Klinik-Angestellte steckt 200.000 Euro ein

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Klinikum Bayreuth. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Am Klinikum Bayreuth hat eine Mitarbeiterin etwa 200.000 Euro in die eigene Tasche gesteckt, aber der Arbeitgeber zeigte sie nicht an. Ein Akt der Menschlichkeit oder ein Akt der Vertuschung? „Keine Vertuschung“, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Vorsitzende des Aufsichtsrats.

 
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Großes Schweigen

Klinikum Bayreuth, im Juni. Kollegen einer Klinikum-Mitarbeiterin merken, dass etwas mit der Kasse nicht stimmen kann. Es wird geprüft und tatsächlich: Es fehlt Geld. Die Mitarbeiterin unterschreibt einen Auflösungsvertrag, arbeitet seit Anfang Juli nicht mehr. Warum, das erfährt keiner. Denn das Klinikum erstattet weder Anzeige noch informiert es seinen Aufsichtsrat. Die Öffentlichkeit schon gar nicht. Mehr als sechs Wochen später herrscht noch immer großes Schweigen über diesen Vorfall. Die Mitarbeiterin soll allerdings die Verfehlung eingeräumt haben.

Anruf im Klinikum. Dort zeigt man sich überrascht von der Information. Landrat Hermann Hübner (CSU) schweigt zu dem Fall. Er gehört zwar auch zum Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH, der über die Geschicke der Einrichtung bestimmt. Aber er überlässt das Sprechen der Vorsitzenden des Aufsichtsrates, das ist seit Januar die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG). Der Fall ist ihr bekannt.

OB: "Keine Vertuschung"

„Von Vertuschung kann keine Rede sein“, sagt Merk-Erbe, „wir sind informiert.“ Dem Klinikum gehe es „unter anderem um die Sicherung der Rückforderung“. Es laufen derzeit Untersuchungen, so der Ausdruck, „Klinikums-intern“. Es handle sich also um „ein schwebendes Verfahren und um eine Personalangelegenheit“, quasi eine doppelte Schweigepflicht. „Weitere Einzelheiten können nicht mitgeteilt werden.“ Allerdings sollen bereits Anfang nächster Woche diese Untersuchungen abgeschlossen sein.

Jemand greift tief in die Kasse seines Arbeitgebers, warum ruft dieser nicht sofort die Polizei, nicht einmal fast sechs Wochen danach? Merk-Erbe warnt davor, die betroffene Person „vorzuverurteilen“. Man müsse „erst mal abwarten, was bei den Untersuchungen herauskomme.“ Wenn sich allerdings das bestätige, was der Mitarbeiterin vorgeworfen werde, dann werde auch Strafanzeige erstattet.

Fehlende Transparenz?

Den Vorwurf fehlender Transparenz kontert Merk-Erbe so: Um eine Vorverurteilung zu verhindern, habe man sich entschlossen, zunächst nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. „Um den Personen Gelegenheit zu geben, Stellung zu nehmen.“ Merk-Erbe kennt nach eigenen Angaben die Mitarbeiterin persönlich nicht.

Der Geschäftsführer des Klinikums, Joachim Haun, war seit Bekanntwerden des Falles involviert. Zwischen dem Feststellen der „Unregelmäßigkeiten“ und den „weiteren Schritten“ sei überhaupt nicht viel Zeit vergangen. Ein Aufgabenpaket sei in engem Zeitrahmen abgelaufen. „Ich möchte vor allen Dingen in einem ersten Schritt den entstandenen Schaden fürs Haus wieder gutmachen.“ Auch Haun lässt den Vorwurf der Vertuschung nicht gelten. Man könne nicht öffentlich über den Fall reden, weil „wir in gegenseitigen Vereinbarungen stehen“ mit der Mitarbeiterin. Deshalb habe man den Fall auch nicht nach außen getragen.

Konsequenzen wenige Stunden danach

Die „ersten Konsequenzen“ seien bereits wenige Stunden, nachdem der Fall bekanntgeworden war, gezogen worden. Die Klinik sei dabei „sehr konsequent“ vorgegangen. Daraus lässt sich ableiten: Die Klinik wird Anzeige erstatten.

Die betroffene Mitarbeiterin leidet nach Informationen des Kuriers an psychischen Problemen, wie aus ihrem Umfeld zu erfahren war. Auch hier stehe an erster Stelle die Wiedergutmachung des Schadens, die seit Wochen im Hintergrund laufe.

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