Trotzdem soll so schnell wie möglich ein passendes Konzept erarbeitet werden Kombiklasse in Hummeltal vorerst vom Tisch

Von Sarah Bernhard
 Foto: red

 Angelika Herrlein kennt sie schon, die Spannung, die in der Luft liegt, wenn Eltern Angst haben. Und wenn sie wütend sind. „Bei uns war das auch so, als wir das erste Mal über Kombiklassen diskutiert haben“, sagt die Schulleiterin der Mistelbacher Grundschule, die selbst eine solche Klasse unterrichtet. Sie will das ändern - und hat Erfolg.

 
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Für die meisten der rund 20 Hummeltaler und Geseeser Eltern, die am Freitagabend zur Informationsveranstaltung des CSU-Ortsverbands in den „Letzten Postreiter“ nach Spanfleck gekommen sind, ist die Idee, Schüler verschiedener Jahrgänge gemeinsam zu unterrichten, neu. Und sie macht ihnen Angst. Angelika Herrlein will das ändern - und hat Erfolg: „Wäre es nicht besser, freiwillig eine Kombiklasse zu bilden?“, fragt ein Vater am Ende des Abends. Hier die wichtigsten Zwischenstationen.

Wovor genau haben die Eltern Angst?
Das Bayerische Kultusministerium gibt vor, dass eine Grundschulklasse höchstens 28 Schüler haben darf. Würden sich in Hummeltal jeweils 29 oder mehr Erst- und Zweitklässler anmelden, müssten also beide Klassen geteilt werden, vier Lehrer wären nötig. Schulleiter Otmar Fischer stehen aber momentan nur drei Lehrer zur Verfügung. Es müsste in diesem Fall also mindestens eine Kombiklasse geben, in die Erst- und Zweitklässler gemeinsam gehen. Die Eltern befürchten, dass die Zweitklässler in der Kombiklasse zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und die Erstklässler eingeschüchtert werden. Außerdem haben sie Angst, dass der Klassenverband willkürlich auseinandergerissen wird.

Wie ist die Situation im Moment?
Am 7. Mai, dem Ende der Einschreibungsfrist für das nächste Schuljahr, hatten sich 29 Erstklässler und 27 Zweitklässler eingeschrieben, inklusive der Kinder, die gerade neu zuziehen. Bleibt es dabei, wird es also zwei erste Klassen und eine zweite Klasse geben. Zögen bis zum ersten Schultag noch zwei weitere Zweitklässler zu, käme die Kombiklasse, weshalb es allen Beteiligten sinnvoll erschien, zur Sicherheit ein Konzept zu erarbeiten.

Wie funktioniert eine Kombiklasse?
Nicht mit Frontalunterricht, betont Angelika Herrlein. Stattdessen bekämen alle Kinder eine ihrem Können angemessene Aufgabe. Sie macht ein Beispiel: Für die Zweitklässler steht Malnehmen auf dem Plan, etwa 4x3. Angelika Herrlein erklärt, dass 4x3 das Gleiche ist wie 3+3+3+3. Dann rechnen alle: Die Großen üben Malnehmen, die Kleinen Plusrechnen. Das macht Kombiklassen flexibel: Ein fortgeschrittener Erstklässler lernt schon Multiplizieren, während ein schwacher Zweitklässler die Addition wiederholt.

Welche Vorteile hat das?
Die Kinder haben weniger Zeit, mit den Gedanken abzuschweifen. Sie lernen zu lernen, können besser im Team arbeiten und geben mehr aufeinander acht. Zudem können kleinere Schulen länger erhalten werden, die Wege für die Schüler sind nicht so weit.

Und welche Nachteile?
Lehrer und Eltern sind stärker gefordert, weil mehr Materialien gebraucht werden. Diese verursachen zudem Anschaffungskosten. Das Problem, dass Klassen auseinandergerissen werden, bleibt bestehen.

Könnte eine Kombiklasse bis zum ersten Schultag überhaupt noch organisiert werden?
Ja, sagt Angelika Herrlein: Kombiklassen-Konzepte gebe es bereits, zum Beispiel zwei reine Klassen plus Kombiklasse oder gleich drei Kombiklassen. Schulleiter Otmar Fischer, Kollegium und Eltern müssten sich auf ein Konzept einigen und dann geeignete Lehrer auswählen. Fortbildungen und die Zusammenarbeit mit Kollegen, die bereits Kombiklassen unterrichten, könnten diese Lehrer bis zum Schuljahresbeginn ausreichend fit machen.

Wie geht es jetzt weiter?
Richard Müller, Bürgermeister von Hummeltal und Vorsitzender des Schulverbands, versprach, sich darum zu kümmern, dass in den nächsten Tagen die verschiedene Konzepte zusammengestellt, bewertet und den Eltern möglichst bald nach den Pfingstferien vorgestellt werden.

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