Keine Nachfolger und alternde Stammgäste sind die Hauptgründe Kneipensterben in der Region

Sabrina Schwabund Alexander Bauer
 Foto: red

BAYREUTH. Bier und Brotzeit, Schafkopf oder Skat: Für den zwanglosen Treff mit Freunden fehlt immer häufiger der Ort. Vor allem auf dem Land geht der Kneipentod um und macht dem einst geschätzten Wirtshaus den Garaus.

 
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Seit 2001 hat jede vierte Kneipe in Deutschland geschlossen – auch in der Region zeigt sich der Trend. Klar ist: Das Wirtshaussterben betrifft jede Art von Gastronomie. In Mistelgau ist es der Mistelgauer Hof, in Eckersdorf das ehemalige Gasthaus Stamm und in Bischofsgrün die Poststube mitten im Ort – nur wenige Beispiele für Gaststätten im Landkreis, in denen der Zapfhahn versiegt ist. „Für viele kleine Kneipen ist das größte Problem wohl die fehlende Wirtsnachfolge“, sagt der Kulturgeograf Hans Hopfinger von der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Mit einem ganz Stab von Mitarbeitern untersucht er im Auftrag des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes das Kneipensterben. Sorgenvoll beobachten auch die Brauer die Entwicklung und machen sich Gedanken über die Ursachen.

Kein Nachwuchs und fehlende Stammgäste

Ulrich Bauer, Geschäftsführer der Glenk-Brauerei in Bayreuth, sieht es ähnlich wie Hopfinger: Viele Familienbetriebe stünden ohne Nachfolger da. Mit den Wirtsleuten sterbe das Wirtshaus. Dem Gasthof Täuber in Thurnau scheint dieses Schicksal ebenfalls zu blühen. Seit 1953 steht Dorothea Täuber hinter der Theke, zapft Bier und bereitet Brotzeiten. Der Familienbetrieb bestand früher aus Landwirtschaft, Metzgerei und Gaststätte. Heute betreibt die 81-Jährige ihre Kneipe nur noch als Hobby. Nachfolger? Fehlanzeige, trotz der sieben Kinder. Sie alle zeigen dem Wirtshaus die kalte Schulter. „Jeder hat seinen eigenen Beruf und will sich nicht bis 2 Uhr hinter den Tresen stellen“, sagt die alte Wirtin. Rentabel ist der Wirtsbetrieb wegen der Steuer und Versicherung schon lange nicht mehr, erklärt sie.

Auch die Konjunkturumfrage des Hotel- und Gaststättenverbands aus dem Jahr 2010 bestätigt dies. Hohe Energiepreise, Betriebskosten und Sozialabgaben machen den Wirten das Leben schwer. Außerdem müsste man die alten Betriebe ganz neu aufziehen. Die heutige Generation geht eben nicht mehr so gerne in eine einfache Kneipe, wie es früher noch üblich war. Nach Ansicht des Kulturgeografen Hopfinger belastet noch eine weitere Bürde die kleineren Landkneipen. Mit den florierenden Vereinsheimen wächst eine weitverbreitete Schwarzgastronomie. „Die Vereine schenken regelmäßig Getränke aus und machen den Wirtsleuten damit zu schaffen“, sagt Georg Ruckriegel, der in Seybothenreuth einen Gasthof betreibt. Er sieht noch ein weiteres Problem: Die Stammgäste werden weniger, nur vereinzelt kommen junge Menschen nach. Damit es sich wieder lohnen würde, müsste man mehr werben, Anzeigen schalten und mit dem Internet arbeiten.

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Foto (Archiv): Schiffner

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