Füße stellen. Foto: Eric Waha Foto: red

Krankentransport-Management. Ein Instrument, um Geld zu sparen. Aber es geht um mehr: Wenn Krankentransporte besser geplant werden, hilft das den Patienten. Weil sie pünktlicher gefahren werden. Und es stehen im Notfall auch die richtigen Rettungswagen zur Verfügung. Zudem bleibt es beim System aus Notfallversorgung und qualifiziertem Krankentransport. In Bayreuth packt man das Thema jetzt an.

 
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Die Rosenheimer waren die ersten, die sich der Krankentransporte angenommen haben. "Aus der Not heraus", sagt Markus Ruckdeschel, der Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Bayreuth/Kulmbach. "Die hatten eine sehr geringe Auslastung ihrer Fahrzeuge. Und die Androhung der Krankenkassen, dass ihnen Fahrzeuge gestrichen werden", sagt Ruckdeschel. "Jetzt haben sie, durch vernünftige Planung, eine Auslastung von über 70 Prozent."

Auslastung ist schon nicht schlecht

Vor drei Jahren, sagt Ruckdeschel, habe man sich in Bayreuth schon einmal Gedanken über das Thema gemacht. Jetzt wolle man es durchziehen, bayernweit als zweiter Leitstellenbereich. "Obwohl wir schon eine recht gute Auslastung der Fahrzeuge haben, die zwischen 62 und 72 Prozent schwankt". Aber: "Wir hängen noch zu sehr von unseren Systempartnern ab. Die institutionellen Auftraggeber wie Kliniken und große Arztpraxen, die zwei Drittel aller Krankentransporte in Auftrag geben, bestellen noch zu wenig die Fahrten mit entsprechendem Vorlauf vor. Da geschieht viel zu viel spontan." Obwohl die Fahrten planbar sind.

Kosten sind gestiegen

Der Krankentransport kostet Geld. Und die Kosten sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ruckdeschel sagt: "Das gesamte Notfallwesen in Bayern hat im Jahr 2009 rund 400 Millionen Euro gekostet. Im vergangenen Jahr waren es rund 550 Millionen. Da stecken natürlich auch die 26 neuen Integrierten Leitstellen drin und die drei neuen Rettungshubschrauber-Standorte. Allerdings hat sich auch die Inanspruchnahme der Bürger geändert." In demografieschwachen Räume "fängt die Familie nicht mehr so viel auf wie früher". Allein dadurch habe sich die Zahl der Krankentransporte verändert. "Und die Leute greifen auch schneller zum Notruf, weil die Hemmschwelle sinkt", sagt Michael Schreier vom Amt für Katastrophenschutz, der auch für den Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung spricht.

Es gibt noch gar kein System

2008, sagt Ruckdeschel, habe es schon einmal Bestrebungen der Krankenkassen gegeben, den qualifizierten Krankentransport aus dem Gesamtpaket des Rettungsdienstes herauszunehmen und der freien Marktwirtschaft zu übergeben. "Wenn so etwas käme, würde kein Unternehmen einen Krankentransportwagen beispielsweise ins Fichtelgebirge stellen", sagt Ruckdeschel. Der Leiter der Leitstelle will jedoch die Krankentransportwagenstandorte ebenso erhalten wie die Rettungswagenstandorte. Das funktioniert am besten: über die Auslastung. Das Problem: "Es gibt noch kein Programm, mit dem man Vorbestellungen vernünftig koordinieren kann. Unser Leitsystem kann das noch gar nicht. Das ist für 2018 vorgesehen. So lange wollen wir nicht warten. Wir behelfen und erst einmal mit einem Kalender des Mailprogramms." Ab dem 24. April bis 5. Mai werden die Mitarbeiter der ILS zusammen mit den Leitstellen-Mitarbeitern aus Weilheim und Schwabach in Bayreuth geschult.

Werbung für mehr Planung

Zudem wollen Ruckdeschel und seine Kollegen in den Kliniken und Arztpraxen dafür werben, dass sie ihre planbaren Krankentransporte rechtzeitig anmelden. Und sie so weit motivieren, dass zu transportierende Patienten dann auch zum angemeldeten Zeitpunkt transportfertig sind. "Je mehr Vorbestellungen man hat, desto besser kann man planen. Desto zuverlässiger wird es auch für den Patienten." Positiv: "Wenn die Rettungswagen, die bei ungeplanten Krankenfahrten aushelfen müssen, entlasten können, stehen sie auch bei Notfällen zur Verfügung", sagt Schreier. 17.000 Notfalleinsätzen stehen 23.000 Krankentransportfahrten gegenüber. Pro Jahr. Planung, wie sie bislang zu wenig stattfindet, bedeute: Fahrten mit gleichem Zielort könnten gebündelt werden, ebenso Verlegungsfahrten zwischen den Kliniken. "Die haben auch stark zugenommen, seit sich die Kliniken immer mehr spezialisieren und nicht mehr alles vorhalten." Ebenso Tendenz nach oben: "Es gibt immer mehr Patienten, die verkeimt sind. Was daran liegt, dass die Untersuchungen in den Kliniken immer engmaschiger werden", sagt Ruckdeschel. Die Reinigung des Transportfahrzeugs nach der Fahrt könne besser eingerechnet werden. Wenn geplant wird.     

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