6. Juli 2010, Verkehrsunfall Hörhof: Renate van de Gabel-Rüppel wird den Nachmittag nicht mehr vergessen. Sie war gerade auf der Bundesstraße von Bayreuth kommend unterwegs. Bei der Senke vor Hörhof stand die Sonne sehr tief. „Ich bin irgendwie auf die Gegenfahrbahn gekommen“, erinnert sich die 61-Jährige. Dort stieß sie mit der Fahrerseite mit einem VW-Bus zusammen. „Zum Glück hatte die Fahrerin nur leichte Verletzungen“, erzählt sie. Ihr Auto – ein grüner Golf – kam auch zum Stehen.
An was sich van de Gabel-Rüppel dann erinnern kann, ist Franziska Böhm von der Feuerwehr Creußen. „Sie hat mich angesprochen, gefragt, wie ich heiße, wie alt ich bin“, sagt sie. Dann wurde van de Gabel-Rüppel doch bewusstlos. Die Feuerwehr hat mit der Rettungsschere ihr Auto aufgeschnitten und sie rausgeholt. „Ich bin heute noch dankbar, dass die so schnell da waren“, sagt van de Gabel-Rüppel.
Neun Tage lag sie im Koma, gebrochene Rippen hatten ihre Lunge durchbohrt, die völlig zusammenklappte. Ein Vierteljahr lag sie im Krankenhaus, war noch auf Reha. Sie fährt wieder Auto. Manchmal ist es etwas mulmig, wenn ihr jemand entgegenkommt oder wenn sie in der Zeitung von einem Unfall liest. Aber Angst hat sie nicht, ihre Familie hat ihr nach dem Unfall gut bei der Verarbeitung geholfen. Der Unfall hat ihr gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Feuerwehren gut ausgestattet sind.
12. Mai 2011, Brand Seidwitz: Sebastian Bauer (35) ist stellvertretender Kommandant bei der Feuerwehr Tiefenthal, seit 2008 ist er außerdem bei der Feuerwehr Creußen, berufsmäßig bei der Autobahnmeisterei Trockau. „Da sind die Herausforderungen schon anders, als bei einer kleinen Wehr“, sagt er. Bauer ist Maschinist, Gruppenführer und Atemschutzträger. „Jeder Einsatz ist anders“, sagt er.
So auch der Einsatz damals. Er war als Zimmerer in Losau unterwegs, als der Alarm kam. „Auf dem Weg zum Creußener Feuerwehrhaus haben wir schon Flammen und Rauchwolken in Seidwitz gesehen“, erinnert er sich und sie wussten, dass es etwas Größeres ist. Die Mühle in Seidwitz stand in Flammen. „Wir waren gefordert zu verhindern, dass die Flammen auf die benachbarten Gebäude übergreifen“, sagt Bauer. Das hat auch geklappt. Rein ins brennende Gebäude konnten sie nicht mehr und so gab es nur von außen einen Atemschutzangriff. „Wir haben versucht, von außen zu löschen, haben Glutnester gesucht und die Wärmebildkamera eingesetzt“, erzählt er.
Zum Glück seien keine Menschen damals verletzt worden, so Bauer weiter. Auch Geflügel und Kleinvieh war von den Nachbarn schon vorher gerettet worden. „Wenn wir nur von außen löschen, ist der Adrenalinspiegel nicht so hoch“, sagt er. Anders sei das bei einem Innenangriff, wenn sie in ein verqualmtes Gebäude müssen, in dem vielleicht noch Leute sind und sie noch nicht wissen, wie sie wieder raus kommen. Trotzdem: „Die Feuerwehr ist mein Leben“, sagt Bauer. Vor allem das Technische und die Kameradschaft sind es, die den Reiz ausmachen.
4. bis 6. Juni 2013, Hochwasser Deggendorf: Auch Daniel La Faver (26) arbeitet bei der Autobahnmeisterei. Bei der Creußener Feuerwehr ist er seit 14 Jahren, ist Maschinist und Atemschutzträger. „Man hat damals mitbekommen, dass irgendwas im Laufen ist“, erzählt er. Damals war im Raum Deggendorf extremes Hochwasser und von Bayreuth sollte ein Hilfskonvoi starten. La Faver hat den Einsatzbefehl nicht mitbekommen, denn er war gerade in Bayreuth unterwegs.
Daheim hat ihn dann eine Kameradin angerufen, gefragt, ob er mitfahren würde. Das war für ihn keine Frage und flott hat er ein paar Sachen zusammengepackt und ist zum Feuerwehrhaus gefahren. „Wir sind dann mitten in der Nacht zur Wache in Bayreuth los und von dort weiter nach Deggendorf“, sagt La Faver. Am ersten Tag sollten sie Sandsäcke schlichten. „Aber das war zu gefährlich, denn der Damm drohte zu brechen“, sagt er.
Also sind sie zum Bauhof und haben dort Sandsäcke befüllt. Das war körperlich sehr anstrengend. Schon bei der Anreise haben die Creußener – zu acht waren sie – gesehen, dass stellenweise nur noch die Hausdächer aus dem Wasser schauten und die Sachen herumschwammen. „Das hat uns geprägt, zu sehen, wie die Menschen alles verloren haben“, sagt La Faver. Aber es war auch eine positive Erfahrung zu erleben, dass sich die Menschen dort gefreut haben, dass sie kamen, geholfen haben.
Drei Tage hat der Einsatz gedauert. „Alle haben zusammen geholfen, Einsatzkräfte und private Helfer. Das war schon beeindruckend“, sagt er. Das Ganze habe die Kameradschaft unter den Creußenern noch mal gefördert.