Korners Saisonziele: "Immer hoch!"

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Ein paar Fragen sind auch für Raoul Korner noch offen vor dem Saisonstart der BBL. Große Sorgen macht dem Medi-Coach aber keine davon. Foto: Peter Kolb Foto: red

Was soll jetzt noch kommen nach einer Saison mit einem so sensationellen Höhenflug vom zwölften Platz des Vorjahres bis auf den vierten? Manchem Anhänger von Medi Bayreuth mag dieser Gedanke Sorgen bereiten bei der Frage nach den Zielen für die neue Bundesliga-Spielzeit, die am Samstag um 20.30 Uhr mit dem Auftritt bei den Tigers Tübingen beginnt – nicht so Trainer Raoul Korner: „Immer hoch“ müssten die Ziele sein, sagt der 43-jährige Österreicher im Interview. Er mahnt aber auch, dass die erneute Playoff-Teilnahme „kein Selbstläufer“ werde.

 
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Mit welchen Zielen gehen Sie in die neue Saison?

Raoul Korner: „Immer mit hohen! Nach den Erfolgen der Vorsaison können wir jetzt kaum sagen, dass wir nur vorzeitig den Klassenerhalt sichern wollen. Wir wollen wieder in die Playoffs – das ist logisch, aber das ist kein Selbstläufer. Der vergangene Erfolg ist dafür keine Garantie. Man muss bedenken, dass in der vergangenen Saison einige Teams im Verhältnis zu ihren Möglichkeiten geschwächelt haben: Würzburg, Berlin, Oldenburg zu Beginn, auch Ludwigsburg. Das kann man nicht planen. Aber wenn alles optimal läuft, sind wir eines der Teams, die um die Playoffs kämpfen. Dazu kommt der internationale Wettbewerb. Das ist Neuland für uns, aber wir wollen auch dort auf uns aufmerksam machen und die Rolle als Underdog so gut spielen wie zuletzt in der BBL.“

Wird es gerade in der ersten Saisonphase ein Vorteil sein, dass Ihr Team zum großen Teil zusammen geblieben und entsprechend eingespielt ist?

Korner: „Das ist ein Effekt, der sich natürlich mit der Zeit abnutzt, aber anfangs sollte sich das durchaus positiv auszahlen.“

Waren die Ergebnisse der Vorbereitung mit neun Siegen in zehn Spielen gegen zum Teil sehr namhafte Konkurrenz schon ein Hinweis darauf?

Korner: „Das hat sicher etwas mit Kontinuität zu tun, ja. Man hat den Unterschied gesehen zu Teams, die sich noch komplett neu finden mussten. Aber die Ergebnisse in Testspielen sind nie ein Indikator für den Saisonstart. Ich hatte auch schon tolle Spielzeiten mit Mannschaften, die in der Vorbereitung gar nicht gut ausgesehen hatten.“

Kann der große Erfolg der vergangenen Saison zur Bürde werden, wenn es mal nicht so gut läuft?

Korner: „Das sehe ich nicht. Es ist ein Prozess, mit dem jeder umgehen muss. Jedem ist bewusst, dass es nicht immer nur steil bergauf gehen kann. Ich denke aber, wir sind so gefestigt, dass wir gut damit zurechtkommen.“

Champions League: Reisen belastender als Spiele

Wie wird sich die ungewohnte Belastung auswirken, wenn am 10. Oktober die Champions League beginnt? Wenn nach den 14 Gruppenspielen noch Playoffs folgen, ist man immerhin schnell bei einer Steigerung des Saisonpensums um 50 Prozent.

Korner: „Dafür haben wir weniger Training. Ich mache mir weniger Sorgen wegen der Spiele, als wegen der Reisen. Das ist der eigentlich anstrengende Teil. Der Mehraufwand für die Spiele belastet eher mehr die Coaches als die Spieler. Vor allem meinen Assistenten Lars Masell beneide ich nicht darum, die Videos zu jedem Gegner vorbereiten zu müssen. Wenn man dagegen die Spieler fragt, findet man wahrscheinlich keinen, der lieber trainiert als spielt.“

Abgesehen vom Spielrhythmus und den Reisen: Wie groß ist der Nachteil innerhalb der BBL, wenn Sie sich wegen der internationalen Aufgaben nicht mehr so intensiv auf den nächsten Gegner vorbereiten können?

