Junge Japaner spielen Mozart

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Von der Berliner Philharmonie ins Bayreuther Zentrum: das Studentenorchester der Waseda-Universität unter der Leitung von Kiyotaka Teraoka. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn das mal nicht der Ritterschlag für den Europasaal im Zentrum ist: Großes Festspielhaus Salzburg, Musikvereinssaal Wien, Elbphilharmonie Hamburg, Philharmonie in Berlin und am vergangenen Montag: Europasaal im Zentrum. So liest sich der Tourneeplan des Waseda Symphony Orchestra Tokyo, das nun in der Konzertreihe der Kulturfreunde seine Visitenkarte in Bayreuth abgegeben hat.

 
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Dem Orchester, das einst sogar Herbert von Karajan in Begeisterung versetzt haben soll, eilt als einem der besten Studentenorchester der Welt ein hervorragender Ruf voraus. Bemerkenswert: Die rund 250 Musiker, von denen freilich nur ein kleiner Teil nach Bayreuth gekommen war, studieren Fächer wie Mathematik, Signalverarbeitung oder Luft- und Raumfahrttechnik. Nebenbei pflegen sie ihre Liebe zur Musik – und das auf hohem Niveau.

Hoffnungsvolles Signal

Darüber, dass die Streicher im Vergleich zu professionellen Orchestern dann doch etwas flacher klangen, konnte man leicht hinweghören. Auch an den Anblick der noch sehr jung wirkenden Musiker hatte man sich schnell gewöhnt. „Fast wie eine Puppenstube“, kommentierte eine Besucherin den Moment, als die Gäste von der Waseda-Universität ihre Plätze einnahmen. Zwischen dem Altersdurchschnitt der Studenten auf der Bühne und dem der Zuhörer im Saal lagen mehrere Generationen. In Zeiten wie diesen, in denen das Klassikpublikum immer weniger zu werden scheint, enthielt diese Szenerie durchaus auch ein hoffnungsvolles Signal: Mozart, Schubert und Co. könnten in einem kontinentalübergreifenden Transfer im Land der aufgehenden Sonne weiterleben – sollte sich eines Tages hier niemand mehr für deren Musik interessieren.

Stück aus Japan

Noch ist es nicht so weit. Der Saal im Zentrum war voll besetzt, die Musiker spielten präzise und das Publikum applaudierte begeistert. 19 Jahre war Franz Schubert alt, als er seine Sinfonie Nr. 5 B-Dur komponierte. Hätte er sich adäquatere Interpreten als die jungen Japaner wünschen können? Jedenfalls: die Musiker überzeugten auch bei Domenico Cimarosas Konzert für zwei Flöten in G-Dur und den vier Sätzen aus Wolfgang Amadeus Mozarts Serenade Nr. 10 B-Dur für zwölf Bläser und Kontrabass. In puncto kontinentalem Kulturaustausch war das Konzert des Waseda Symphonieorchesters ein Geben und Nehmen. Denn die Japaner hatten mit der Mattinata für Marimba, drei Flöten und Kontrabass von Teruyuki Noda auch ein modernes Stück aus ihrer Heimat mitgebracht – mitreißend interpretiert von Koochiro Kasa am Marimbaphone.

Man darf annehmen: Auch Karajan wäre begeistert gewesen.

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