Kinder erfahren viel über Indien

Von Ralf Münch
Im Don-Bosco Kindergarten in Pegnitz werden für die Aktion "100 000 Laternen leuchten" Laternen mit indischem Dekor gebastelt. Die Spenden der Eltern gehen dabei an dieses Projekt, womit Kinder in Indien unterstützt werden sollen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Bald ist es wieder soweit. Die Kinder werden mit ihren Laternen in der Hand beim Martinsumzug mitgehen. Im Don-Bosco-Kindergarten haben die Eltern der Kinder in der vergangenen Woche die Laternen gebastelt. In diesem Jahr mit einem besonderen Hintergrund.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Kindergarten macht bei der Aktion „Lichterkinder – 100 000 Laternen leuchten für Kinder in Not“ mit, die von World Vision ins Leben gerufen wurde. Dieses Jahr soll von den Spenden, die von den Eltern der Kindergartenkinder gesammelt werden, Kindern in Indien geholfen werden. Genauer gesagt soll im Bundesstaat Bharuch im Nordwesten des Landes ein Kinderzentrum gebaut und gefördert werden.

Mit Perlen geschmückt

Wenn es um Indien geht, dann verbindet man damit knallbunte, leuchtende Farben. Und so wundert es nicht, dass die Laternen mit farbigen Steinen und Perlen geschmückt werden und das Papier mit farbenfrohen Ornamenten, Linien und Formen bemalt wird. Die Laternen wurden von den Eltern gebastelt. Im Kindergarten will man dem Nachwuchs Informationen über Indien weitergeben: Deshalb sitzen die Kinder im Halbkreis. Manche Buben haben einen Turban auf, manche Mädchen ein buntes Tuch auf dem Kopf und manche einen Punkt auf der Stirn. In der Mitte des Halbkreises steht auch ein Globus.

Eine uralte Kultur

Wenn für Kinder in Indien gesammelt wird, sollen die Pegnitzer Kinder mehr über das Land erfahren: Es besitzt eine uralte Kultur und ist sehr weit weg. Die Kinder lernen etwas über das größte Gebirge der Erde, den Himalaja. Die Erzieherin, die sich darum kümmert, heißt Sandra Niessner. Sie weiß, wovon sie spricht. Denn sie lebte zwei Jahre in Pakistan. Sie war damals fünf Jahre alt. Mit sieben zog sie mit ihren Eltern zurück nach Deutschland. „Ich bin damals mit meinen Eltern nach Hasan Abdal gezogen, weil mein Vater dort für die KSB eine Fabrik aufbaute. Ich kann mich immer noch sehr gut an die Zeit erinnern“, erzählt die 48-Jährige. Sie kann sie sich deshalb noch so gut erinnern, weil diese Zeit prägend für sie war. Niessner: „Im Nachhinein betrachtet glaube ich, dass mich diese Zeit unbewusst zu meinem jetzigen Beruf getrieben hat. Dass ich das Bedürfnis entwickelt habe, mit Kinder zu arbeiten.“

Armut in der Region

Sie hat die Armut in der Region erlebt – auch wenn es ihr und ihren Eltern dort sehr gut ging. Sie sah die ärmlichen Verhältnisse, weil sie von ihren Eltern immer wieder in Waisenhäusern mitgenommen wurde. Die Eltern haben dort immer wieder Geld und Bekleidung gespendet. Das ist zwar harte Kost für eine Fünfjährige, aber ihre Eltern hatten ihr immer wieder mit ihr darüber gesprochen – es gut aufgefangen, wie sie sagt.

Gastfreundschaft ist groß

Sandra Niessner hat auch das Kastensystem in Indien kennengelernt. Sie kann auch über die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft der Menschen dort erzählen. Über einen beinahe unkaputtbaren Lebensmut. „Viele der Menschen leben dort von der Hand in den Mund. Und dennoch wird man als Gast, selbst wenn man den Gastgeber gar nicht kennt, mit offenen Armen empfangen.“ Es sei schwer gewesen, damals wieder nach Deutschland zurückzukehren. Wegen den vielen Freunde und des Hundes, die Sandra zurücklassen musste.

Am Freitag stehen die Kinder mit ihren indischen Laternen auf der Straße. Sie wissen jetzt besser über Indien Bescheid. Besonders über die Verhältnisse, in denen ihre gleichaltrigen Kinder dort leben. Und besonders über die Wichtigkeit des Teilens. Dass es eben Menschen gibt, denen es nicht so gut geht wie uns. Eben ganz im Sinne von Sankt Martin.

Bilder