Kommentar zu Schäden durch Wildschweine

Von Peter Engelbrecht

Der Streit um Wildschäden hat eine neue Stufe erreicht: Vor kurzem wies ein Amtsgericht in Nordrhein-Westfalen die Klage eines Landwirts auf Entschädigung durch den Jagdpächter ab.

 
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Der durch Wildschweine zerstörte Mais sei für eine Biogasanlage angebaut worden, es handle sich um eine gewerbliche, keine landwirtschaftliche Nutzung, lautete die Begründung.

Die Klage zeigt, dass die Nerven blankliegen – der Schaden betrug gerade einmal 366 Euro. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass man sich bei einer solchen Summe ohne Gericht einigen kann. Offenbar will man keinen Kompromiss finden, schießt mit der Kanone auf Spatzen.

In unserer Region sind solche Streitereien die große Ausnahme – zum Glück. Ein juristischer Streit vergiftet das menschliche Miteinander, macht Nachbarschaft unmöglich. Das heißt aber nicht, dass solche Klagen in Zukunft auch bei uns die Gerichte beschäftigen werden. Denn die Wildschweinprobleme werden die Jäger so schnell nicht in den Griff bekommen. Man werde das Schwarzwild nicht zurückdrängen, sagen Jäger, in den Griff bekommen werde man das Problem höchstens durch eine Seuche. Das hört sich nach Kapitulation an.

Fakt ist: Alle Bemühungen der Vergangenheit haben keine Reduzierung der Population gebracht. Die aufwendigen Drückjagden mit Straßenverkehrsbegrenzungen, dem Einsatz der Feuerwehr zur Verkehrsregelung, von einer großen Zahl von Treibern, Hundeführern und Jägern erzielten nicht die erhofften Abschusszahlen. Auch der probeweise Einsatz von Nachtzielgeräten brachte keine Entlastung bei der Wildschweinplage. Der Jagddruck hat insgesamt zugenommen, doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

Die Bauern müssen wohl in Zukunft gewisse Schäden in Kauf nehmen, 1000 Euro können da schnell weg sein. Wenn der Sommer zu trocken oder zu nass ist, gibt es auch Ernteausfälle. So ist die Natur, zu der auch die Wildschweine gehören. Sie gehen nachts sogar auf ein paar Hundert Meter an die Dörfer ran, scheinen zu wissen, dass ihnen nichts geschieht. Dumme Schweine, wie im Schimpfwort, gibt es in der Natur eben nicht.

peter.engelbrecht@kurier.tmt.de