Er hat mit der Partner-Agentur Motion ausgerechnet, was die Ausrichtung eines mehrtägigen Open Airs die Agenturen kosten würde: 37 000 Euro brutto. Die Stadt soll das bezuschussen.
„Kommt in die Puschen.“ Mit diesem Appell richtet sich Matthias Baumann an die Stadt Bayreuth. Wenn es nicht bald ein eindeutiges Signal für die weitere Bespielung der Seebühne gebe, sieht der Projektleiter bei Semmel Concerts schwarz für ein Open Air im Sommer 2017.
Er hat mit der Partner-Agentur Motion ausgerechnet, was die Ausrichtung eines mehrtägigen Open Airs die Agenturen kosten würde: 37 000 Euro brutto. Die Stadt soll das bezuschussen.
So steht es in einem Brief, der an Kulturreferent Dr. Fabian Kern ging und der dem Kurier vorliegt. Gezeichnet ist er von Manuel Kraus von der Agentur Motion und Matthias Baumann. „Wir haben wie von Ihnen gewünscht, eine Bedarfskalkulation aufgestellt und möchte Sie bitten, sich dafür einzusetzen, dass dem Open Air auf der Seebühne durch die Stadt Bayreuth entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden“, heißt es in dem Brief.
Ob Kulturreferent Kern sich schon dafür eingesetzt hat und seine den Agenturen versprochene Unterstützung umgesetzt hat, war nicht zu erfahren. Auf mehrfache Anfragen vom Kurier reagierte Kern nicht.
Matthias Baumann plant in seinem Alltag Touren für Schlager-Größen wie Andrea Berg, Vanessa Mai oder Howard Carpendale. Im Sommer 2017 soll die Seebühne in der ersten Augustwoche für ein Open Air genutzt werden. Die Agentur Semmel Concerts wird zusammen mit den Kollegen von Motion aus Bayreuth über die BMTG ein Programm entwickeln.
„Aber das hängt“, sagt Baumann. Und je mehr es sich verzögert, desto geringer wird die Chance, jetzt noch Künstler buchen zu können. Am 24. Oktober stimmten die Stadträte einem Dringlichkeitsantrag von SPD-Fraktionsvorsitzendem Thomas Bauske zu: Mietkostenfrei soll die Seebühne im Sommer 2017 bespielt werden dürfen, vorbehaltlich einer Stellungnahme durch das Finanzamt. Die lag – wie auch eine Rückmeldung von der Fördermittelbehörde - allerdings auch gestern noch nicht vor.
Dabei ist nicht erst seit letzter Woche ist bekannt, dass nach dem Abbau der Landesgartenschau eine große Bühne im Hammerstätter See stehen bleiben wird. Bereits im Nachnutzungskonzept aus dem Jahr 2013 war die Bühne ein Thema.
Matthias Baumann: „Es ist nicht einfach, durch die Irrungen der Stadt zu kommen. Kulturreferent Fabian Kern hat versprochen, uns zu unterstützen. Auch dahingehend, ob es eine Möglichkeit zur Förderung gibt.“ Was die Ausrichter eines mehrtägigen Open Airs brauchen: „Wir benötigen eine Infrastruktur, beispielsweise Bestuhlung und einen Zaun, damit wir Eintritt kassieren können. Außerdem fehlen Toiletten.“
In der Bedarfskalkulation, die Baumann an Kern schickte, liest sich das so für vier bis fünf Konzerttage: Bühne mit Dach, ohne Licht- und Tontechnik: 15 000 Euro; Absperrung: 3000 Euro; Strom-Wasser: 1500 Euro; Toiletten: 5000 Euro; Zelte: 2000 Euro; Bestuhlung: 4500 Euro. Netto würde ein Veranstaltungstag zwischen 6000 und 7500 Euro kosten. Dazu möchten die Agenturen einen Zuschuss von der Stadt haben. Die Agenturen weisen darauf hin, dass sie – laut Brief – das gesamte wirtschaftliche Risiko des Open Airs tragen würden wie auch die Künstlergagen, Gema, Versicherungen oder Personalkosten. Einen Gewinn zu kalkulieren, ist schwierig: Was passiert, wenn es regnet?
Die Agenturen Motion und Semmel concerts haben in dem Schreiben an Kern deutlich gemacht, dass die Zeit nun definitiv drängt: Sie möchten „nochmals zum Ausdruck bringen, dass uns buchstäblich die Zeit davonläuft und bislang eine seriöse Planung für ein Open Air 2017 auf der Seebühne nicht erfolgen konnte. Ohne Unterstützung der Stadt Bayreuth wird es nach unserer Einschätzung unmöglich sein, dort 2017 Veranstaltungen durchzuführen.“
Das Problem von Matthias Baumann ist, dass die meisten Künstler jetzt schon für den Sommer 2017 ausgebucht sind. „Wir wollten ja Künstler mit einer entsprechenden Reichweite und aus verschiedenen Genres haben“, welche, sagt er nicht. „Doch jetzt sind wir im Weihnachtsgeschäft. Ich fürchte, dass die Attraktivität des Open Airs sinkt.“
Wer ebenfalls aufs Gas tritt, damit 2017 aufgetreten werden kann, ist SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Bauske. „Ich sagte in der vergangenen Woche Fabian Kern, dass er zumindest einen Mietvertrag über die Seebühne machen soll. Denn die Agenturen können keinen Künstler buchen, wenn sie noch nicht einmal einen Mietvertrag über das Gelände haben.“ Ob Fabian Kern einen Mietvertrag aufsetzen konnte, war nicht zu erfahren.
Open Air ja, aber nicht kostenfrei