Altstadt-Trainer Dieter Kurth analysiert die deutsche Nationalmannschaft Klose vorn, Lahm hinten

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Stoßstürmer statt „falscher Neun“: Miroslav Klose (links) nimmt wegen seiner Kopfballstärke in der Traumaufstellung von Altstadt-Trainer Dieter Kurth eine wichtige Rolle ein. Foto: dpa Foto: red

Dieter Kurth befindet sich im Fußballrausch. „Zu allererst bin ich im Altstadtfieber“, sagt der neue Trainer der SpVgg Oberfranken Bayreuth. „Aber da ist natürlich auch noch die Weltmeisterschaft.“ Und da der 51-Jährige von Fußball nicht genug bekommen kann, hat er mit dem Kurier über die deutsche Nationalmannschaft und die Chancen beim Turnier in Brasilien gesprochen.

 
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Der Kader

„Die Zusammenstellung passt“, sagt Kurth. Nur bei der Nachnominierung für Marco Reus ist er nicht zufrieden. Anstelle des defensiven Shkodran Mustafi hätte er sich eine weitere Offensivkraft gewünscht. „Kevin Volland wäre mein Kandidat gewesen. Als Joker hätte er sicher eine gute Rolle gespielt.“

Die Taktik

Die wichtigsten Fragen sind für Kurth schnell geklärt: Philipp Lahm als Außenverteidiger, ein Stoßstürmer statt einer „falschen Neun“ und eine eher defensive Ausrichtung mit schnellem Spiel in die Spitze. „Mit einem Stürmertypen wie Miroslav Klose ist Deutschland immer gut gefahren“, sagt Kurth. „Wir brauchen vorne einen drin, der die gegnerische Abwehr auch mit Kopfbällen in Bedrängnis bringen kann.“ Zu viel Ballbesitz und endlose Passtaffeten ohne Raumgewinn sieht Kurth ebenfalls kritisch: „Da sind wir dann zu verspielt und kommen kaum zu Chancen.“ Starke Nationen wie Brasilien oder Italien stelle man so kaum vor Probleme, gegen diese Gegner brächten überfallartige Angriffe mehr Erfolg.

Die Gruppenphase

„Das erste Spiel ist richtungsweisend. Gegen Portugal, den stärksten Gegner, darf Deutschland nicht verlieren. Wenn das gelingt, ist die Quali fürs Achtelfinale fast sicher.“ Gegen Portugal würde Kurth auf die Rechtsachse Lahm und Thomas Müller setzten. Sie müssen Portugals Star Cristiano Ronaldo beschäftigen und zu Abwehrarbeit zwingen. Zudem gelte es, Freiststöße in Strafraumnähe zu verhindern. Schnelle Konter könnten auf der anderen Seite zum Erfolg führen. Gegen Ghana und die USA würde Kurth eher eine Taktik mit viel Passspiel wählen. „Diese Gegner muss man zum Laufen bringen, dann tun sich Freiräume auf.“

Die Traumaufstellung

Kurth legt sich hier für alle Positionen eindeutig fest: Im Tor ist Manuel Neuer gesetzt, die Viererkette davor bilden Linksverteidiger Erik Durm, die Innenverteidiger Mats Hummels und Per Mertesacker sowie Rechtsverteidiger Philipp Lahm. „Auf dieser Position ist Lahm mit seinem starken Vorwärtsdrang einfacher noch wertvoller fürs Team“, sagt Kurth. Die Doppel-Sechs nehmen bei ihm Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger ein. Sie sollen mit ihrer Übersicht die Außenstürmer Lukas Podolski und Müller ins Spiel bringen. Auf der Zehner-Position sieht Kurth nicht Mesut Özil („Deutschland braucht einen starken Özil, aber er läuft gerade seiner Form hinterher.“), sondern Toni Kroos. Davor soll Stürmer Klose agieren. „Wenn alle fit sind, würde ich dieser Stammelf vertrauen.“

Die Verletzungsprobleme

„Deutschland muss über die Teamleistung kommen.“ Schon jetzt sei klar, dass zuletzt lang verletzte Spieler wie Khedira und Klose „höchstens 70 Minuten“ durchhalten. „Da sind dann Typen wie André Schürrle oder Mario Götze gefragt, die richtig Dampf machen.“ Die Verletzung von Marco Reus bedauert Kurth sehr, sieht darin aber auch die Chance für Podolski, der sich in richtig starker Verfassung befinde.

Die Vorbereitung

„Diese durchwachsenen Testspiele sind doch ab WM-Start hinfällig“, urteilt Kurth. „Deutschland hatte schon schlechtere Vorbereitungsphasen und ist trotzdem weit gekommen.“ Pluspunkt sei immer der Zusammenhalt gewesen und der sei auch dieses Mal groß. „Wenn ich sehe, wie die Bayern- und BVB-Spieler miteinander umgehen, dann stimmt mich das positiv“, sagt Kurth. „Auch wenn es eine schwierige WM für das deutsche Team werden wird, ist das Halbfinale drin. Und danach ist alles möglich, aber nur wenn dann auch die Chancenverwertung wieder besser geworden ist.“


Jugend-Kicker haben für Kurier TV die besten Szenen aus der deutschen Fußball-Geschichte nachgestellt. Hier sehen Sie das Tor im WM-Finale 1990 Deutschland gegen Argentinien (1:0).

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