NRW-Stadt befürchtet Situation wie in Köln Kein Karnevalszug: Angst vor Übergriffen

Von Elmar Schatz
Funkenmariechen tanzen bei einem Karnevalszug: In Rheinberg wurde der Umzug jetzt aus Angst vor Übergriffen wie in Köln abgesagt. Foto: dpa Foto: red

Aus Furcht vor Übergriffen auf Frauen wie in der Silvesternacht in Köln ist in der Stadt Rheinberg (Niederrhein) der Karnevalszug abgesagt worden. In Franken schüttelt man darüber den Kopf.

 
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In der Flüchtlingsunterkunft im Rheinberger Stadtteil Orsoy sind mehrere Hundert Asylsuchende untergebracht, darunter zahlreiche Nordafrikaner. Die Menschen würden keinen Karneval kennen und sich möglicherweise „falsch“ verhalten, so Jonny Strey, Leiter des Fachbereichs für Sicherheit und Ordnung.

4500 Deutsche träfen auf 500 Ausländer, „das ist bisher auch nicht dagewesen“, sagte er. Die Übergriffe von Köln spielten bei den Überlegungen eine Rolle. Man könne nicht ausschließen, dass sich so etwas wiederhole.

Die Flüchtlingsunterkunft sei jedoch nur einer von mehreren Gründen für das Sicherheitskonzept. „Ich verwahre mich dagegen, dass gesagt wird, das ist jetzt nur wegen der zentralen Unterkunft“, betonte Strey.

Der Präsident des ausrichtenden Rheinberger Karnevalsclubs 1. OKK 99, Paul van Holt, erklärte, die Zeit bis Rosenmontag reiche nicht, um die von der Stadt geforderten Sicherheitsauflagen zu erfüllen. „Deshalb haben wir schweren Herzens entschieden, den Zug abzusagen.“

In Orsoy befindet sich eine der Zentralen Unterbringungseinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Grund für die Stadt Rheinberg, ein Sicherheitskonzept zu verlangen, war neben der Flüchtlingssituation die Verlegung des Zugs vom Karnevalssonntag auf Rosenmontag. Die Kommune rechnete mit wesentlich mehr Zuschauern als üblich.

"Dann müssten wir über jedes Weinfest diskutieren“

Für Bernhard Schlereth, Präsident des Fränkischen Fastnachts-Verbandes, ist die Entscheidung der Kollegen in Nordrhein-Westfalen nicht nachvollziehbar. „Sonst stünden letztlich sämtliche Veranstaltungen mit größeren Menschenansammlungen vor dem Aus; dann müssten wir über jedes Weinfest diskutieren.“

Nach den Anschlägen in Paris im vergangenen November habe es zwar auch im fränkischen Verband eine Diskussion darüber gegeben, wie sicher der Fasching sei. „Aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Wenn wir unsere Lebenskultur davon beeinflussen lassen, hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht“, so Schlereth.                                                                       Mit Material von Mainpost