500 Sportler und rund 10.000 Zuschauer werden ab 6. Mai zur Kegel-WM in Speichersdorf erwartet. Für die Region nicht nur ein sportliches, sondern auch ein wirtschaftliches Großereignis: Die Besucher müssen essen, trinken, wohnen und einkaufen. Viele Speichersdorfer Betriebe lassen diese Chance aber ungenutzt verstreichen.
Im Gasthof Imhof sind die Sportfunktionäre untergebracht. „Damit sie am Ort sind“, sagt Monika Gosslau. „Aber alle Zimmer habe ich nicht hergegeben.“ Schließlich müssten auch die Stammgäste, die unter der Woche im Gasthof wohnen, noch Platz haben. Ob der Gasthof auch ohne die WM so voll wäre, sei schwer zu sagen, weil auch sonst viele Ausflügler kämen. „Aber natürlich sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der WM eher positiv.“
Hier residiert das Deutsche Nationalteam. „Wir freuen uns unheimlich, dass die Deutschen bei uns untergebracht sind“, sagt Christine Püttner. „Aber die haben auch schon vor zwei Jahren angefragt.“ Was das Nationalteam essen wolle und ob es Sonderwünsche habe, werde sich erst kurz vor WM-Beginn zeigen. „Ich wollte die Nationalmannschaft nicht mit Planungen belasten.“ Natürlich sei die Zimmerbelegung durch die WM höher, aber der wirtschaftliche Vorteil sei nicht das Entscheidende. „Wir sind eine strukturschwache Gegend, die Außenwirkung der WM ist Bombe, das kann man nicht in Euro rechnen.“
Rosenthal ist der Hauptsponsor der Kegel-WM, „aus Verbundenheit mit der Region“, sagt Gianluca Colonna, Chief Operating & Sales Officer. Jeder Sieger bekommt eine Versace-Vase geschenkt, jeder Eintrittskarten-Besitzer zehn Prozent Rabatt im Rosenthal-Outlet. Außerdem hat das Unternehmen extra für die WM 3000 Kaffeetassen mit dem WM-Logo und 500 Becher mit einem speziellen Henkel im Kegel-Design als Erinnerungsgeschenke für die Aktiven produziert. Man hoffe, dass durch diese Präsenz die Umsätze im Outlet steigen, sagt Pressesprecherin Claudia Kasper.
„Es ist supertoll, dass die WM nach Speichersdorf kommt“, sagt Lothar Büringer: viele unterschiedliche Menschen, das besondere Flair in der Gemeinde, die Gemeinschaft der Nationen, „sowas gibt’s nur einmal im Leben“. Den Imagegewinn für die Gemeinde findet auch er wichtiger als die Einnahmen durch den Verkauf der Siegersträuße, „die man für die eigenen Veranstalter ja sowieso ein bisschen günstiger macht“. Ein bisschen sorgt sich Bühringer allerdings um den Muttertag: „Vielleicht bleiben die Kunden aus, weil sie denken, sie bekommen keine Parkplätze. Das wäre natürlich schade.“
Wirtschaftliche Vorteile habe die WM weit über Speichersdorf hinaus, glaubt Toni König. „Es gibt doch höchstens 150 Betten hier, das reicht hinten und vorne nicht.“ Weil die Kegler und Zuschauer morgens zur Halle und abends wieder in die Unterkunft müssen, hofft König auch auf einen Vorteil für sich – sowohl an der Tankstelle, als auch bei den Taxifahrten. „Aber viel Umsatz ist ja leider auch viel Steuer.“
Bäckermeister Rainer Müller hat keine Zeit für besondere Aktionen. Aber Brötchen, die könne er immer liefern. „Dann arbeite ich halt 18 statt 12 Stunden.“ Verrückt will er sich deshalb aber nicht machen: „Ich lass das auf mich zukommen. Wenn es was bringt, bringt es etwas. Und wenn nicht, dann nicht.“
Freitags, samstags und sonntags wird Emel Kargi ihren Döner nicht nur in im Geschäft, sondern auch vor der Halle verkaufen. „Hier läuft es gut, aber ob es dort dann auch gut läuft, weiß ich nicht. Speichersdorf ist ja so klein.“
„Die Kegler kaufen eher nicht bei uns ein“, sagt Andreas Wöhrl. „Höchstens Zigaretten und Lotto, aber dafür ist der Rewe zu nahe an der Halle.“ Wöhrl vermutet, dass von der WM vor allem die Gastronomen profitieren, „weil essen und trinken muss wirklich jeder“.
Am kommenden Sonntag, 3. Mai, lädt der SKC die Bevölkerung von 14 bis 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein, bei dem die Halle mit den fertig eingebauten Kegelbahnen begutachtet werden kann.
