Jean-Paul-Tage sind Geschichte

Von Peter Rauscher und Michael Weiser
Bedauert das Ende der Jean-Paul-Tage in Bad Berneck: Der künstlerische Leiter Hans-Jürgen Schatz. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Die Jean-Paul-Tage in Bad Berneck wird es künftig nicht mehr geben. Bürgermeister Jürgen Zinnert (SPD) bestätigte dem Kurier am Mittwoch, dass der Stadtrat die Veranstaltung nicht weiter finanziell unterstützen wird.

 
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Einen entsprechenden Beschluss habe der Stadtrat im April mit 13 gegen eine Stimme gefasst, sagte Zinnert. Das Thema war nicht-öffentlich behandelt worden, weil möglicherweise eine Personalangelegenheit damit verbunden sein konnte, sagte Zinnert. Den Namen des Stadtrats, der dagegen gestimmt hatte, nannte er unter Berufung auf die Nicht-Öffentlichkeit nicht. Er habe in einem Brief am Montag den künstlerischen Leiter Hans-Jürgen Schatz über den Beschluss informiert.

15.000 Euro Zuschuss im Jahr

Zinnert bedauerte das Aus der „kulturell hoch stehenden Veranstaltung“ nach vier Jahren, bei der auch Mitglieder der Berliner Philharmoniker aufgetreten waren. Es liege nicht an Hans-Jürgen Schatz, betonte er. Die finanziell klamme Stadt, die Empfänger von Stabilisierungshilfe ist,  habe zuletzt jährlich 14.000 bis 15.000 Euro zuschießen müssen, bei 52 zahlenden Besuchern im vergangenen Jahr. Zinnert sagte, er gehe davon aus, dass der Stadtratsbeschluss das endgültige Aus der Jean-Paul-Tage in der bisherigen Form bedeute.

Kritik vom CSU-Stadtrat

CSU-Stadtrat Klaus Sowada, der bei der entscheidenden Stadtratssitzung im April nicht dabei war, bedauerte, „dass man nicht mehr getan hat, die Veranstaltung zu retten“. Die Bernecker für diese Veranstaltung zu begeistern sei nicht einfach gewesen, „man hätte mehr überregionales Interesse wecken müssen“. Die Bemühungen seien vielleicht nicht ausreichend gewesen. Ein runder Tisch im März zum Thema Finanzierung sei nicht mehr zustande gekommen, „da hätte der Bürgermeister mit mehr Nachdruck agieren können“.

Grundstein zur Romantik

Kultur, Landschaft, Ort: All das sollte bei den Jean-Paul-Tagen in Bad Berneck aufs gedeihlichste zusammenwirken. „Wo sonst sollte man das machen“, fragt der Schauspieler und Organisator Hans-Jürgen Schatz rhetorisch, „kein anderer Ort ist so geeignet wie der Ort, der auch von Jean Paul beschrieben wird und in dem sozusagen der Grundstein zur Romantik gelegt wurde.“

Nicht genug Leute da

Genügend Strahlkraft aber entwickelten die Tage nicht,  es blieb ein fünfstelliges Defizit, das sich die notorisch klamme Gemeinde nun nicht mehr leisten will oder kann. „Kostensparender arbeiten kann man nicht“, sagt Schatz, Erfinder und Ein-Mann-Organisationsteam  der Jean-Paul-Tage. „Tatsache ist, es waren nicht genug Leute da.“

Nicht einmal die Bayreuther kamen

Ein böses Wort möchte er nicht verlieren, jedoch stellt er einen einfachen Vergleich an. „Wenn nicht mal die Leute aus Bayreuth kommen, dann ist der Wurm drin“, sagt er. Bei seinen Veranstaltungen in Haus Wahnfried und bei der Klaviermanufaktur Steingraeber sei  „die Bude voll“ gewesen. Die Frage, ob sich Bad Berneck auf Eigenwerbung versteht und ob sich  die hochverschuldete Kommune ausreichend um Fördermittel bemüht hat: Schatz ist nicht der einzige, der sie indirekt stellt.

Fehlt die Weitsicht?

Jürgen Wolff vom evangelischen Bildungswerk äußert sich enttäuscht. „Das Aus für diese Veranstaltung ist sehr schade“, sagt er. Sehr kritisch äußerte sich in einem Facebook-Post der Grafiker und Jean-Paul-Fan Stephan Klenner-Otto: „Das ist ganz meine Erfahrung! Lass in kleinen Gemeinden die Finger von Kulturvorhaben die einen längeren Atem benötigen. Meist scheitern diese Dinge nicht nur an den Kosten, sondern auch an der fehlenden Weitsicht und dem Einsatz der örtlichen Verantwortungsträger.“

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