Die Lage ist nach wie vor ruhig. Kein Funkspruch beordert die Gruppe an einen anderen Ort, an dem eine Eskalation drohen würde. Die Bereitschaftspolizei hat in ganz Bayern Einsatzhundertschaften stationiert. An sieben Standorten werden Auszubildende auf den Polizeiberuf vorbereitet. Von 6000 Bewerbern werden nur 1200 eingestellt. Die „Beponesen", wie sie sich selbst nennen, werden zu Fußballspielen, Demonstrationen und Festivals geschickt. Sie unterstützen die Landespolizei auch in anderen Bundesländern. Da die Mentalitäten unterschiedlich sind, ist dafür viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Erfahrung und die nötige Portion Gelassenheit, die bringt Christoph G. mit.
Als Gruppenführer hat er am Mittwoch das Kommando. Um fast einen Kopf überragt er die Kollegen. Der Einsatz an der Bierwoche ist für ihn nicht außergewöhnlich. Er hat schon Härteres erlebt: „Ich war beim G8-Gipfel in Heiligendamm dabei, da sind uns die Gehwegplatten um die Ohren geflogen." Er ist gespannt, wie sich der bisher ruhige Abend noch entwickelt. „In der Masse fallen die Hemmungen schneller", weiß er. „Je höher der Alkoholpegel, um so größer das Aggressionspotenzial."
Bei einem Angriff dürfen sich die Polizisten wehren, solche Zugriffe werden regelmäßig trainiert. Die Arbeit des Ordnungsamtes, der Feuerwehr, der Polizei, der Sicherheitsdienste und der Rettungskräfte von BRK, DLRG und Maltesern greift auf dem Bierfest ineinander. „Wir merken massiv, dass die Kollegen da sind", sagt Maximilian Türk, Einsatzleiter des Roten Kreuzes. Das bedeutet: „Weniger Schlägereien und alkoholisierte Patienten unter 18 Jahren." Er sitzt um 22.45 Uhr entspannt in der Notrufzentrale in der Stadthalle. Hin und wieder greift er zum Telefonhörer oder tippt etwas in den Computer ein. Im Erdgeschoss der Dr.-Stammberger-Halle werden von bis zu 40 freiwilligen Helfern die Patienten versorgt. Bislang waren unter den rund 140 Fällen hauptsächlich Schnittverletzungen und Kreislaufbeschwerden. Seit vier Monaten bereiten sich die Ehrenamtlichen vor, haben schon 1577 Stunden geleistet. Manche haben extra Urlaub genommen für den Bierwocheneinsatz. Und der dauert in der Regel bis um 1 Uhr. Wenn der Stadel schließt, geht's für die Retter und Polizisten erst richtig los.