Experte fürchtet Konflikte um Wasser, schlechtere Ernten und mehr Sturmwürfe im Wald Klimawandel trifft die Region heftig

Von Peter Engelbrecht
Warnt vor massiven Folgen des Klimawandels in der Region: Professor Christoph Thomas. Foto: red Foto: red

Der globale Klimawandel könnte auch in Oberfranken dramatische Folgen haben. Das fürchtet der Klimaforscher Prof. Christoph Thomas von der Universität Bayreuth.

 
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Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, dürfe keinesfalls als „verträglicher“ Klimawandel missverstanden werden, sagte Thomas auf Anfrage unserer Zeitung. „Es ist ein Versuch, noch dramatischere und eventuell katastrophale Klimafolgen abzuwenden“, fügte er hinzu. Bayern und Oberfranken werde sich beim Klimawandel nicht anders verhalten als Deutschland und Europa insgesamt. Es gebe jedoch einige regionale Trends: In Oberfranken werde es im Zeitraum 2021 bis 2050 noch wärmer werden. Im Winterhalbjahr steigen laut dem Experten die mittleren Temperaturen deutlich stärker (plus 1,4 bis 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu 1971-2000) als im Sommer (1,0 bis 1,1 Grad Celsius). Das Winterhalbjahr in Oberfranken werde deutlich feuchter mit einem Zuwachs von bis zu zehn bis 20 Prozent. Die Sommer und vor allem die Frühjahre würden deutlich trockener ausfallen mit Niederschlagseinbußen bis zu 30 Prozent. „Die Starkniederschläge im Winter werden deutlich zunehmen“, warnte der Experte. Je nachdem, wann und um wie viel das Zwei-Grad-Celsius-Ziel überschritten werde, fielen diese Trends noch dramatischer aus.

Die Folgen für die Landwirtschaft: Wassermangel zur Zeit der Aussaat und des Pflanzenwachstums im Frühjahr und Sommer bedeuteten schlechtere Ernten, wenn nicht mit künstlicher Bewässerung oder trockenheitsresistenten Sorten gegengesteuert werde, warnte Thomas. Beides berge Gefahren und bedeute erhebliche Investitionen. Höhere Temperaturen bedeuteten einen größeren Verlust von pflanzenverfügbarem Wasser durch mehr Verdunstung, „der Wassermangel spitzt sich also noch mehr zu“.

Die Folgen für die Wasserversorgung: Da Niederschläge mehr im Winter und in Form von Starkniederschlägen fallen würden, müsse die Wasserversorgung umgebaut werden. Das Ziel sollte sein, mehr Wasser in kürzester Zeit aufzunehmen und für die trockenen Sommer zu speichern. „Hier kann sich ein Konflikt zwischen Wasserbedarf der Landwirtschaft und der Bevölkerung entwickeln“, warnte der Wissenschaftler.

Die Folgen für das Fichtelgebirge: Die Gefahren für die Forstwirtschaft seien vielfältig und schwerwiegend. Eine extreme Witterung könne vermehrt Dürren und mehr Sturmwurf bringen. Durch die höheren Temperaturen verlängere sich die Wachstumsperiode, was wiederum zu mehr Verdunstung und damit zu verstärktem Wassermangel führe. Die nicht einheimische Fichte werde im Fichtelgebirge schlechter wachsen. Zusätzliche Risiken berge die höher werdende Waldbrandgefahr und der vermehrte Schädlingsbefall durch stark gestresste Bäume. „Hier sollte vorausschauend durch Waldumbau mit frühzeitiger Verjüngung durch stabile Mischwälder dem Klimawandel begegnet werden“, forderte Thomas.

Die Folgen für den Raum Bayreuth: Alles deute darauf hin, dass in Zukunft mit mehr Stürmen, Hochwasser und Katastrophen in der Region Bayreuth zu rechnen sein werde, betonte der Wissenschaftler. Extremes Wetter werde mit wärmerem Klima wahrscheinlicher.

Persönliche Einschätzung: „Obwohl ich ein Optimist bin, glaube ich nicht, dass wir das Zwei-Grad-Celsius-Ziel einhalten werden“, sagte Thomas. Seit dem ersten Bericht des Intergovernmental Panel of Climate Change 1990 seien selbst die schlimmsten CO2- Ausstoßvorhersagen von den aktuellen Zahlen übertroffen worden. „Dies darf aber nicht als Ausrede dienen, nichts zu tun und klein beizugeben. Wir müssen zusammen hart und stetig kämpfen, unsere Lebensqualität zu erhalten“, sagte Thomas.

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