Jürgen Masel (53) will nach acht Jahren vom Amt des Dritten Bürgermeisters in Bindlach entbunden werden. Er gab persönliche Gründe an. In der Vergangenheit hatte er immer wieder die Amtsgeschäfte von Bürgermeister Gerald Kolb kritisiert.
Masel war noch zu Beginn der Sitzung am Montagabend ausgezeichnet worden. Das Staatsministerium dankte ihm für seine „Verdienste im Ehrenamt“ auf eben dem Posten, den er nicht mehr versehen will. Bürgermeister Kolb übergab ihm die Urkunde, beide lächtelten für die Kamera. Dann verlas Kolb die knappe Stellungnahme Masels, vom Amt entbunden werden zu wollen.
Darin heißt es, er wolle die Tätigkeit beenden aus „persönlichen und gesundheitlichen“ Gründen. Kolb dankte Masel in ebenso knappen Worten für „die bisherige Arbeit“. Er, Kolb, müsse die Entscheidung akzeptieren. Als Gemeinderat mache Masel ja weiter.
Masel will Ende Februar vom Amt entbunden werden, dem muss der Gemeinderat zustimmen. Masel hatte in der Vergangenheit die Amtsführung von Bürgermeister Gerald Kolb vor allem als Verwaltungschef kritisiert. Er ließ keine Zweifel daran, dass er sich eine Mitarbeiterführung im Rathaus anders vorstelle. Während den Sitzungen hielt sich Masel mit öffentlicher, auch inhaltlicher Kritik am Bürgermeister stets auffallend zurück.
Das gehöre sich auch so, bekräftigte Masel am Tag nach dem Rücktrittsgesuch. Es sei guter politischer Stil, wenn man Dritter Bürgermeister sei, dem Amtsinhaber nicht in den Rücken zu fallen. „Es geht um die Gemeinde und nicht um persönliche Animositäten.“
Aus Solidarität habe er aber auch „Dinge mitgetragen“, die ihm gegen den Strich gehen. Er wollte künftig „bestimmte Entscheidungen“ nicht mehr mittragen; auch die Art der Entscheidungsfindung sei „nicht meine Vorstellung von Demokratie“. Ob sich seine Kritik auf die Machtverhältnisse und den Umgangston im Ältestenausschuss bezieht, wollte Masel nicht kommentieren.
Er wolle jetzt „kein Porzellan zerschlagen“. Ihm sei wichtig, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Hereth als Dritter Bürgermeister nachrücke. Die SPD will Hereth als Nachfolger vorschlagen, sie ist die drittstärkste Partei im Bindlacher Gemeinderat. Masel steht eigenen Angaben zufolge auch nicht als Fraktionsvorsitzender zur Verfügung. Wer das künftig macht, stehe noch nicht fest.
Jürgen Masel war zweimal als Bürgermeisterkandidat der SPD gegen Gerald Kolb angetreten und hatte beide Male verloren. Er hatte im Kommunalwahlkampf 2014 einen Gesinnungswandel im Rathaus gefordert. Kolb überlasse zu viel der Verwaltung und mache die zukunftsweisenden Themen nicht zur Chefsache. 18,3 Prozent der Wähler sahen das im Rennen um den Bürgermeister-Posten wie Masel. Kolb siegte jedoch mit über 70 Prozent. Auf der Rangliste der beliebtesten Politiker liegt Masel auf Platz zwei hinter Kolb. Bei der Listenwahl bekam Kolb die Stimme von 3917 Bindlachern, Masel wählten 2282.
CSW-Fraktionsvorsitzender Werner Fuchs bedauerte Masels Entschluss. Er habe versucht ihn umzustimmen, und ihn ermuntert sich „nicht alles so zu Herzen zu nehmen“, aber nichts ändern können. Das gehe auch nicht mehr, sagte Masel. „Das alles geht mir viel zu nah.“ Das habe Auswirkungen auf Privatleben und Gesundheit. „Ich musste die Reißleine ziehen.“ „Wirklich erleichtert“ sei er aber erst, wenn er von seinem Amt entbunden sei. Seinen Wählern versprach er „sie ehrenhaft zu vertreten und die Dinge deutlicher als vorher beim Namen zu nennen“.