Korner: „Es stimmt, dass man weniger Zeit hat, aber das betrifft auch nach dem frühen Ausscheiden der Würzburger immer noch acht Mannschaften gleichermaßen. Aber richtig ist es schon: Für die übrigen zehn Teams ist es ein Vorteil, wenn sie sich eine ganze Woche auf uns vorbereiten können. Andererseits gewinnen wir Spielpraxis auf hohem Niveau, und das ist auch wieder etwas Gutes.“

Wer wird Deutscher Meister?

Korner: „Wer das letzte Playoffspiel gewinnt! Aber im Ernst: Nach der Papierform müssen Bamberg und München im Finale stehen. Aber der Sport lebt nun mal davon, dass es nicht immer nach der Papierform geht, und deswegen ist das nicht in Stein gemeißelt. Es gibt einige Teams, denen man zutrauen kann, in diese Phalanx einzubrechen – und wir sind eines davon.“

Start in Tübingen: "Schwierige Aufgabe"

Es geht für Medi Bayreuth gleich los mit einer dieser Aufgaben, bei denen der Maßstab aus der vergangenen Bundesligasaison trügerisch sein könnte. Schließlich trifft der damalige Tabellenvierte auf den Fünfzehnten, wenn er am Samstag um 20.30 Uhr zum Saisonauftakt bei den Tigers Tübingen zu Gast ist.

Entsprechend eindringlich warnt Trainer Raoul Korner vor einer „schwierigen Aufgabe“: „Schon in der vergangenen Saison haben wir uns in beiden Spielen gegen Tübingen schwergetan“, erinnert der Coach an den damaligen 87:77-Auswärtssieg und vor allem an das denkwürdige Heimspiel, in dem De’Mon Brooks bei einer Restspielzeit von weniger als einer Sekunde zum 82:81 traf. „Und in diesem Jahr ist diese Mannschaft eher stärker einzuschätzen. Der Kader ist schlüssig zusammengestellt und kann sehr gefährlich werden.“

Viel Erfahrung auf den Außenpositionen

Besonders zu beachten sei die Erfahrung und „geballte Qualität“ auf den Außenpositionen. Neben den bewährten Jared Jordan und Barry Stewart auf den Positionen eins und zwei kam nun mit Flügelspieler Ryan Brooks noch ein Routinier auf vergleichbarem Niveau hinzu – „ein Akteur, der jahrelang auf allerhöchstem BBL-Niveau Leistung gebracht hat“, wie Korner sagt. Unter anderem spielte der Amerikaner von 2013 bis 2015 bei den Telekom Baskets Bonn an der Seite des Bayreuther Routiniers Steve Wachalski. Dagegen war der Neu-Tübinger Kris Richard bislang noch nicht in der BBL im Einsatz, aber Korner schätzt auch ihn als „zusätzliche Scoring-Option“ hoch ein.

Ganz reibungslos harmonierten diese Elemente im Team von Trainer Tyron McCoy allerdings während der Vorbereitung noch nicht. Zwar deuteten dreistellige Ergebnisse gegen die TSG Ehingen aus der Pro A (101:59) und den Schweizer Erstligisten Fribourg (103:99) das offensive Potenzial an, aber in der Verteidigung blieben oft noch einige Wünsche offen. Die Generalprobe vor einer Woche in Ulm ging mit 57:85 sogar in jeder Beziehung gründlich daneben.

Trotzdem ist man in Tübingen mit dem Verlauf der Saisonvorbereitung insgesamt zufrieden, weil man vom Verletzungspech der vergangenen Jahre verschont geblieben ist. Eingeschränkt wurde die Kontinuität lediglich Ende August durch einen Wechsel auf der Center-Position mit der einvernehmlichen (aber nicht öffentlich begründeten) Trennung von Brandon Peterson und der Verpflichtung von Tony Easley sowie die Teilnahme von Sid-Marlon Theis an der Universiade (zusammen mit dem Bayreuther Robin Amaize). In dieser Hinsicht sind die Voraussetzungen für beide Teams gleich, denn auch die Bayreuther können in kompletter Besetzung antreten.

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