Regina Rothenberger und Claudia Stingl sind das neue Wirtspaar auf dem 939 Meter hohen Gipfel Kösseinehaus in Frauenhand

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Regina Rothenberger und Claudia Stingl sind das neue Wirts-Paar auf dem 939 Meter hohen Gipfel. Einen schöneren Platz zum Arbeiten können sich die beiden nicht vorstellen. Foto: Peggy Biczysko Foto: red

Regina Rothenberger und Claudia Stingl haben die Wirtschaft auf der Kösseine im Fichtelgebirge übernommen. Das Paar bewirtet künftig Wanderer und Übernachtungsgäste im Unterkunftshaus des Fichtelgebirgsvereins - und genießt die Vorteile des hochgelegenen Arbeitsplatzes.

 
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Die Quecksilbersäule zeigt gerade 0,8 Grad an, während es unten im Tal, wo sich die Sonne zwischen die Wolken schiebt, noch sieben Grad hat. Draußen vor den Fensterscheiben tanzen die ersten Schneeflocken zwischen den Fichtenspitzen. Es ist Regina Rothenbergers zweiter Tag als neue Chefin des Kösseinehauses. Sie und ihre Partnerin Claudia Stingl leben seit dem 1. November auf der 939 Meter hohen Kösseine.

Wer sich auch damit rühmt, die Kösseine sei sein Hausberg – Wunsiedel, Nagel, Waldershof oder Marktredwitz –, Regina Rothenberger ist das völlig egal: „Es ist unser aller Berg.“ Einen schöneren Platz zum Arbeiten kann sich die 52-Jährige nicht vorstellen. Und jetzt auch noch zum Wohnen. „Hier oben werden die Probleme ein bisschen kleiner“, findet sie.

Jede Jahreszeit genießen

Hier, hoch droben im Fichtelgebirge, kann sie durchatmen und jede Jahreszeit genießen. Denn ganz neu ist ihr der Arbeitsplatz nicht. „Nur die Position hat sich geändert“, sagt sie schmunzelnd. Dreieinhalb Jahre hat sie für die Familie Söldner gearbeitet, die sie und Claudia Stingl am 1. November abgelöst haben. „Denn bis zum letzten Tag waren die Wirtsleute hier, ehe wir das Zepter übernommen haben.“

Der fliegende Wechsel fordert das ganze Team. „Am 1. November war so tolles Wetter, dass wir die Plätze draußen doppelt hätten füllen können“, berichtet die frisch gebackene Wirtin. In einer hervorragenden Gemeinschaftsleistung – „außer uns arbeiten noch vier fest Angestellte und ansonsten Aushilfen mit“ – stemmen die neuen Wirtsleute die erste Herausforderung.

Vorher Bedenkzeit

Als die Söldners den Wunsch an Regina Rothenberger herantragen, sie möge die Nachfolge im Gasthaus auf dem Kösseine-Gipfel übernehmen, braucht die neue Wirtin erst einmal Bedenkzeit. „Meine Partnerin, mit der ich seit 18 Jahren zusammen in Wurmloh lebe, musste mitziehen. Ansonsten wäre das Projekt gescheitert“, sagt die 52-Jährige.

Und Claudia Stingl, die demnächst 60 wird, zieht mit. Zusammen mit Kater Filou. „Ohne den geht gar nichts“, sagt die Wirtin lachend. Das Haus in Wurmloh werden die beiden behalten. „Als Rückzugsort, wenn wir mal frei oder Urlaub haben.“

In der Gastronomie groß geworden

Schon als Kind schnuppert Regina Rothenberger hinein in die Gastronomie. „Meine Vorfahren hatten über mehrere Generationen in Bad Alexandersbad das frühere Hotel Lang.“ Dass sie Hotelfachfrau lernt, liegt da auf der Hand. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir mit einem kleinen Wagerl zur Bushaltestelle gelaufen sind, um die Gäste und deren Koffer abzuholen.“

Während sich die 52-Jährige auf der Kösseine um alles Gastronomische und den Einkauf kümmert, richtet ihre Partnerin die Zimmer für die Übernachtungsgäste her. „Und sie kümmert sich um das Kaufmännische.“ Denn erst vor Kurzem hat ihre Partnerin die Anstellung bei einer Ärztin verloren, die sich zur Ruhe gesetzt hat. „Eine glückliche Fügung“, sagt Regina Rothenberger zufrieden. Die Chefin selbst legt auch Hand an, wenn’s ums Holzmachen geht. „Ich bin mit Maschinen komplett ausgestattet.“

FGV hat sich entschieden

Ein besonders schwerer Tag war für die neue Wirtin die Vorstellung vor dem FGV-Gremium, das darüber entschied, ob sie die Unterkunft auf dem Kösseine-Gipfel übernehmen darf. „Denn genau an besagtem 19. September ist meine Mutter plötzlich mit 82 Jahren gestorben.“ Sie bringt den schweren Gang mit Erfolg hinter sich. Nicht nur Claudia Stingl steht ihr auf dem Berg zur Seite, auch die beiden Töchter der Partnerin helfen mit, wenn Not am Mann oder der Frau ist. „Eine der Mädels ist Bäckerin“, sagt die Wirtin und lobt die Künste der jungen Frau.

„Demnächst werde ich das spezielle Schneeballrezept meiner Urgroßmutter umsetzen und zum Kaffee anbieten“, verrät Rothenberger. Ansonsten setzen sie und ihre Partnerin auf deftige Hausmannskost, wie es sich für eine Berghütte gehört. „Unser Koch André macht Schweineschäufele, die sind ein Traum“, schwärmt die Chefin.

Den ganzen November offen

Entgegen früherer Jahre bleibt das Kösseinehaus nach dem Pächterwechsel den gesamten November über geöffnet. „Wir haben bis Ende März offen.“ Montag und Dienstag ist Ruhetag. Wer Silvester auf der Kösseine feiern will, hat schlechte Karten. „Wir sind bis zum Jahr 2024 komplett ausgebucht.“

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