Wasserexperten untersuchen Gewässer Kieswäsch: Blaualgen stinken zum Himmel

Von Sonny Adam
 Foto: red

Die gefährlichen Blaualgen in der Kieswäsch sind nun ein Fall für das Wasserwirtschaftsamt Hof. Auch wenn die Mitarbeiter des Kulmbacher Bauhofs der Plage mit großen Rechen zu Leibe rücken und die stinkende Masse gleich tonnenweise abtransportieren, wirft das rasante Wachstum der Algen für die Wasserexperten viele Fragen auf.

 
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Der Wind in den vergangenen Tagen war ein zuverlässiger Verbündeter im Kampf gegen die übel stinkenden Blaualgen. Er hat die Algen vom Bereich am Kiosk zur gegenüberliegenden Seite der Kieswäsch geschoben. Dennoch schüttelt Klaus Lazarus vom Gesundheitsamt in Kulmbach nur mit dem Kopf, wenn er das Wasser sieht. Auch wenn acht Mitarbeiter des Bauhofes versuchen, mit langen Rechen der Plage Herr zu werden, ist die Situation noch immer augenfällig. Überall am Seeufer sind die unappetitlichen türkisfarbenen Algenteppiche zu sehen. Immer wieder fahren die orangefarbenen Lastwagen Stadt beladen zur Kompostieranlage. Drei Fahrzeuge sind im Einsatz. „Das ist das Einzige, was wir jetzt machen können“, sagt Uwe Angermann, der geschäftsführende Beamte aus der Stadtverwaltung. Und wie das klingt, ist er auch nicht zufrieden damit und würde gern mehr gegen die Blaualgen machen. Die Stadt hat ein Badeverbot verhängt. „Obwohl ja sicher sowieso keiner hier baden will“, sagt Angermann.

Tatsächlich hat sich die Situation aber in den vergangenen Tagen schon leicht verbessert. Doch der Geruch, den die Blaualgen verbreiten, steigt immer noch ekelerregend in die Nase, auch wenn die Algenmassen weniger geworden sind.

„Das Badeverbot, das wir jetzt verhängt haben, bleibt aber bis auf weiteres bestehen“, sagt Klaus Lazarus vom Gesundheitsamt. Denn es ist eine gesetzliche Vorschrift, dass nur in Seen gebadet werden darf, die eine Mindestsichttiefe von einem Meter aufweisen. Und die ist noch immer nicht gegeben. Bei Weitem nicht.

Lazarus hat seinen Probenkoffer aus Metall dabei und schöpft kleine Wassermengen aus der Kieswäsch. Sie werden etikettiert, dann im Koffer sicher verstaut. „Wir haben schon im August Proben genommen und haben festgestellt, dass die Blaualgen keine Toxine produziert haben“, sagt Lazarus. Das macht die Blaualgen so gefährlich: Sie können Toxine, also giftige Stoffe produzieren, die allergische Reaktionen, Ausschläge, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Ohrenschmerzen auslösen. Das tun die Algen aber nicht immer. Lazarus will nun herausfinden, ob es im Wasser Algengift gibt. Möglicherweise sind die Blaualgen an der Kieswäsch ja einfach nur unappetitlich und stinken – jedoch völlig ungefährlich.

Vom Wasserwirtschaftsamt Hof sind Anton Fußeder und der Chemielaborant Thomas Hortelmaus an die Kieswäsch gekommen. „Ich muss wirklich sagen, so etwas habe ich noch nicht gesehen. So einen extremen Befall gibt es selten“, sagt Fußeder. Und die Kieswäsch ist auch der am schlimmsten befallene See in der gesamten Region. „Diese türkisblauen Schlacken sind ein Zeichen dafür, dass die Algen schon am Absterben sind“, sagt er.

Unterdessen misst Chemielaborant Thomas Hortelmaus den Sauerstoffgehalt in der Kieswäsch. Mit 7,5 Milligramm und 81 Prozent liegen die Werte im normalen Bereich. „Das ist keine Sauerstoffübersättigung. Das könnte ein Zeichen sein, dass die Blaualgen die Photosynthese schon eingestellt haben und absterben“, sagt Fußeder. Doch was kann man gegen die Algen tun? „Belüften bringt gar nichts mehr“, sagt Fußeder. Auch die Praktik, dass früher oft Feuerwehren stundenlang Wasser in Seen spritzen, würde nichts nützen. „Man kann jetzt nur die Algen zusammenharken, versuchen sie zu entfernen und auf kühlere Temperaturen hoffen“, sagt er. Die entfernten Algen könnten nicht mehr Absinken und das Wasser weiter belasten. „Die Situation muss sich auf natürliche Weise lösen“, sagt auch Klaus Lazarus.

Doch woher kommen all die Blaualgen? Diese Frage bleibt zunächst offen.

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