Keine Angst vor HIV-positiven Menschen

Kampagne für sicheren Sex: Plakate sind derzeit auch in Bayreuth zu sehen. Foto: Eric Waha Foto: red

Knapp 400 Menschen in Bayern werden im Jahr nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts neu mit dem HI-Virus infiziert. 12.000 Menschen im Freistaat leben mit dem HI-Virus, etwa 1600 wissen nichts davon. Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember beantworteten Brigitte Hennings und Dorothee Köpsell von der Kölner Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer Kurier-Telefonaktion Fragen unserer Leser zu sexuell übertragbaren Krankheiten. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

 
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Ein junger Mann aus unserem Kegelverein soll HIV-positiv sein. Wie ansteckend ist das? Worauf müssen wir beim Umgang mit ihm künftig achten?

Selbst wenn der Mann das HI-Virus in sich tragen sollte, müssen Sie sich keinerlei Sorgen machen. Es ist ausgeschlossen, sich beim normalen Umgang mit HIV-positiven Menschen anzustecken. Das HI-Virus wird an der Luft schnell zerstört. Sie können aus dem Glas des jungen Mannes trinken, Sie können sein Besteck benutzen, Sie können ihn umarmen – es besteht keine HIV-Gefahr. Leider werden Menschen mit HIV auch heute noch oft ausgegrenzt. Wenn Sie sich Ihrem Vereinsmitglied gegenüber ganz normal verhalten, wäre das für ihn bestimmt gut.

 

Könnte man sich auf öffentlichen Toiletten mit HIV infizieren?

Zu einer Übertragung mit HIV kann es bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr und bei gemeinsamer Benutzung von Spritzbestecken beim Drogenkonsum kommen. Bei der Nutzung öffentlicher Toiletten ist eine Infektion ausgeschlossen. Dasselbe gilt auch für Schwimmbäder oder Saunen.

 

Hätte ich mir bei einem einmaligen ungeschützten Verkehr HIV zuziehen können? Wo kann ich das testen lassen?

Eine HIV-Infektion kann man bei ungeschütztem Verkehr nicht mit Sicherheit ausschließen. Ich rate Ihnen, beim zuständigen Gesundheitsamt einen Test machen zu lassen. Das kann man dort anonym tun. Es müssen allerdings mindestens sechs Wochen nach dem ungeschützten Verkehr vergangen sein – erst dann lässt sich mit dem Antigen-Antikörpertest eine HIV-Infektion sicher ausschließen.

 

Wie läuft der Test ab?

Ihnen wird etwas Blut abgenommen, mit einer sechsstelligen Nummer versehen und ins Labor geschickt. Nach ein paar Tagen können Sie das Ergebnis abholen. Es wird nicht per Telefon und nicht per Post mitgeteilt.

 

Wie lange muss man auf das Ergebnis warten, wenn man einen Schnelltest nutzt?

Diese Tests liefern nach etwa einer halben Stunde ein Ergebnis. Allerdings können sie erst drei Monate nach einem HIV-Risiko eine Infektion zuverlässig ausschließen. Man muss also länger bis zum Test warten.

 

Lassen sich die HI-Viren durch eine Therapie gänzlich vernichten?

Die Medikamente blockieren die Vermehrung von HI-Viren in den Körperzellen. Nach einiger Zeit ist dann kein HIV mehr im Blut nachweisbar. Die Infektion schreitet nicht fort, Aids lässt sich auf diese Weise verhindern. Den Medikamenten gelingt es jedoch nicht, HIV komplett aus dem Körper zu entfernen. Die Medikamente müssen daher lebenslang eingenommen werden.

 

Muss ich mit einem kleinen Geschwür an der Vagina zum Arzt? Könnte es eine Geschlechtskrankheit sein?

Bläschen, Warzen und Geschwüre können Anzeichen für die sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Herpes Genitalis, Feigwarzen und Syphilis sein. Diese Hautveränderungen sind sehr ansteckend. Oft bilden sie sich nach ein paar Wochen zurück. Aber das ist keine Heilung. Die Krankheit ist nur im Körper versteckt und kann nach einiger Zeit wiederkommen. Suchen Sie daher einen Arzt auf. Frühzeitig behandelt heilen die meisten STI ohne Folgeschäden aus.

 

Ist es angemessen, schon sehr junge Mädchen gegen HPV zu impfen? Unsere Tochter ist erst zehn Jahre alt …

Die Ständige Impfkommission empfiehlt diese Impfung für alle Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren. Die Impfstoffe werden innerhalb eines Jahres in zwei oder drei Teilimpfungen verabreicht. Sie können nur dann optimal vor Gebärmutterhalskrebs schützen, wenn alle Impfungen vor dem ersten Sex durchgeführt wurden. Für Mädchen in dieser Altersgruppe werden die Impfkosten von den Krankenkassen übernommen.

 

In unserem Unterstützerkreis wurde kürzlich diskutiert, wie Migrantinnen trotz sprachlicher und kultureller Barrieren an Infos zu safer Sex kommen. Haben Sie einen Tipp?

Auf dem Internet-Informationsportal www.zanzu.de erhalten Migranten auf deutsch und in zwölf Fremdsprachen einen diskreten Zugang zu Wissen in diesem Bereich. Sie erfahren, welche Rechte sie haben, welche Gesetze gelten, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert und wo sie Beratungsstellen in ihrer Nähe finden.

 

Weitere Infos:

Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für HIV und STI: Montag bis Donnerstag 10 - 22 Uhr, von Freitag bis Sonntag 10 - 18 Uhr unter der Festnetz-Nummer 0221/892031.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden Sie hier , die Seite zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen hier, Informationen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember hier.

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