Interview mit Prof. Christoph Thomas über den Weltklimavertrag von Paris Klimagipfel: "Ich bin begeistert"

Ist mit dem Weltklimavertrag von Paris zufrieden: Prof. Christoph Thomas. Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Mit dem Klima kennt er sich aus. Prof. Christoph Thomas ist der Leiter der Mikrometeorologie Gruppe an der Uni Bayreuth. Im Interview erklärt der Forscher, warum er mit dem Weltklimavertrag von Paris zufrieden ist.

 
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Herr Thomas, wie beurteilen Sie den Weltklimavertrag von Paris?

Christoph Thomas: Ich bin begeistert und zufrieden. Der Klimagipfel von Kyoto 1997 hat verbindliche Ziele für Treibhausgasreduktionen der Industrie- und Schwellenländer gebracht, die Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 war eine Niederlage für den Klimaschutz. Was bislang fehlte, war ein weltweites gemeinsames rechtlich bindendes Klimaziel. Genau das hat das Pariser Abkommen 2015 gebracht, es gibt dem Klimaschutz endlich das lang ersehnte politisch starke Mandat und eine konkrete Zahl für die zulässige Erwärmung. Es ging in Paris ja nicht um wissenschaftliche Ergebnisse oder konkrete technische Massnahmen, sondern um politische Verantwortung zum Schutz unseres Klimas, eine angemessene Verteilung der Aufgaben und Kosten, Wissenstransfer in ärmere und Entwicklungsländer, und Verpflichtung zur Hilfe der am meisten betroffenen Regionen und Länder.

Entspricht das Ergebnis Ihren Erwartungen?

Thomas: Es hat meine Erwartungen übertroffen. Das Zwei-Grad-Ziel ist ehrgeizig, jetzt „deutlich unter zwei Grad“ zu bleiben, wenn möglich die weltweite Erwärmung auf +1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen ist sehr ehrgeizig. Damit wir eine Chance haben, müssen jetzt sofort konkrete Maßnahmen folgen, der Wille dazu ist in Paris eindrucksvoll be(ur-)kundet worden.

Lässt sich das in der Praxis tatsächlich umsetzen?

Thomas: Ja, möglich ist es, dieses Szenario ist in dem letzten Bericht des Intergovernmental Panel of Climate Change durchgerechnet worden. Die nächsten Jahre bis 2020 stellen hier entscheidende Weichen. Die Schäden, die wir jetzt durch deutlich weniger Treibhausgasaustoß verringern oder vermeiden, müssen später nicht teuer und mit mehr Aufwand behoben werden, wenn das überhaupt möglich ist. Das Pariser Abkommen betont ausdrücklich, dass unser Ehrgeiz sich auf die Zeit vor 2020 konzentrieren muss, also jetzt. Nationales und gemeinschaftliches Vorpreschen ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht, Deutschland muss hier mit dabei sein.

Wer kontrolliert das Einhalten der Ziele?

Thomas: Das Pariser Abkommen sieht eine Kontrolle alle fünf Jahre beginnend in 2018 vor, hier sind alle 195 Vertragspartner in der Pflicht. Das Kyoto-Protokoll hat schon die notwendigen Kontroll- und Bilanzierungssysteme für Treibhausgase in den Industrieländern geschaffen, jetzt sollen diese weltweit angewendet werden. Paris fordert ausdrücklich Klarheit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Abrechnungen einzelner Länder. Doppelte Verbuchungen von Reduktionen und verschleierte Ausstöße sollen durch bessere Abstimmung zwischen Ländern vermieden werden. Wir Klimaforscher werden über die Temperatur messen, wie gut die Ziele eingehalten werden.

Das Gespräch führte Roman Kocholl

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